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Setzt die grüne Brille ab, Koks ist die neue HipHop-Droge

„Spricht er jetzt von Koks?“

Wir hatten früher einen Codex in unserer Crew: Kiffen ist in Ordnung, aber wer mit Koks rummacht, kriegt eine auf's Maul. Wir hatten das Zeug nie probiert und konnten es uns mit 18 auch nicht unbedingt leisten, aber wir hatten Respekt davor. Außerdem war Kokain was für Techno-Idioten, und wir waren schliesslich besser als die. Wir haben Rap gemacht! Seitdem sind einige Monde vergangen und unsere Rap-Karriere ist nicht ganz so glamourös gelaufen wie geplant. Vielleicht waren wir einfach zu schlecht. Oder zu stoned.

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Heute sind Rapper zwar immer noch stoned, aber Gras ist doch eh fast schon legal und damit uninteressant. Stattdessen macht Baba Haft „Cash mit Schnuff“ und die Großraumdisco tobt, Sido weint im Radio über Blut im Taschentuch, Gzus' Para duftet nach gekochtem Koks und deine Mutter steht in der Küche und wäre plötzlich gerne Astronaut. Alles Topseller. Es ist ganz bestimmt nichts Neues, dass Drogenkultur und Rap Hand in Hand im Hopserlauf durch den Zauberwald der Musik springen. So cool wie heute war Kokain im Rap aber schon lange nicht mehr—vielleicht sogar noch nie. Hier sind ein paar Gründe, warum Koks die neue Trenddroge im HipHop ist.

Foto: Flickr | andronicusmax | CC-BY 2.0

Koks ist elitär

Gras ist was für Studenten und Hippies. Rapper wollen aber der Boss sein: Boss-Flow, Boss-Auto, Boss-Anzug und Boss-Droge. Bosse geben sich nicht mit billigem Speed oder Hippiekräutern ab, denn das sind Substanzen für verlotterte Loser. Die junge Führungsetage ist gepflegt! Sie networkt nachts in der Schlange zum Klo mit einem wichtigen Kunden und bestellt nach der Kabinen-Konferenz Nachschub beim Koks-Taxi. Ein sauberer Boss-Lifestyle eben. Ein Normalo kann sich das nicht leisten, aber Rapper sind eben keine Normalos. Kanye zieht weiße Linien vom Rücken einer schwarzen Frau und nennt das dann Zebra („No Church in the Wild“), Drake rollt durch die Gegend mit seinem „Cocaine-Coupe“ („Star67“) und „Sonny zieht das Koka von der Messerspitze“.

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Koks ist rebellisch

Klar, dass es Mamas nicht mehr schockt, wenn das Kind Bong rauchend in seinem Kinderzimmer hockt und dabei Blumentopf (R.I.P.) pumpt. Schließlich gönnt sie sich selbst einen Feierabend-Joint, womöglich sogar auf Rezept vom Arzt. Wenn der Sohn oder die Tochter allerdings seit zwei Wochen den Sonntagsbraten verschmäht und gleichzeitig bei der nächsten Kellerparty mit den Besten „gib mir Wodka, gib mir Koks—heute Abend wird ehrenlos“ schreit, ist die Mama empört und das pubertäre Rebellengefühl wieder hergestellt. So ähnlich geht es auch deinem Lieblingsrapper, dessen Album du jetzt noch viel lieber kaufst.

Koks ist weltmännisch

Rapper wollen zeigen, dass sie mit dem Jetset mithalten können. „Been there, done that“ ist das Stichwort. Die wichtigen Weltstädte? Schon längst gesehen. Exotische Frauen? Schon längst bestiegen. Designer-Klamotten? Die meisten Rapper können die Marken zwar nicht aussprechen, aber dafür umso selbstbewusster tragen. Die Droge der Schönen und Reichen? Ein Rapper weiß bestens damit umzugehen. Seine Connection ist natürlich so gut, dass sie ausschließlich Spanisch spricht. Aber das ist nur eine von fünf Sprachen, die ein Rapper heute drauf hat.

Koks ist Gangster-Pate

Pablo Escobar, El Chapo, Griselda Blanco, John Gotti, Scarface—Ikonen der organisierten Kriminalität waren schon immer Vorbilder für Gangster-Rapper, egal ob in echt oder im Film. Vor allem in Zeiten wie heute, in denen man mit Straßen-Rap gute Euros machen kann, ist die Konkurrenz groß und die Anbieter überschlagen sich mit krassen Geschichten aus dem Alltag eines echten Hustlers. Und was ist bitte krasser als ein Koks schiebender Kartellboss mit Privatzoo und Massenmördern als BFFs?! Es klingt doch viel beeindruckender, wenn man in einem Lied zehn Kilo Weißes vertickt, anstatt einer Tüte Salvia.

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Koks ist weißes Startkapital

Kein Label, kein Videobudget und eine Gesangskabine aus drei Matratzen—auch hier hilft das weiße Pulver. Dieses Mal aber nicht nur lyrisch. Hohe Gewinnspanne, einfach zu Strecken, treue Kundschaft, gesteigerte Straßenkredibilität—kein Startkapital für eine erfolgreiche Karriere im Musikgeschäft könnte besser zu einem Rapper passen. Und spätestens seit Breaking Bad versteht auch der letzte Trottel etwas von „layering“ und wie die illegalen rosaroten Wattestäbchen mit den sauberen blauen Wattebäuschen vermischt werden. Und schwups, wird das „Geld gewaschen mit SSIO und Xatar-Mucke“. Das Beste daran: Nach der ganzen harten Arbeit, darf man auch noch öffentlich damit angeben, weil Rap-Texte als Beweis vor Gericht nicht gültig sind. Ist ja schließlich alles reine Fiktion.

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