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„Auf dem Balkon stehen, winken, das ist lustig!”—Friedrich Liechtenstein spricht zu Berlin

Super witzig, super ironisch, super Werbung—supergeil. Neben Grußgesten arbeitet die Werbeikone Friedrich Liechtenstein an seinem neuen Konzeptalbum ‚Bad Gastein’.

Super witzig, super ironisch, super Werbung—supergeil. Man muss über diesen Satz hinaus nicht weiter elaborieren, um zu verstehen zu geben, dass er auf den Hauptdarsteller eines derzeit beliebten Viralwerbevideos einer Lebensmittelkette anspielt. Nachdem sich das In- und Ausland tagelang an den Phänomenen Reklame und Viralität abgearbeitet hat und das Gesicht des Werbespots—der Lebenskünstler, Schmuckeremit und Musiker Friedrich Lichtenstein—die allgemeine Verzückung nicht mehr ignorieren konnte, kündigte er vorgestern Abend via Facebook sein Erscheinen an:

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Post by Friedrich Liechtenstein.

„Was soll das werden?”, war auch die Frage, die sich in der Noisey-Redaktion aufdrängte. Und da die VICE-Redaktion nur einen Steinwurf vom IC-Berlin-Haus—dem Quartier Liechtensteins—entfernt liegt und das Ganze nach einer herrlich typisch-dämlichen Torstraßen-Aktion klang, lag ein Besuch auf der Hand.

RTL war schon vor Ort. Am Späti gegenüber sammelten sich rund hundert Menschen, um den Dingen zu harren, die da kommen mögen. Um 18:32 Uhr: Li(e)cht(enstein) an. Zum hypnotischen Instrumental „Falling”—Angelo Badalamentis Komposition aus David Lynchs legendärer Serie Twin Peaks—sprach Liechtenstein nach unten. Kurze Grußfloskeln, Worthülsen, „Ich habe euch nicht wiedererkannt. Photoshop. Eure Gesichter waren verändert.”

Dazu: kurzes Jauchzen der Jubelperser am Späti. Nach zehn Minuten war die Ansprache beendet, die Menge löste sich langsam wieder auf. Der Song wurde nicht gespielt. Warum auch?! Ein guter Schachzug von Liechtenstein, wenn er nicht dauerhaft auf den lustigen Onkel aus der Werbung reduziert werden möchte. Enttäuschung seitens der Masse? Möglich. Kurze Zeit später bog dann aber noch ein Cabrio in die Torstraße ab, aus der Anlage blies in amtlicher Lautstärke: „Der Tourist”. Berlin hat verstanden.

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Eine Etage höher—im Showroom von ic! Berlin—gibt Liechtenstein derweil dem Stern ein Telefon-Interview. Der 1956 als Hans-Holger Friedrich geborene Zugezogene wohnt hier im L-40-Haus mietfrei, als Schmuckeremit und Einsiedler. „Ich habe ja hier diesen besonderen Status mit ic! Berlin, die greifen mir ein bisschen unter die Arme”, sagt Liechtenstein wenig später auf seiner großzügig bemessenen Dachterasse—die Torstraße unter sich liegend, im Rücken die Volksbühne, an der er selbst auch schon gespielt hat.

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Friedrich Liechtenstein on the balcony of his hermitage

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Knitterfisch

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Neben dem Eremitentum ist Liechtenstein aber vor allem Musiker. Im Juni wird sein Debütalbum erscheinen, auf dem kleinen Berliner Label Heavy Listening der Klangkünstler Anselm Nehls und Carl Schilde. „Das war eine ‚Family Affair’”, sagt Liechtenstein auf die Labelwahl angesprochen. „Meine drei Kinder sind gut vernetzt und haben tolle Freunde. Das interessiert mich natürlich, was diese Leute denken, mit denen meine Kinder abhängen. Ich finde diesen ganzen Humbug aus künstlerischer Sicht ja auch geil: auf dem Balkon stehen, winken, das ist lustig. Aber ich freue mich auf meine eigene ausmoderierte Songwelt. Mit Anselm und Carl komme ich gut klar. Deshalb ist mir der Tipp meiner Kinder viel Wert.”

Die eigene Songwelt beginnt Mitte März. Mit „Belgique Belgique” gibt Liechtenstein den ersten Ausblick auf sein Konzeptalbum über den Kurort Bad Gastein. „Das Monte Carlo in den Alpen”, wie die Selbstdarstellung des österreichischen Wintersportortes und Kurbads lautet. „Der erste Song wird vor allem die Erzählung meiner selbst sein: wo kommt dieser Typ, mein Phantasieleben, meine ganzen Alter Egos eigentlich her? Delphinmann, Elevator Man, Kinky King. Darin erzähle ich von meiner Reise, bis ich nach Bad Gastein ging und dort hoffte, gesund zu werden. Verwundete Hirsche gingen früher da hin, um sich gesund baden zu lassen, in diesem Heilwasser. So ist der Kurort enstanden.”

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Von hier an darf das Gespräch jetzt weitergehen—abseits von viral video, von Haha-Humor, von Gaga-Gags. Am 18. März auf Noisey: die exklusive Videopremiere von „Belgique, Belgique”.

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