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Fünf Alben, die ich liebe, aber hassen sollte

Ihr habt nur Angst zuzugeben, dass sie großartig sind.
Ryan Bassil
London, GB

Offensichtlich, wenn die Hälfte der Welt etwas mag - was in der Regel passiert, wenn etwas richtig großartig ist - dann ist es nicht erlaubt, es selbst auch noch cool zu finden. Immer wieder sitzen irgendwelche lahmarschigen Blogger auf ihrem 10 Mbit-Thron und bullshitten auf jede Musik, die nicht bei Pitchfork als bester Track der Woche gefeatured wird, was uns dazu zwingt unsere Lieblingsalben in versteckte Playlisten zu verbannen.

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Wir alle klammern uns mindestens an ein Album, für das wir uns laut großkotzigen Internetmusikern schämen sollten. (Zu eurer Info: Sarkastisch irgendeinen Spice Girls Ära-Pop zu hören zählt nicht, ihr Idioten.) Also, ihr seht hier unten ein paar Platten, die ich LIEBE, obwohl jeder andere mir sagt, ich solle sie hassen.

The Kooks – Inside In / Inside Out

Die Anschuldigungen des Internets
Luke Kook ist eine Schwuchtel. Diese Platte hat britische Gitarrenmusik in die Knie gezwungen und sie ist nie wieder aufgestanden.

Die schöne Wahrheit

Mir gefällt diese Platte von den Kooks wirklich. Zugegeben, das zweite Album ist fast unhörbar und ich weiß nicht, ob ich das Dritte überhaupt angehört habe …, aber, Mann, das Debüt ist eine Wonne. Damals waren diese Jungs riesig, du konntest nirgendwo hingehen ohne „Naïve“ und Luke Kooks überstrapazierte Stimme zu hören, die sich in dein Ohr bohrt. Heutzutage jedoch würde ich keine 15 Pfund zusammenbekommen, wenn ich für jeden, der noch irgendetwas auf diese Band gibt, einen Pfund kriegen würde.

Inside In / Inside Out ist trotzdem eine ziemlich großartige Platte. Songs wie „Ooh La“ und „She Moves In Her Own Way“ waren exzellente Titelsongs für die Topman-Jeans-Generation. In einer Zeit, als sich die Gitarrenmusik verlor, haben die Kooks sie stets hochgehalten. Glücklicherweise, oder unglücklicherweise für mich, wusste ich zu der Zeit nicht so viel über Musik und ein älterer Typ im Bus leihte mir das Album. Ich verschlang es und seitdem ist es in meinem Kopf gefangen. Zu dieser Zeit fand ich es brillant. Mit fortschreitender Zeit erzählten mir die Leute, wie falsch ich lag. Jetzt, ein paar Jahre später ist es immer noch brillant und jeder versucht mich immer noch zu überzeugen, dass ich falsch liege. „Sofa Song“ ist eine genauso gute Gitarrenhymne wie alles von den Arctic Monkeys. „Seaside“ ist dafür immer noch nervig.

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Fall Out Boy - Take This To Your Grave

Die Anschuldigungen des Internets

Du magst Fall Out Boy? Bist du 14? Machen die nicht nur Musik für Teenies, die sich ritzen und poetisch rumheulen, wie deprimierend das Leben ist?

Die schöne Wahrheit

Ich stimme zu—was die Band nach From Under The Cork Tree verzapfte, ist ein Haufen unhörbarer vorzeitiger Samenerguss-Scheiße. Dennoch ist ihre erste Platte gefüllt mit gut durchdachten und angstbeherrschten Manövern, die die tränenverschmierten Abflussrohre ihrer Mit-2000er Gegenspieler wegreißen. Du kannst über Pete Wentz denken, was du willst, aber er schreibt Texte, die Morrissey schluchzen lassen würden. Vielleicht. Damals, als ich 14 war, habe ich jedes Mal, wenn ich wütend war Take This To Your Grave gehört und mir vorgestellt wie meine Freunde brennen und nicht genügend Pisse haben, um das Feuer zu löschen. Jetzt bin ich 20, und ich hasse manche Mädchen immernoch. Ich weiß nämlich, dass ich dieses Platte zu Hause habe, die mir ein Ständchen über die Liste all meiner Versagen singt.

Wentz hat One-Liner herausgekramt, als ob es nichts wäre, und Patrick hat sie mit so viel Falsett ausgespuckt, wie er nur aufbringen konnte. Es ist leicht zu vergessen, aber diese Jungs waren der Beginn einer neuen Musik-Revolution. Ich meine, Kanye West hat einen ihrer Songs geremixt und Jay-Z hat ihr viertes Album eingeleitet. Sobald FOB jedoch cool wurde, wurde es cool, sie zu hassen. Nach fast einer Dekade bin ich mir sicher, dass diese Platte sich immer noch behaupten kann.

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Mac Miller – K.I.D.S

Die Anschuldigungen des Internets

Alles worüber Mac Miller rappt, ist Blunts rauchen und Party machen, was nicht sehr gut davon ablenkt, dass er ein Überpriviligierter weißer Junge aus Pittsburgh ist.

