FYI.

This story is over 5 years old.

Features

In München mag keiner die GEMA, aber alle mögen Geld

Es ist eine dreckige und dreiste Lüge, wenn irgendwer sagt, es ginge bei Musik nur um Spaß oder Gefühle. Wie bei allem im Leben geht es am Ende des Tages verständlicherweise auch um den harten Cash.

Es ist eine dreckige und dreiste Lüge, wenn irgendwer sagt, es ginge bei Musik nur um Spaß oder Gefühle. Wie bei allem im Leben geht es am Ende des Tages verständlicherweise auch um den harten Cash. So auch am Donnerstag bei den GEMA-Protesten in München. Die GEMA will mehr Geld, aus reiner Habgier natürlich, wie man sich hier einig ist und die Clubbesitzer wollen ihres lieber behalten. Die Folge ist also, dass man zu einer GEMA-Demo am Weißenburger Platz aufruft, die eigentlich nur als Promotion-Aktion für die im Anschluss stattfindende Party dient. Dort ist der Eintritt zwar umsonst, aber ähnlich wie Musik wächst ja auch Bier nicht auf Bäumen. Alle sind heute hier und wütend auf die GEMA. Wenn man einen gemeinsamen Feind gefunden hat, dann springen auch gerne mal alle großen und mittelkleinen Parteien gemeinsam ins Bett, um Stimmung zu machen. Das ganze Arrangement wäre aber nicht komplett ohne Ali Khan, den vor allem in München bekannten Musiker und Entertainer, dessen Ego an diesem Tag dafür reicht, sich selbst als Partei auszurufen. Als Moderator trifft er es relativ gut, als er sagt: „Ich habe noch nie so viele Scheiß-Politiker auf einem Platz gesehen!“ Später lässt er dann alle anwesenden Parteifunktionäre in Reih und Glied aufstellen und gibt sie der Lächerlichkeit Preis, indem sie sich gegenseitig unterbieten müssen, wer am schnellsten das Problem aus der Welt schafft. Irgendwo in der Menge entdecke ich dann auch noch Johannes Ponader, momentaner Hartzer-Liebling der Nation. Der politische Geschäftsführer der Piratenpartei, auf dessen Rücken derzeit in der deutschen Medienlandschaft gerne die Hartz-4-Debatte ausgetragen wird. „Die GEMA war ursprünglich gegründet worden als Vereinigung für Künstler, aber inzwischen dient sie dazu, dass sie kulturelle Vielfalt behindert. Einzelne Künstler werden bevorzugt, eine Vielzahl der Künstler benachteiligt“, begründete er seine Anwesenheit. Auf meine Frage, ob er nicht vielleicht einfach keinen Bock hätte zu zahlen, sagte er: „Wir zahlen sehr gerne, auch Piraten zahlen gerne für Musik, Filme und Kultur, aber wir wollen, dass fair verteilt wird. Die GEMA macht derzeit eine Milliarde Euro Umsatz durch YouTube-Videos und will jetzt 50 Milliarden haben. Man kann keine alten Tarife auf neue Nutzungsformen anwenden.“ „Ich möchte auch morgen noch in die Clubs gehen können—und meine Kinder vielleicht auch.“ Doch egal, ob man sich über die neuen Tarifregelungen der GEMA aufregt oder ihr Blackbox-System bescheuert findet, bei dem in 120 Clubs deutschlandweit einmal pro Woche eine Stunde Musik von GEMA-Mitarbeitern abgehört wird, um zu ermitteln, wo die ganzen Gebühren hinfließen. Es gibt eigentlich nur eine Ursache für den ganzen Mist: Das Stimmsystem. Wenn auch endlich mal alle Künstler Stimmrecht in der GEMA bekommen würden und nicht nur die Top-5%-Premium-Mitglieder, dann ändert sich alles von alleine—oder auch nicht. Aber immerhin liegt dann die Schuld bei den Musikern selbst und die können nicht immer mit mahnendem Finger ihrer eigenen Vereinigung den Schwarzen Peter zuschieben.

Wie die Demo in München weiterging, vor allem wie sie außer Kontrolle geriet, lest ihr im gesamten Artikel bei VICE.COM.