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Wir haben Verkehrsexperten gefragt, ob Fler es nicht doch rechtzeitig zu Kollegah geschafft hätte

Ein Stadtplaner, Taxifahrer, Fahrradkurier und die BVG bringen nun endlich Klärung in die Frage aller Fragen: Hätte Fler es rechtzeitig von Südberlin zum Alexanderplatz schaffen können oder nicht?

Die Fehde zwischen Fler und Kollegah ist im Moment das dominante Thema im Deutschrap. Was das über den Status Quo von deutschem HipHop aussagt, kann sich an dieser Stelle jeder selber zusammenreimen (im Gegensatz zu Disstracks, die sich gewisse Rapper ja lieber von anderen zusammenreimen lassen). Aber das sei nur nebenbei angemerkt.

Was jedem Schaulustigen zwischen all den epischen Interviews, Tourblogs und Tweets aufgefallen sein muss, ist, dass sich eine bestimmte Kernfrage herauszukristallisieren scheint: Wäre es denn nun für Fler überhaupt möglich gewesen, im Zeitfenster von Kollegahs Aufenthalt am Alexanderplatz an Ort und Stelle zu erscheinen oder nicht?

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Bisher ist man sich uneinig: Fler behauptet nein. Sein strumpfsockiger Whistleblower aus dem ersten „Felix Exposed“-Video unterstützt diese These. Kollegah ist sich jedoch sicher, dass Fler ihn hätte besuchen können, wenn er es nur ganz feste gewollt hätte. Zur Unterstützung dieser These postete er auch Einschätzungen Dritter, wie die der Vertreter der Bekleidungsmarke Hyype Berlin. Die Köpfe der Kommentarschreiber in den sozialen Medien explodieren währenddessen über der scheinbar nicht zu lösenden Fragestellung.

Wir haben uns an Flers investigativen Bemühungen ein Beispiel genommen und einige neutrale Experten auf dem Gebiet des Berliner Stadtverkehrs zu Rate gezogen, um endlich ein für alle Mal Klärung in die Sache zu bringen.

Wenn wir also davon ausgehen, dass Kollegah keine Uhren verstellt, die Erdrotation nicht verlangsamt und keine Lügen erzählt hat, dann hielt er sich zwischen 45 und 60 Minuten am Alexanderplatz auf. Genug Zeit, um von der Billy-Wilder-Promenade (Flers Heimat) zum Alexanderplatz zu kommen? [Dramatischer Soundeffekt]

Taxiunternehmen:

Noisey: Schönen guten Tag. Ich hätte mal eine einfache Frage: Wie lange bräuchte man von der Billy-Wilder-Promenade zum Alexanderplatz?
Taxiunternehmen: Welche Hausnummer denn?
Puh, das weiß ich jetzt gar nicht genau. Nehmen wir einfach den äußersten Punkt mit der weitesten Entfernung.
Dafür braucht man um die 23 Minuten.
23 Minuten? Und im Falle von Berufsverkehr? Wie groß sind da die Verzögerungen, mit denen man rechnen muss?
Also im Normalfall, wenn jetzt kein schwerer Unfall oder Sperrungen vorliegen, kann man da von zusätzlichen 10 bis 15 Minuten ausgehen. Im schlechten Fall also um die 45 Minuten oder eine knappe Stunde.

Stadtplaner:

Hallo liebes Team der Verkehrsinformationszentrale Berlin, ich würde gerne eine verlässliche Auskunft über den Verkehr in Berlin einholen. Wie lange braucht man realistisch mit dem Auto von Steglitz nach Ostberlin, genauer gesagt von der Billy-Wilder-Promenade zum Alexanderplatz?
Bei geringem Verkehr sollten Sie für die Strecke ca. 45 Minuten einplanen.
Inwieweit können Faktoren wie Berufsverkehr und Stau das Zurücklegen dieser Strecke beeinflussen?
Im morgendlichen Berufsverkehr (ca. 07:30-09:00 Uhr) kann sich die Fahrzeit abhängig von Verkehrsdichte um bis zu 30 Minuten verlängern.
Gilt dies auch für den abendlichen Berufsverkehr?
Die Einschätzung von 30 min ist auch im abendlichen Berufsverkehr realistisch. Insbesondere auf der Potsdamer Straße und dem Tempelhofer Damm kann es zu längeren Wartezeiten kommen (ebenso auch am Morgen).

Fahrradkurier

Hallo, wir wollten mal einen erfahrenen Kurier-Dienst fragen, wie lange ein Fahrradkurier im Schnitt von der Billy-Wilder-Promenade zum Alexanderplatz braucht? Mit relativ großem Paket und ohne Düsenantrieb versteht sich.
Also man müsste schon so in etwa zwei Stunden einplanen. An Feiertagen und Wochenenden, wenn weniger Verkehr ist, vielleicht weniger. So etwa eine Stunde und 45 Minuten.
Dafür aber umweltfreundlich!

BVG Fahrplanauskunft

Natürlich kann man sich bei der BVG nie ganz sicher sein, ob Züge pünktlich kommen, ob man darin atmen kann, oder ob man die Fahrt nervlich und körperlich unversehrt überstehen wird. Kommt zusätzlich dazu auch auf die Jahreszeit an. Aber ausgehend vom aktuellen Fahrplan bräuchte man gegen 16 Uhr ohne Zugstörungen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln etwa 49 Minuten bis zum Alexanderplatz. Wie gesagt: theoretisch.

Es bleibt also festzuhalten: Abhängig vom fahrbaren Untersatz, hätte es Fler bei den klimatischen und verkehrsbedingten Umständen via Taxi, Auto oder BVG theoretisch zum Alexanderplatz schaffen können. Wer jetzt sagt, dies wäre „der dümmste Artikel, den ich je gelesen habe“, „in China fällt ein Sack Reis um“ oder sonstige Facebook-Classics bringt, der hat vermutlich Recht. Auf diesem Niveau befinden wir uns nun leider inzwischen und die Zukunft sieht nicht rosig aus. Oder wie Staiger so schön sagt: Deutscher Rap hat gerade erst angefangen.