Die schöne Wahrheit

Die Leute regen sich immer drüber auf, dass Mac nicht deep genug sei. Aber HipHop muss nicht immer „Cleanin‘ Out My Closet“ sein und zugeschissene Unterwäsche in die Ohren der Leute rammen. Es kann auch Spaß machen.

Das K.I.D.S-Mixtape ist, wie wenn ein kichernder, rotäugiger Will Smith über ein paar Jazzy Jeff Off-Cuts rappt, was nicht schlecht ist. Songs wie „Senior Skip Day“ fangen perfekt die Freude von Ausschlafen und Rührei-Machen an einem Schultag ein. Das ganze Tape wird immer einen speziellen Platz in meinem Herz einnehmen mit seinen Samplen aus dem Larry-Clark-FIlm, die das Mixtape zusammenfügen. Vielleicht rappt Miller viel über Chillen-Millen, aber auf Songs wie „Poppy“ und „All I Want Is You“ widmet er sich auch Tod, Liebe und anderen echten Gefühlen. Also bitte.

Belle and Sebastian - Discography

Die Anschuldigungen des Internets

Wenn du Belle & Sebastian magst, dann musst du ein Schwuli sein. Alles worüber die singen, sind kitschige Sachen wie Liebe und große, warme Pullis und Kaffeetassen. Wenn du hetero wärst, würdest eher einen Song über ein Mädchen hören, das zum Candy Shop gebracht wird und den Lollipop leckt.

Die schöne Wahrheit

Im College hat mir ein Freund ein Belle & Sebastian Album geliehen und ich wollte es wirklich mögen. Und ich habe es wirklich getan. Unglücklicherweise, verglichen mit der neuen Klaxons-Platte oder was auch immer, hat sich das alles bisschen farblos angehört. Ich habe es einige Zeit auf meinem iTunes-Friedhof ruhen gelassen, bis ich einige Jahre später mit dem Zug gefahren bin und mir dachte, dass ich Belle & Sebastian noch eine Chance gebe. Nun hatte ich die Zeit, den Texten zuzuhören, und fand, dass die Jungs über echte Sachen singen, die ich verstehen konnte, wie Kleidung im Waschsalon waschen oder das Mädchen in meinem Mathekurs zu begehren.

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Natürlich übertreiben sie es ein bisschen mit ihrem Denimjacken-und-Button-tragendem-Indie, aber sie schaffen es sich in dein Herz mit warmen Wohlklängen und sehnsüchtigen Melodien einzugraben. Stuart Murdochs Stimme verführt mich. Songs wie „Get Me Away From Here, I‘m Dying“ sind die perfekte Begleitung für einsame Busfahrten, die dir helfen, dich von zu tiefen Gedanken wie „was das Leben wirklich bedeutet“ und warum das Mädchen im Café dir immer ein schönes Lächeln schenkt, fernzuhalten.

Coldplay - Viva la Vida or Death to All My Friends

Die Anschuldigungen des Internets
Wenn es einen Soundtrack zum Bettnässen und bald getrennten Beziehungen gibt, dann wäre das Coldplay. Kann Chris Martin irgendwann seinen Kopf weit genug aus seinem Arsch ziehen und tatsächlich einmal Musik mit echten Gefühlen machen?

Die schöne Wahrheit

Chris Martin ist vielleicht ein selbstgefälliges Arschloch, aber er ist ein Arschloch, das weiß, wie man großartige Musik macht. Er ist ein Meister darin, die unaufhörlichen menschlichen Emotionen in glühende Chorusse zu wetzen, die sich unauslöschlich in deinem Kopf festsetzen. Wenn am Ende von allem, meine persönliche Lebens-VHS in meinem Kopf abspielt, möchte ich dazu den Soundtrack von „Fix You“ als Begleitung hören, beginnend mit meiner blutigen Geburt, die einen Crescendo erreicht, während ich mein Erspartes an der Kasse von Aldi verballere und sich darin vollendet, wie ich am Ende vor einer Packung Lipton Eistee und einem verbrannten Fertiggericht sitze. Es ist Massenmusik-Emotionen für die Massen, und ich habe nichts dagegen. Viva la Vida, ihr bestes Album bis heute, ist auch, wahrscheinlich, das am Meisten gehasste. Anfangs habe ich diesen himmlischen Scheißhaufen an Album verabscheut Ich habe es sogar fast abgelehnt, meinen Atmosphäre-Schutz fallen zu lassen, indem ich mich selbst zu wichtig nahm und das Album als Musik für das Auto meines Vaters erklärte.

Eines Tages war ich glücklicherweise in dem Auto von meinem Vater gefangen. Ich sage glücklicherweise, denn wenn ich nicht in einer Drei-Stunden-Fahrt eingeschlossen wäre, hätte ich mir diese Platte wohl nie ernsthaft angehört. Nun, vielleicht war es nur die Glukose, aber plötzlich, mit offenen Ohren, waren dieses Songs mit stereoider Schönheit injiziert. „Strawberry Swing“ fühlte sich an wie ein herrlicher Sommertag auf dem Land. „Lovers in Japan“ war wie ein Spaziergang durch schneebedeckte Wälder. „Death To All My Friends“ war die Morgendämmerung meiner neu gefundenen Liebe—Coldplay. Sobald ich anfing zu lauschen und vergaß, dass Chris & Co nicht cool waren, übertraff die Großartigkeit die Kleingeistigkeit.