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Iggy Azalea hat uns mit ihren ersten Singles in die Irre geführt

Iggy Azaleas erste Singles haben nicht viel über das Talent der Rapperin ausgesagt. Wer sich ein Bild davon machen will, was sie für eine gute Rapperin ist, muss ihr Debüt The New Classic in seiner Gesamtheit genießen.

Ein Debütalbum ist für Musiker wahrscheinlich der aufregendste Moment ihrer Karriere. Oft werden hunderte Songs aufgenommen, von denen der Künstler am Ende die besten 15-20 aussortieren muss, in der Hoffnung, nicht nur seine Fanbase, sondern auch den Rest der Welt mit wenigen Tracks zufrieden zu stellen und gleichzeitig seine Geschichte zu erzählen.

Interessant ist die Geschichte von Iggy Azalea allemal. Mit 14 begann die Australierin zu rappen, mit 16 verließ sie ihre Heimat, weil sie sich in Rap verliebt hatte und Richtung USA wollte, dem Mekka des HipHops, wo sie sich später als erfolgreiche Solo-Künstlerin etablieren würde. Für erstes Aufsehen sorgte das Video zu ihrem Song „Pussy“, 2011 veröffentlichte sie dann ihr Mixtape Ignorant Art bevor sie der Welt erstmals den Titel ihres Debütalbums mitteilte: The New Classic sollte das gute Stück heißen, Interscope sollte es veröffentlichen, doch durch Iggys gute Beziehung zu Rapper T.I. beschloss sie, auf den Major-Deal zu verzichten und sich T.I.s Grand Hustle Gang anzuschließen. Darauf folgten Tourneen mit Nas, Rita Ora, und Beyoncé, ihre EP Glory und 2013 dann auch die Nachricht, Iggy sei doch nicht mehr bei Grand Hustle gesigned, sondern hätte bei Mercury und Island Def Jam Music Group einen Vertrag unterschrieben. Somit war auch endlich klar, dass ihr Album im September 2013 erscheinen sollte, was natürlich nicht klappte, auf Februar 2014 verschoben wurde, was natürlich auch nicht klappte. Bei den Grammys versprach sie dann, das Album würde im April kommen.

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Jetzt ist es da und eigentlich hatten wir erwartet, dass Iggy sich komplett auf die Fresse legen würde. Wir lagen einigermaßen falsch.

Kommen wir erst mal zum negativen Teil dieses Albums: Sein Debüt The New Classic zu nennen ist mehr als überheblich. Denn eigentlich ist an Iggys Album überhaupt nichts „new“. Und ein „classic“ ist es noch lange nicht. Nicht, weil es nicht das Potential dazu hat, sondern, weil Musik sich erst als Classic entpuppt, wenn sie sich auch Jahre später noch zeitlos anfühlt. Und Singles wie „Bounce“, „Work“ oder der absolut klischeehaft-klingende Song „Change Your Life“, auf dem auch Mentor T.I. zu hören ist, sind alles andere als zeitlos.

Die Songs sind total konventionelle Mischungen aus Uptempo HipHop-, House- und Trap-Beats, auf denen Iggy zwar rappt, was das Zeug hält, die Songs aber letztendlich nur ein weiterer Klon sämtlicher Club-Oden und Möchtegern Rap-Pop-Songs sind, die schon seit Jahren von allen möglichen verzweifelten Rappern gemacht wurden, um auch endlich mal DEN Song zu haben, der es an die Spitze der Billboard-Charts schafft oder Stripper dazu bringt, die Hüllen fallen zu lassen. Am Ende tun solche Songs aber lediglich nur eines: Sie machen aus potentiellen Iggy-Fans Skeptiker—und sind einfach nur irreführend.

Versucht man Iggys erste Singles aus seinem Gedächtnis zu löschen (was im Zweifel bereits passiert ist), sollte man dem Gesamtpaket eine Chance geben und The New Classic in seiner Gesamtheit anhören. Denn gleich der erste Track „Walk The Line“ müsste jegliche Hörer positiv überraschen. Auf dem Song lässt Iggy mit ein paar cleveren Zeilen und poppigen Chorus die letzten Jahre ihre Karriere Revue passieren und teilt jeglichen Hatern mit, dass sie an die Spitze will und so schnell nicht aufgeben wird. Danach folgt ein Banger nach dem anderen. Mit „Don’t Need Y’All“, „100“, „Impossible Is Nothing“ und „Goddess“ folgen Songs, die besser Singles hätten sein sollen. So wie „Fancy“. Mit Charli XCX auf dem Hook hat Iggy sich einen DJ Mustard-ähnlichen, wahren Club-Banger zusammengebastelt (der übrigens seit gestern bei den Hot Rap Songs Billboard-Charts auf Nummer eins ist). Simpel, aber hart und mit starkem Wiedererkennungswert. Ein Ohrwurm, zu dem man auch noch in ein paar Jahren wild mit Scheinen um sich werfen wird, sobald man ihn hört. Egal wo man ist.

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Songs wie diese beweisen nicht nur, dass Iggy rappen kann und einen Flow hat, der es ihr ermöglicht, es mit den Besten im Game aufzunehmen, sondern auch, dass sie ein gutes Ohr für Instrumentals hat. Denn die Produktion auf ihrem Debüt ist wie das Album alles andere als schlecht. Den größten Teil der Beats haben The Invisble Men beigesteuert, für die Pop-lastigen Songs haben The Messengers und Stargate gesorgt. Was dem Album aber fehlt, ist Substanz. Denn wer gehofft hat, nach „Walk The Line“ und „Don’t Need Y’all“ noch mehr über Iggy zu erfahren, hat sich geschnitten. Es scheint, als ob sie nach diesen Tracks jegliche autobiographische Elemente abgelegt hat, um sich auf das wesentliche Rap-Ding zu konzentrieren—stunten. Aber die vielen Allusionen an „fly whips“, „tall money“ und „champagne“ schnell an Originalität, was schade ist.

Dass es nicht einfach ist, sich als weiblicher MC zu etablieren, ist klar. Vielleicht muss man einfach hinnehmen, dass viele Rapper schlichte Hits wollen, und somit kein Weg an der Pop-Schiene vorbei geht. Auch nicht bei Iggy Azaleas The New Classic. Leider hätte sie nicht die Nicki Minaj-Route nehmen sollen, indem sie versucht, mit Club-Singles Fans zu gewinnen. Sie hätte Rap treu bleiben und mit ihrem Ohr und Talent für HipHop einen Hype aufbauen müssen. Denn erst wenn man das Album gehört hat, merkt man, wie viel Potential in ihrem Debüt steckt, und dass Iggy ihren Platz neben den wenigen weiblichen MCs eindeutig verdient hat.

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