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Ich war der erste DJ in Nordkorea

Brian aka DJ BO war wirklich der erste DJ, der je in Nordkorea gespielt hat.

Brian, aka DJ BO, mit einem seiner vielen Betreuer, die jeden Schritt seines DJ-Daseins in Nordkorea verfolgten.

[Anm.d.Red.: Wenn ich an Nordkorea denke, fallen mir drei Sachen ein: Gefängnislager, allumfassender Missbrauch von Menschenrechten und figurbetonte, schicke Militäroutfits. Woran ich nicht denke sind skrupellose DJs und Tanzpartys. Aber all das hat sich vor ein paar Wochen geändert, als wir mit Brian Offenther telefonierten, einen aus Südflorida stammenden Ex-Manager eines mongolischen Elvis-Imitators namens Nargie Presley (sucht nach ihm, es gibt ihn wirklich). Im August hat sich Brian, der unter dem Namen DJ BO auflegt, mit einem lokalen Veranstalter in Nordkorea eingeschlichen, um eine einmalige Performance im Koryo Hotel in Pyongyang abzuliefern. Er nannte den Abend „Shake Your (m)Ass Games“, um auf die Massenveranstaltungen in Nordkorea anzuspielen, auf denen in der Hauptstadt über 100.000 Teilnehmer in Reih und Glied tanzen. Wir riefen Brian an und fragten ihn, wie es war, der erste DJ in der nordkoreanischen Geschichte zu sein. Fotos von Abe Deyo.]

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Ich bin im Jahr 2007 mit dem Friedenscorps nach Darchan in der Mongolei gezogen und habe dort diesen mongolischen Elvis-Imitator namens Naranbaatar Tsambahorloo getroffen. Gleich darauf bin ich in eine Stadt namens Ulaanbaatar gezogen und habe einen Laden namens Cross-Eyed Gypsy eröffnet, den ich nach meiner Exfreundin benannte, die ich verließ als ich in die Mongolei zog. Nachdem ich ein bisschen rum kam, bin ich dann in Shanghai gelandet und arbeitete dort als DJ. Ich lernte ein paar Promotion-Agenturen kennen und bin mit einer namens Koryo Tours in Kontakt geblieben, die gleichzeitig der wahrscheinlich größte Veranstalter in Nordkorea war.

Sie organisierten mir eine Tour nach Nordkorea und ich realisierte bald, dass es noch nie zuvor eine DJ-Nacht in diesem Land gab. Ich mache Dinge gern als Erstes—ich habe bereits die erste 80er-Jahre-Party und die erste 50er-Jahre-Party in der Mongolei organisiert, warum also nicht auch der erste DJ in Nordkorea sein?

Das offizielle Poster für „The First Real DJ Party in the Democratic People's Republic of Korea“

Ich erinnere mich noch daran, wie ich über Peking durch das Land gereist bin. Als Amerikaner durfte ich nicht den Zug nehmen, also musste ich von Peking aus fliegen. Da die USA eine diplomatische Präsenz in Nordkorea haben, brauchte ich kein Arbeitsvisum. Ich war während meines gesamten Trips unter ständiger Aufsicht von Regierungsbeamten und hatte mindestens zwei oder drei Betreuer, die mir immer überall hin folgten.

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Ich legte in der Karaokebar eines großen Hotels in Pyongyang auf. Es war extrem kitschig, ein paar Fälschungen von bekannten Gemälden hingen an der Wand, es standen gefälschten Skulpturen herum und Pflanzen, die ich aus dem Weg räumen musste. Die Soundanlage war scheiße, es ging absolut nicht laut. Für US-Standards war es absolut unangebracht, aber die Optionen waren natürlich sehr beschränkt. Im Publikum waren ein paar Amerikaner und sie alle mussten 15 Euro zahlen, da Fremde nicht mit der nordkoreanischen Währung umgehen dürfen.

Wir fingen an, als der Raum voll war—ungefähr 100 Leute waren da. Es war eine seltsame Mischung: Touristen, ein Frisbee-Team, Jungs aus Yale, die so was sagten wie „Das ist cool“ und rumänische Diplomaten mittleren Alters, die nach obskurer rumänischer Diskomusik fragten. Und dann gab es noch die Nordkoreaner, die entweder richtig verängstigt oder richtig neugierig waren.

Die Nordkoreaner führten sich auf, als wären sie bei einer Siebtklässler-Party.

Die Nordkoreaner haben in ihrem Leben noch nicht ohne Choreographie getanzt. Es gibt keine Diskos in Nordkorea, sie wussten einfach nicht, wie man tanzt. Ich sagte ihnen: „Ihr müsst euch einfach nur bewegen!“ Es war wie in Dirty Dancing oder Footloose oder so.

Es war wie in Dirty Dancing oder Footloose oder so.

Ich fing mit einem Little-Richard-Song namens „Get Down With It“ an und zuerst tanzten nur die Fremden, nicht jedoch die ansässigen Nordkoreaner. Die Akustik war echt scheiße. Du konntest zwar die Musik hören, aber sie hat niemanden wirklich berührt. Ich habe mir das Mikrofon genommen, bin durch die Menge gelaufen, habe mir dir Leute geschnappt, mit ihnen getanzt und währenddessen ein paar Übergänge verpasst.

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Die Nordkoreaner standen nur herum, als wären sie auf einer Party für Siebtklässler. Also fing ich an, Musik zu spielen, die ich normalerweise nicht auflege, typisches Top 40 Zeug. Ich spielte sogar „Makes Me Wonder“ von Maroon 5 und die Europäer gingen total ab, schnappten sich die nordkoreanischen Mädchen und zeigten ihnen, wie man tanzt. Dann warf ich ein paar Titel von Chuck Berry, Janet Jackson und den Village People ein. „YMCA“ kam gut an. Schließlich ist das ein choreographierter Tanz und die Nordkoreaner haben ihn sofort verstanden und konnten ihn nachmachen. Das Gleiche passierte bei „The Twist“.

Die Europäer gingen total ab, schnappten sich die nordkoreanischen Mädchen und zeigten ihnen, wie man tanzt.

Im Laufe des Abends ist zweimal der Strom ausgefallen, also fing ich einfach an, irgendwas zu schreien, während wir darauf warteten, dass der Strom zurückkam.

Ich glaube nicht, dass die Leute danach dazu bereit waren rauszuspringen und auf den Straßen zu tanzen, aber sie haben es irgendwie verstanden. Ich habe einfach Zeug von Now That's What I Call Music! und so eine Scheiße gespielt, aber Rock existiert eigentlich nicht in Nordkorea. Es gibt auch keine Popmusik. Sagen wir es mal so: Es gibt kein Internet, es gibt kein Radio, also was sollen sie schon tun? Ich würde nicht sagen, dass die Nacht eine Ecstasy-artige Stimmung erreicht hat, aber ich habe das Gefühl, ich habe die Tür wenigstens ein bisschen eingetreten.

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