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"Als ob er die ganze Mode-Szene verarschen will" – Fashion-Blogger über deutschsprachige Musiker

Da Musiker ja nicht automatisch auch einen guten Mode-Geschmack haben müssen, haben wir Blogger auf der Fashion-Week die Styles von Money Boy, Wanda, Jennifer Rostock und Shindy bewerten lassen.

Spätestens seit Kraftklub wissen wir, dass Fashion-Blogger für viele ein Grund sind, nicht nach Berlin zu kommen—vor allem wenn gerade Fashion-Week ist. Während ein Großteil der Menschen dem klassischen Nine-to-five-Job nachgeht, mit dem alltäglichen Stress, riesigen Augenringen, einem nervigen Mitbewohner und der nächsten Handyrechnung kämpft und total unzufrieden mit ihren abgelatschten Sneakern oder ihrer löchrigen Jeans sind, zeigt uns die Spezies Blogger, wie es sich in einer verwunschenen Traumwelt ohne Probleme leben lässt. Ständig drängt sie uns mit einer Flut nahezu perfekter Videos und Bilder auf Instagram, Snapchat und Facebook ihr tägliches Leben auf, um uns lässig noch Eins reinzudrücken und mal wieder zu zeigen, wie schön das Leben doch hätte doch sein können.

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Andrzej (oben links), Sadly (oben rechts), Julie (unten links), Katrin (unten rechts)

Andererseits: Nur, weil du andauernd deine Primark-Ausbeute präsentierst, dich jeden Morgen im Spiegelbild fotografierst oder irgendwelche Sponsor-Artikel vorstellst, damit du kostenlos etwas abzustauben kannst, bist du noch lange kein anerkannter Blogger. Da steckt schon ein bisschen mehr Arbeit und vor allem ein sicheres Gespür für Trends und Styles dahinter. Dieser Mode-Riecher ist gerade für Musiker nicht gerade unwichtig, will man ja nicht als unstylischer Poser auf der Bühne oder im Musikvideo rumtrotteln. Aber beweisen Menschen, die zwar ohne Zweifel musikalisch was draufhaben, auch einen guten Geschmack, was Fashion angeht? Wir sind anlässlich der Berliner Fashion Week zu einem Blogger-Café gegangen und haben mit vier verschiedenen Bloggern geredet, um herauszubekommen, ob vielleicht auch ein paar deutschsprachige Musiker Nachhilfestunden in Sachen Style benötigen könnten.

Shindy

Andrzej (Stilysto): Ich finde den Style mega cool. Das ist ja auch so ein bisschen mein täglicher Style. Ich mag besonders das Over-Size-Shirt in Kombination mit dem Bomber-Jacket. In den Farben muss das Wildleder sein. Finde ich gigantisch.

Würdest du irgendwas anders machen?
Ich würde keine Low-Sneaker dazu tragen, sondern High-Sneaker, wie ich sie gerade trage. Außerdem noch ein paar coole Socken, bisschen hochkrempeln und dann sieht das megastylisch aus. Vielleicht sogar die Schuhe im Leopardenmuster, damit da noch ein bisschen mehr Kick reinkommt, aber ansonsten echt geil.

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Frida Gold

Boah, ich find sie so mega, sie hat einen mega geilen Style. Klar, das ist ein bisschen extravagant, aber die Kombination von dem Bomber-Jacket und dem Body zeigt einfach ihre Stärke. Sie traut sich was und ich finde gut, wenn Frauen sowas machen. Und dann noch ihre kurzen Haare. Gigantisch! Wenn ich eine Frau wäre, würde ich ihrem Style folgen. Ich bin einfach von ihr begeistert.

Und was ist mit den Schuhen? Vielleicht doch lieber ein paar Sneaker?
Überhaupt nicht!! Überhaupt nichts würde ich ändern. Gar nichts, Null! Ich finde es einfach gigantisch. Die Kombination mit Boots und dem Bomber-Jacket, das ist frech, sie traut sich was und sie kann es auch.

Hörst du auch ihre Musik oder findest du nur ihren Style cool?
Ja, ich bin auch ein ziemlich Fan von ihrer Musik und mag sie total gern.

K.I.Z.

Sadly (REFLECTED): Die Mode is eben so ein bisschen in Richtung Kommunist. Die Uniformen sind ziemlich Hardcore, so Russian-Aesthetics. Aber die Mode passt zur Musik. Es würde auch nicht zu den passen, wenn die Designer-Klamotten tragen würden, da die jetzt auch keinen RnB oder sowas machen.

Die Mütze da sieht aus wie deine.
(Lacht) Ja, stimmt, aber ich trage sie ein bisschen schief.

