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In den Raps von DorFuchs geht’s immer nur um das Eine: Mathe!

Mathe studieren, Raps schreiben, Musik produzieren. Alles kein Ding für das sächsische Multitalent.

Die Mathematik und ich waren noch nie besonders gute Freunde. Seit der Matura haben wir uns aus den Augen verloren, weil ich lieber mit Buchstaben als mit Zahlen abhängen wollte. Trotzdem haben Mathe und ich ab und zu mal Kontakt über meine Mutter, die Mathelehrerin ist: Letztens hat sie mir ein Video gezeigt, in dem ein schmächtiger Typ mit sächsischem Dialekt über Bruchrechnung rappt—und zwar gar nicht so schlecht. Mit Doubletime-Parts! Als Rap-Fan war ich natürlich sofort fasziniert und wollte mehr über DorFuchs erfahren. Ein Gespräch mit Mathematikstudent und Matherapper Johann Beurich a.k.a. DorFuchs.

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Noisey: Guten Morgen Johann! Warum nennst du dich eigentlich DorFuchs? Das musst du uns kurz erklären …
DorFuchs: Das ist Sächsisch für „Der Fuchs“. Und ich nenne mich so, weil der Fuchs halt schlau ist und ich durch die Mathe-Videos auch schlau wirken will.

Wann hast du bemerkt, dass du nicht nur ein Mathe-Genie bist, sondern auch rappen kannst?
Rapper wollte ich nie sein. Bis vor ein paar Jahren habe ich auch noch keinen Rap gehört. Und dann hatte ich beim Schreiben meines ersten Mathesongs—das war der zur p-q-Formel—gemerkt, dass das für eine gesungene Strophe einfach zu viel Text ist. Da musste ich den Text rappen—also eher aus der Not heraus. Dafür kannst du aber ganz schön schnell rappen und hast teilweise auch Doubletime Parts—wer ist raptechnisch dein Vorbild? Ich denke da zum Beispiel an Kollegah, Cro oder Weekend, die du auf Facebook geliket hast.
Naja, ich finde vor allem das VBT gut, weil das eher ein kleineres Rap-Battle-Turnier ist, wo alles noch nicht ganz so professionell ist. Vielleicht auch, weil es das ist, wo ich mal hinkommen kann—oder vielleicht schon bin. Ich höre mittlerweile viel Rap, vor allem unter dem Gesichtspunkt, dass ich ja selber auch rappe. Dann schaue ich mir an, wie andere Rapper das technisch machen. Aber ein konkretes Vorbild habe ich nicht. Mein Problem ist eigentlich, dass es meistens Battlerap ist, wo der Gegner heruntergemacht wird, oder es um Gewalt oder Drogen geht. Und wann sehen wir dich dann im VBT?
Gar nicht … das Format scheint ja auch ein bisschen rückläufig zu sein.

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Du kannst nicht nur rappen, auch sonst scheinst du ziemlich talentiert zu sein: Du spielst in deinen Videos Gitarre, Keyboard, Schlagzeug, du singst … baust du deine Beats auch selber?

Die Beats baue ich zuhause am Computer alle selber, ja.

Mit dem Fußball kannst du auch ganz gut umgehen: In einem deiner Videos jonglierst du den Ball 200 Mal und sagst dabei 200 Nachkommastellen von Pi auf. Wann zur Hölle hattest du Zeit, die auswendig zu lernen?

Als wir Pi in der Schule durchnahmen, waren im Mathebuch zehn Nachkommastellen abgedruckt. Die habe ich während des Unterrichts auswendig gelernt. Zuhause habe ich mir gedacht: Mal schauen, wie weit du kommst! Dann habe ich am gleichen Tag 50 Nachkommastellen gelernt. In den Sommerferien habe ich mir dann 100 vorgenommen und das dann auch auf Schnelligkeit getrimmt. Und dann habe ich es auf 200 Nachkommastellen aufgestockt. Für das Auswendiglernen von Pi habe ich insgesamt vielleicht ein, zwei Tage gebraucht. Wenn man sich Pi einfach mal anschaut und auch Muster darin sucht, geht das ganz fix. Das Schwierige war beim Fußball-Jonglieren, die Nachkommastellen aufzusagen, ohne lange nachzudenken, welche Ziffer als nächstes kommt.

Als du 2011 mit den Mathe-Raps angefangen hast, wolltest du eigentlich nur selbstironisch sein und dachtest, die Internetuser bezeichnen dich als einen Spinner, der aus Langeweile über Mathe rappt. Hättest du damals damit gerechnet, dass du so bekannt wirst?

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Nein. Damals hatte ich nur ein paar hundert Abonnenten auf meinem Kanal. Ich hatte da auch noch weniger anspruchsvolle Videos und dementsprechend wenige Klicks. Dann habe ich meinen ersten Mathe-Rap hochgeladen und der hatte nach einem Monat schon ein paar tausend Klicks, was leicht über dem Kanaldurchschnitt war. So schlecht schien es also nicht anzukommen. Und dann, als Lehrer und Schüler meinen Mathe-Rap entdeckt haben, hat sich herausgestellt, dass es den Leuten anscheinend hilft.

Andererseits—aber das ist bei jedem Rap-Video so—gibt es auch viele Hater-Kommentare. Beschäftigt dich das oder liest du die erst gar nicht?

Ich lese alle Kommentare! Aber ich würde fast sagen, dass bei mir relativ wenige Hater-Kommentare stehen. Man merkt immer schnell, dass die Leute es haten, weil sie es besser wissen. Oder, weil sie es nicht verstehen. Und allein dadurch stehe ich ja über den Dingen …

Du hast quasi das Genre des Mathe-Raps für dich beansprucht—wie sieht‘s mit Cash aus? Immerhin kann man schon „Polynomdivision – Dividieren. Multiplizieren. Subtrahieren.“- und „Minus P Halbe Plus Minus Die Wurzel Aus P Halbe Zum Quadrat Minus Q“-Shirts von dir bestellen.

Der T-Shirt-Store ist eher so eine Spaß-Aktion am Rande, weil ich für mich selbst mal T-Shirts machen wollte. Im Wesentlichen mache ich durch die Werbeeinnahmen auf YouTube Geld. Das reicht so als kleiner Nebenjob. Ich habe mir von dem Geld zum Beispiel eine neue Kamera gekauft—dafür reicht’s.

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Planst du denn weitere Karriereschritte und auf welchen Mathe-Rap dürfen wir uns als nächstes freuen?

So richtig geplant ist das Ganze ja eh nicht und es kommt halt so auf mich zu, wie es kommt. Auf jeden Fall mache ich weiter und schreibe jetzt gerade an einem Song zur Quotientenregel fürs Ableiten …

… Quotientenregel fürs Ableiten?

Ableitung ist ja im Grunde, die Funktion des Anstiegs herauszufinden. Und wenn man halt einen Quotienten U durch V hat, dann ist die Ableitung U Strich V Minus U V Strich durch V Quadrat …

… Okay und wie lange dauert es noch, bis du uns das rappenderweise auf YouTube erklären kannst?
Den Song habe ich bestimmt schon ein halbes Jahr im Hinterkopf. Jetzt bin ich gerade dabei, den Text zu schreiben. Ich habe schon einen 32-Zeiler, in dem der ganze Beweis drin steckt. Jetzt muss ich mir noch ein Beispiel ausdenken und dazu einen Text schreiben. Dann werden die Musik und das Video produziert. Wenn’s gut läuft, ist das in einer Woche fertig—aber ich denke, dass es eher einen Monat dauern wird …

Arne kann kein Mathe, aber Twitter—@ArneTweets

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