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Reviews

Fujiya & Miyagi—,Artificial Sweeteners‘

Das fünfte Album der Kraut-Elektroniker ist in etwa so nötig wie Diabetes und Karies zusammen.

Fujiya & Miyagi
Artificial Sweeteners
Yep Roc

Meine Freundin macht derzeit Nahrungsumstellung, die Süßungsmittel stehen auf dem Diätplan: Um normalen Zucker will sie zukünftig einen Bogen machen, stattdessen steht jetzt Birkenzucker bzw. Xylit auf dem Einkaufszettel. Der ist genauso süß wie das raffinierte Original, der Zuckerersatzstoff soll aber für ein geringeres Kariesrisiko bei weniger Kalorien sorgen. Wer braucht da noch künstliche Süßstoffe? Nachdem die Kraut-Elektroniker Matt Hainsby, Steve Lewis, Lee Adams und ihr Frontmann David Best alias Fujiya & Miyagi mit ihrem zweiten Album Transparent Things 2006 noch für völlig natürlichen Rübenzuckerschock sorgten, ist ihr fünftes Album Artificial Sweeteners heute in etwa so nötig wie Diabetes und Karies zusammen. Wer auf die bewährte Süße vergangener Tage steht, ist ja eh schon angefixt, und die neuen Stücken mäandern auch wieder verlässlich um die Pole Funk, Indietronica, Psychedelic und Experiment.

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Aber warum soll man diese mal süße, mal saure Soße auf Albumlänge den Kids von heute noch verkaufen? Der schön stumpf grollende Titeltrack gibt da auch wenige Antworten: „Artificial Sweeteners are sweet / and you're so artificial / (sweeter than sugar)“ sprechsingt Best die Verbindungen zwischen menschlicher Oberflächlichkeit und Nahrungs- bzw. Genussmitteln her. Aha! Und auch anfangs angedeutete Acid-Stücke über biochemische Derivate wie Tetrahydrofolsäure sind nur bei akuter Methanolvergiftung wirklich zwingend. Vielleicht ist das ja die Lösung: Wer sich mit Methanol und Saccharin volllaufen lässt, wird auch von diesem Album seinen Schock bekommen. Ich spüle jetzt lieber mit Chlorhexidin, bevor ich mir diesen neuen Birkenzuckerscheiß in den nächsten Kaffee rühre.

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