Money Boy

Kommt mir eher so vor, als ob er die ganze Mode-Szene verarschen will. Wenn das nicht Money Boy wäre, würde das echt gar nicht gehen. Solche Mode sieht man heut eigentlich nur noch in Lichtenberg, Marzahn oder mittlerweile auch auf dem Alexanderplatz, aber ich glaube, er macht das absichtlich.

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Wie findest du seine Goldkette?
Es ist too much, aber passt zu seiner Musik. Manchmal spricht er die Namen der Designer nicht mal richtig aus. Eigentlich feiere ich ihn voll, seine Musik macht gute Laune. Ich habe auch gelesen, dass der Typ definitiv nicht dumm ist, da er wohl Jura studiert.

Du verwechselst den mit Kollegah, weil Money Boy Kommunikationswissenschaft studiert hat und auch schon fertig ist.
Oh, achso.

Haftbefehl

Julie (Julies Dresscode): Boah, nein, bitte nicht. Was findest du daran besonders schlimm?
Also, erstens Bomberjacke mag ich sowieso nicht und dann noch diese Farbe—das ist irgendwie total Klischee. Und was ist das für ein komisches Täschchen? Ist das MCM? Erkennt man das?

Nein, kann aber auch sein, dass es aus seiner eigenen Kollektion ist. Die Trainingsjacke von seinem Kollegen müsste aus der Kollektion sein.
Die finde ich ja eigentlich ganz schön, aber diese Bomberjacken finde ich echt schlimm—und dann noch mit Pelzkragen.

Was ist mit großen Uhren?
Da müsste man die Uhr direkt sehen. Es gibt ja schöne große Uhren, die nach was aussehen und dann auch so fette rotzige Uhren, mit gelben Möchtegern-Gold. Letzteres ist natürlich ein bisschen albern. Ansonsten finde ich große Uhren nicht weiter schlimm, aber diese Tasche finde ich richtig schlimm. Das sieht sogar aus wie eine Gürteltasche.

Kann sein.
Gürteltaschen gibts doch sowieso in dieser Szene. Vielleicht hat der einfach gedacht, dass es ja was Cooles ist und will das wieder schick machen. Naja, schöne Idee, aber schon ziemlich albern.

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Wanda

Ach herrje, sieht ein bisschen so aus, als ob er irgendwas aus der Altkleidersammlung geholt hat. Die Teile sind ja einzeln gar nicht so verkehrt, aber der Mix ist irgendwie echt komisch. Warum hat der da zwei Teile übereinander an, aber trotzdem kein T-Shirt?

Unter der Jacke hat er ein offnes Hemd an.
Ja, aber warum? Wenn es warm ist, hätte er doch auch die Jacke weglassen können und lieber ein Tanktop angezogen oder die Jacke ohne was drunter mit einer anderen Hose. Er sieht echt so aus, ob er sich auf dem Weg zu Bühne alles angezogen hat, was gerade so rumlag.

Was würdest du ihm raten für die nächste Festival-Saison?
Konzentriere dich auf ein Teil und bau da was drumrum. Die Jacke beispielsweise ist echt nicht verkehrt, da kann man was draus machen oder nur die Hose und da was draus machen, aber nicht so.

Lary

Katrin (Hobbyweltverbesserer-Blog): Okay, das is ja schon so Ethno goes Star Wars. Sie könnte auch im neuen Star- Wars-Film als Cantina-Sängerin arbeiten. Das ist echt ein saucooler Style. Tolle Figur, tolles Kleid. Sehr schöne Frau, schaut gut aus, sexy.

Gibt es irgendwas, was dir besonders ins Auge sticht?
Ich mag, dass sie diese kleinen billigen Afro-Kettchen trägt und damit auch ihre kulturelle Identität präsentiert, aber auch überhaupt nicht peinlich, sondern einfach sehr originell von den 90ern inspiriert. Das was sie trägt, ist sehr weit hinten, aber damit auch wieder ganz weit vorn.

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Jennifer Weist (Jennifer Rostock)

Ich muss ganz ehrlich sagen: Ich stehe ja auf Jennifer Rostock und finde die total authentisch und super. Sie ist eine coolere Variante von Sophia Thomalla, die gerne so wäre, aber nicht so ist.

Trägt sie nicht ein bisschen zu wenig?
Hey, das ist ein Bühnenoutfit. Ehrlich gesagt, die Leute machen zu wenig. Ich stehe auch auf Miley Cyrus. Die Zeiten, wo die Leute in Karo-Hemden auf der Bühne stehen, sollten vorbei sein. Man sollte nicht nur auf Musik-Effekte achten, sondern auch selbst ein Effekt sein. Ich finde sowas gut, die traut sich wenigstens was!

Schon lustig, dass sie die Frontfrau als Jennifer Rostock wahrnehmen.
Es gibt Bands, da sind die Hinteren bestimmt immer sauer, aber ich glaube, bei denen ist klar, dass sie die Band ist und auf was es sich konzentriert.

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