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Interviews

Future Islands sind seit elf Jahren (fast ununterbrochen) auf Tour

Future Islands erleben seit Anfang des Jahres plötzlich, wie schnell man im Netz von Indie-Popularität zu Hype werden kann.

Mit den Future Islands ist in den letzten Monaten etwas recht Seltsames passiert—die Band aus Baltimore ist Indiefans bestimmt seit vier bis fünf Jahren ein Begriff, aber zuletzt erlebte sie mehr oder weniger aus dem Nichts einen regelrechten Hype. Schuld daran war wohl der kurz vor der Rente stehende Comedian und Late Talker David Letterman. Dort traten Future Islands Anfang des Jahres auf und erlebten plötzlich, wie schnell man im Netz von Indie-Popularität zu Hype werden kann und das auch im hohen Bandalter von acht Jahren nach Gründung.

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Während unseres Interviews wird klar, dass die aktuelle Tour und die Strapazen der letzten Jahre Spuren bei der Band hinterlassen haben. Sie seien seit drei Wochen alle krank, krächzt Sänger Samuel. Er spricht, in seinen Stuhl versunken, die ganze Zeit mit geschlossenen Augen. Bassist William hält sich mit Club Mate wach und Keyboarder Gerrit ist freundlich aber wortkarg.

Noisey: 2006 habt ihr Future Islands gegründet. Seitdem seid ihr sehr viel auf Tour. Ich glaube, ich habe ca. 1.000 Shows auf eurer Webseite gezählt.
William: Ja, wir nähern uns der 1.000-Marke. Wir haben jetzt ungefähr 850 Konzerte weltweit unter dem Namen gespielt. Vorher hatten wir auch eine Band zusammen. Auf Tour sind wir also seit etwa elf Jahren.

Ihr wirkt grade alle ein bisschen angeschlagen. Was sind denn eure Strategien, um auf Tour zumindest halbwegs fit zu bleiben?
William: Wir haben früher unterwegs in einem Minibus geschlafen, haben Haus-Shows gespielt und Bier zum Frühstück getrunken. Heute machen wir das nicht mehr. Wir versuchen jetzt, viel Gemüse zu essen und genug zu schlafen. Das ist aber echt schwierig. All das, was zuhause ganz einfach zu machen wäre, geht auf Tour nicht.

Samuel, du springst, tanzt und schreist auf der Bühne sehr viel. Ist das Touren für dich anstrengender als für die anderen?
Samuel: Physisch verlangt mir das schon sehr viel ab. Aber die anderen Jungs haben ja auch ihre Jobs in der Band, die sie körperlich oder geistig anstrengen. Ich weiß nicht genau, ob das härter für mich ist als für sie.
William: Jeder von uns übernimmt viele Aufgaben, die gar nichts mit dem Touren zu tun haben. Wir haben jetzt seit Neuestem ein Management. Bisher habe ich 30 E-Mails am Tag für die Band beantwortet. Jetzt schick ich das alles unserem Management. Wenn wir die im Moment nicht hätten, würden wir verrückt werden! Also noch mehr als sowieso schon. (lacht)

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Ihr habt ja gerade ein ziemliches Hoch und habt im Netz viel Applaus für die Performance bei Letterman bekommen. Wer oder was hat euch eigentlich zu dieser Bühnen-Show inspiriert?
Samuel: Als ich das erste Mal Ian Curtis von Joy Division gesehen habe, hat mich das umgehauen, wie er sich in die Musik hinein fühlt. Ich habe aber nie jemandem nachgeeifert. Ich bin auf der Bühne einfach so, wie ich denke, dass das zur Musik passt und wie ich es gut finde. Bei den Shows tanze und singe ich so, damit die Leute etwas fühlen und ich mich mit der Musik verbinden kann.

Manche Fans und Kritiker vergleichen deine Performance mit der von Schauspielern wie Marlon Brando oder Joaquin Phoenix. Ergibt das für dich Sinn?
Samuel: Ich bin kein Schauspieler. Ich schreibe, was ich fühle und trete damit auf.

Und wie reagiert das Publikum darauf?
Samuel: Ich hoffe, dass sie etwas fühlen, wenn ich mich auf der Bühne z.B. selber schlage. Aber das ist jedem selbst überlassen. Es ist mir egal, ob das jetzt Angst, Ekel oder Begeisterung bei den Leuten auslöst. Dafür bin ich ja nicht verantwortlich.

Euer aktuelles Album Singles versprüht sehr viel Nostalgie. Sowohl in den Texten als auch mit dem Sound von Drum-Computern und grellen Keyboards. Ist das das Gefühl, das ihr bei den Hörern wecken wollt?
Gerrit: Wir schauen eigentlich immer, was passiert, und lassen uns überraschen. Es gab nie einen Plan, was wir genau ausdrücken wollen oder welche Stimmung da jetzt rüberkommen soll.
William: Ich denke, die Leute finden unsere Musik nostalgisch, weil die sie an die New Wave Bands der 1980er erinnert. Für uns ist unsere Musik immer etwas Neues, aber wenn die Leute das so einordnen, ist das okay.

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Ist der Titel der Platte ein Witz? Oft heißt es ja, Plattenfirmen würden ihre Bands anspornen, nur Hits zu schreiben. Spielt Singles darauf an?
Samuel: Die Idee gefällt mir, aber es war nicht als Witz gedacht. Wir wollten einfach versuchen, Songs zu schreiben, die für sich stehen. Wir haben bisher immer in Alben gedacht. Jetzt wollten wir aber lieber einzelne Geschichten erzählen und gute Popsongs schreiben. Eine andere Idee war, das Album Short Stories zu nennen, denn die Platte soll auf keinen Fall ein Konzeptalbum sein, das eine durchgehende Geschichte erzählt. Diese Songs sind nicht miteinander verbunden! Das war uns wichtig.

Sind das alles deine Geschichten?
Samuel: Ja, ich nutze für die Texte meine eignen Erfahrungen und Erinnerungen, denn in meinem Leben kenne ich mich ja aus. Das ist alles, was ich habe. Wenn ich jetzt anfangen würde, über Politik und Religion zu schreiben, wäre das sinnlos. Ich will keine Statements zu solchen großen Themen abgeben. Ich kann nur von mir selbst erzählen.

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