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Fauls neue Single „Something New“ vereint alles, was in der Musik momentan falsch läuft

Aber wirklich alles: Vom Intro, über den Beat, bis zu den unsäglichen Vocals und dem Dolchstoß in den Rücken jeglichen Geschmacks: Saxo-Samples.

Faul kennt ihr bestimmt von seinem Megahit „Changes“, der aus zwei Gründen so wahnsinnig erfolgreich werden konnte: Erstens, weil die Welt komplett scheiße ist und zweitens, weil der Song komplett scheiße ist. Da kommen einfach zwei Dinge zueinander, die zueinander gehören und so kam es, dass der Song in Deutschland, Belgien, Polen, Tschechien und Russland auf die eins und in Millionen anderen Ländern in die Top 5 der Singlecharts klettern konnte. Daran konnte noch nicht mal der völlig irre und komplett ungooglebare Artistname „Faul & Wad vs. Pnau“ (WTF?) etwas ändern.

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Wir haben damals schon ziemlich abgekotzt, vor allem wegen der lieblos zusammengeschissenen Saxophon-Samples, aber auf uns hört ja eh niemand. Vor allem nicht Faul. Der macht ja quasi schon in seinem sprechenden Künstlernamen deutlich, dass er sich lieber nicht allzu sehr anstrengt, wenn er einen neuen Track zusammenscheißt. Nun hat der französische, ääh, DJ genau das getan. Seit gestern ist das Video zu seiner neuen Single „Something New“ draußen. Im Gegensatz zum äußerst treffenden Künstlernamen ist der Songtitel allerdings eine dreiste Lüge: „Something Old (billig wieder aufgewärmt)“ wäre viel passender gewesen. Denn alles, was in diesem Lied passiert, steht dafür, was in der Housemusik seit einiger Zeit falsch läuft. Und das ist verdammt viel. Eine kleine Analyse:

Das Intro:

Großartige Idee: Wir beginnen den Song mit einem lässig auf der Gitarren gezupften Akkord, hat ja beim Robin Schulz-Remix von Lilly Wood and the Prick schon funktioniert. Und bei Milky Chance hat es natürlich auch funktioniert. Ach ja und Wankelmut nicht zu vergessen, da hat es auch funktioniert. Ergo: es funktioniert. Damit es nicht ganz so offensichtlich ist, scheißt Faul die Gitarre—die er vermutlich eh nie in der Hand hatte, sondern in seiner Ableton-Samplebibliothek gefunden hat—mit ein paar äußerst hässlichen Wah-Wah- und Hall-Effekten zu und fertig ist das Main-Riff.

Der Beat:

Hier hat sich Faul nicht mal mehr die Mühe gemacht, irgendwelche Effekte oder sonstigen Variationen zu bemühen. Er hat einfach den Beat von „Changes“ nochmal genommen. Den er damals von Klingande geklaut hat. Die ihn von Milky Chance geklaut haben. Die ihn von Klangkarussel geklaut haben. Die ihn von Wankelmut geklaut haben. Der ihn komplett unbearbeitet aus den Voreinstellungen seiner Garage-Band-House-Presets genommen hat. Bumm-Chack-Bumm-Chacka. Herzlichen Glückwunsch.

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Die Vocals:

Die Vocals sind der kreativste Part, denn hier kann man leider nicht einfach jedes Mal davon singen, dass man eines Tages alt sein wird und was man dan für tolle Geschichten hätte erzählen können. Obwohl das um einiges ehrlicher wäre. Stattdessen müssen sich jetzt alle abmühen, die total gelangweilt, mit büchiger Stimme und voller Traurigkeit vorgetragenen Vocals mit möglichst melancholischen Lyrics zu unterfüttern. Faul lässt also davon singen, was der „purpose of tonight“ ist. Komplett inhaltsleer, klingt aber super. Nach Sinnsuche, nach Verlorenheit und nach Tonight. Das gehauchte „Baby“, das laut Statuten in jedem Track mindestens 52 Mal auftauchen muss, wird dann einfach an jede Zeile angehängt. One day Baby we’ll be old. Also ich bin es schon.

Der Wobble-Synthie-Sound

Klangkarussel haben ihr gesamtes Liedgut nur auf diesem wobbeligen Synthiesound aufgebaut, bei Faul kommt er nach knapp einer halben Minuten. Endlich. Je nach Stimmung wird der Tiefbass-Filter rein- oder rausgeschraubt, was bei den Massen zu diesen bombastischen Endorphinäusstößen führt. Bisschen billig, aber ohne geht’s halt nicht.

Das Saxo-Sample

Die Königsdisziplin und zugleich der Dolch im Rücken jeglichen Geschmacks. Wir haben diesem Thema bereits einen ganzen Artikel gewidmet, daher sind wir jetzt schwer beleidigt, dass sich an der Saxo-Sample-Front seitdem nichts gebessert hat und lassen den Un-Sound für sich selbst brechen, ich meine, sprechen. Immerhin gab es eine Schonfrist von 1.30 Minuten bis zum unumgänglichen Abkotz.

Der Rest ist dann alles oben Beschriebene zeitgleich. Wir haben nothing new entdeckt uns dann aber auch ziemlich bald keine Mühe gegeben und stattdessen Maya Jane Cole gehört.

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