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Interviews

Fotos von Melbournes exzessivem 80er-Nachtleben

Jacqui Riva war im Melbourne der 80er Eventfotografin für exklusive Clubs wie dem Inflation und dem legendären Razor.

Die Clubszene im Melbourne der 80er war eine aufregende Mischung aus High Fashion, offenem Drogenkonsum, viel Alkohol und sexueller Freiheit. Jacqui Riva war Eventfotografin in Clubs wie Inflation und dem berüchtigten Razor und hat dabei Aufnahmen von Melbournes kultureller Elite für Fotoserien in Magazinen wie Beat und Stiletto gemacht. Wir haben uns mit ihr unterhalten, um die Geschichten hinter den Aufnahmen zu erfahren.

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Noisey: Hi Jacqui. Wie bist du mit der Club-Fotografie in Kontakt gekommen?
Jacqui Riva: Ich habe im Inflation an der Cocktailbar gearbeitet – das war 1985 oder 86. Jemand hat dem Boss gesagt, dass ich Fotografin bin, und so fing es dann an. George Huxleys International Velvet haben dort gespielt und Miss Dorothy and his Fools in Love und ein paar Musiker kamen nach ihren Gigs dorthin. Ich habe sie, ihre Freunde und die Leute, die gekommen waren, um sie zu sehen, fotografiert. Diese Zeit im Inflation war richtig glamourös – es gab einige Designer, die fantastische Kleidung gemacht haben – wie Martin Grant, Kara Baker, Brighid Lehmann, Sara Thorn, Bruce Slorach und Fiona Scanlan. Strümpfe mit Strapsen und matter roter Lippenstift waren obligatorisch.

Wie waren die Clubs damals? Was für ein Klientel ging in solche Läden wie das Razor?
Der Hardware Club war aufregend. Ich war jung und habe die Leute, die dort gearbeitet haben, ein bisschen bewundert – jeder schien so gebildet zu sein. Desbina Collins, die an der Geradrobe gearbeitet hat, trug ein großes, spitzes Bustier. Siobhan Ryan kam eines Abends zur Arbeit mit einem Haarreifen aus bemalten Blumen, die sie aus Brotteig gemacht und an dem Tag gebacken hatte. Sie hatte diesen umwerfenden Punk-Chic. Das Razor war all das und noch viel mehr. Wenn du durch die Tür gekommen warst, warst du „im Club“. Es war cool und edgy. Es umfasste alles von Post-Punk, über 80s Pop, Jazz, bis hin zu House – gemischt mit viel Alkohol und Drogen. Die Menschen, die dort hingegangen sind, sahen umwerfend aus, waren gut gekleidet, anders und frei. Viele Musikmenschen besuchten den Club – Big Pig spielten dort, Nick Barker, Vince Jones. Ollie Olsen war immer so ein cooler Typ. Die Leute sind dort aus unterschiedlichen Gründen hin: manche zum Tanzen, andere zum Trinken, ein paar wegen der Drogen, wieder andere zum Quatschen und ein paar beobachteten das Treiben aus den dunklen Ecken heraus – meistens um jemanden zum Sex zu finden.

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Auf deinen Fotos sieht man einige bekannte lokale und internationale Gesichter – von Popmusikern bis hin zu Schauspielern, Künstlern, Comedians, Galeristen und Designern. Wie schwer war es, in den Club zu kommen?
Der Club befand sich auf dem Gelände des Light Car Clubs von Melbourne und man musste Mitglied sein (oder Gast eines Mitglieds), um reinzukommen. Jeder musste sich in das Mitgliederbuch eintragen. Ich glaub schon, dass es schwer war, dort reinzukommen – wenn man exklusiv sein möchte, kann man natürlich nicht alle reinlassen. Die Mädchen an der Tür mussten bis zu einem gewissen Grad abschätzen, wie die Leute sich verhalten würden. Es war ein Ort, an dem du alles machen konntest – und so lange du nicht aggressiv warst und noch stehen konntest, wurde auch so ziemlich alles toleriert. Wenn sie dachten, dass jemand wahrscheinlich uncool sein würde oder an der Tür schon zu betrunken war, wurden diese Leute nicht reingelassen. Eine Regel war auch: Sobald jemand in einem Stuhl sitzend oder an der Wand lehnend einschläft, wurde die Person von den sanftmütigen Türsteher nach draußen befördert – diese waren übrigens auch Schauspieler und Comedians wie Greg Fleet.

Worauf lag der musikalische Fokus im Razor?
Im Razor stand vor allem das Tanzen im Vordergrund. Für eine gewisse Zeit konnte man auch jedes Wochenende einen minderjährigen Mark Forrester dort auf der Tanzfläche finden. Die Musikstile umspannten späten Disco und House – und ich erinnere mich noch, wie ich zu einem Prince Remix von „Put A Spell On You“ und einem Flithy Lucre Remix von Yothu Yindis „Treaty“ getanzt habe.

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Du musst eine Menge Modewellen kommen und gehen gesehen haben – sowohl, was die Kleidung, als auch die bevorzugten Drogen anging. Was kannst du uns darüber aus der Perspektive einer Clubfotografin sagen?
Im Razor gab es diesen wunderschönen Mix aus Post-Punk, Shabby-Chic, Glamour, Diven und Schwulen. Troy Davies hat so ziemlich all diese Stile selbst verkörpert. Das mit den Drogen war im Razor auch ziemlich interessant und, ja, die bevorzugte Droge der Wahl änderte sich mit der Zeit. Heroinkonsum war OK, so lange die Leute noch stehen konnten. Wenn jemand in seinen Stuhl versank oder an der Wand hing, wurde diese Person ermahnt oder nach draußen gebracht. Viele Menschen nahmen Speed und manchmal auch ein bisschen Amylnitrit [Poppers] auf der Tanzfläche. Dann wurde Ecstasy eine große Sache. Ich bin mir nicht sicher, ob die Fotos das reflektieren. Wenn jemand für ein Bild posiert und der Blitz auslöst, geht einiges von der subtilen Atmosphäre, die unter Umständen noch mehr verraten könnten, verloren. Natürlich nahmen nicht alle Drogen. Dealen wurde nicht toleriert.

Du musst über die Jahre ein paar abgefahrene Sachen gesehen haben.
Der Drogenkonsum war ziemlich verrückt. Es klingt vielleicht etwas beschönigend, aber es hatte auch etwas Interessantes. Heroin war immer die schlechte, traurige Seite davon – die Droge der Menschen mit gebrochenem Herzen – und das machte mir Angst. Aber es gab halt auch diesen Heroin-Chic in Melbourne, wenn man das so sagen darf. Nichtsdestotrotz starben einige Menschen, andere bekamen Hepatitis C. Einige Mädchen fingen an, im Daily Planet zu arbeiten, um ihren Lebensstil finanzieren zu können. Und mir gefiel es nicht wirklich, Menschen auf Ecstasy zu sehen – diese ganze falsche gute Laune und Liebe. Ein schwuler Freund und seine langjährige platonische Freundin entschieden sich eines Nachts auf Ecstasy, dass sie für einander bestimmt waren und zogen zusammen – nun, es endete natürlich vorhersehbar.

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Wie würdest du sagen, hat sich die Clubkultur in Australien seit dem Razor geändert?
Ich habe keine Ahnung. Nach dem Razor habe ich aufgehört. Es war einfach eine zu gute Zeit und zu gute Erfahrung, um einfach zur nächsten Sache überzuwechseln. Außerdem hatte ich mich mehr auf meine Karriere als Künstlerin und meinen damaligen Freund konzentriert, als es dann zu Ende ging.