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Ein offener Brief an ... Billie Joe Amstrong

Du verdienst eintausend Minuten und du verdienst es, eintausend Mal gefickt zu werden.
Ryan Bassil
London, GB

Hallo, ich bin Ryan. Ich verdiene mein Geld in einem beschissenen Nebenjob als Kellner, und während ich Yuppies ihren Karamel-Macchiato bringe oder verschmierten Ketchup von Tellern wische, träume ich innerlich meine Fanboy-Tagträume über berühmte Musiker. Ich werde vermutlich nie die Chance haben, mir einen Milchshake mit Kanye West zu teilen oder mich zusammen mit Lady Gaga zu verkleiden, aber diese Kolumne ist die Möglichkeit für mich, Künstler direkt anzusprechen und mein Innerstes über das Netz zu verteilen.

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THIS WEEK - Billie Joe Armstrong

Hallo Internet! Billie Joe Amstrong ist schon eine ganze Weile unter uns. Damals, auf ihrem musikalischen Höhepunkt, lieferten sie den Soundtrack zu meinen Skatesessions. Ich warf mir meine Baggy-Jeans mit an der Seite baumelnden Kette über, rutschte in meine viel zu großen Skaterschuhe, machte „Basket Case“ an und fühlte mich wie der coolste Achtklässler der Welt.

Es war völlig egal, dass meine Schuhe dir Größe von Zementblöcken hatten oder dass Billie Joe Eyeliner trug als wäre es nichts. Green Day war einfach COOL. Sie bliesen Blink-182 die vollgepissten Hosen von den Beinen und standen durchgehend zu ihrer „Fuck You“-Attitüde gegenüber jeglichen Autoritäten—was du als 12-Jähriger ziemlich geil findest.

Außerdem machten sie klassische, moderne Popmusik. Du kannst gern arrogant auf deinem hohen Internetross sitzen und in Kommentaren darüber palavern, wie scheiße Green Day sind und immer waren, aber es stimmt einfach nicht. Tracks wie „Basket Case“ und „When I Come Around“ sind auch nach 20 Jahren noch gute Songs, während ich „Time Of Your Life“ bis in alle Ewigkeit mit diesem einen Augenblick verbinden werde, in dem mein Abschlussjahr-Tutor den Song in der Klasse gespielt hat.

Denn genau in diesem Moment schossen mir Tränen in die Augen und ich hatte das Gefühl, dass mein bisheriges Leben endgültig vorbei sein würde und nichts würde jemals wieder so gut sein, wie Ferien und die selbstgemachten Sandwiches von meiner Mutter. Vermutlich hatte ich mit diesem Gefühl Recht. Meine Mutter macht mir noch immer Sandwiches, wenn ich mal Zuhause bin und ich bräuchte ganz, ganz dringend mal Ferien vom Fluch der Rechnungen, des Pleite seins und dem ewigen Bullshits der modernen Welt und des Erwachsen-werdens.

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Natürlich, in dieser Zeit fingen sie an, scheiße zu werden. Die Band verschwand in der Agonie der politischen Anti-Regierungspropaganda und wurde so zu einer Karikatur ihrer selbst. ABER. Sie verdienen ihre Zeit. Sie verdienen mehr als eine beschissene Minute.

Letzte Woche hat Billie Joe Armstrong der Welt gesagt, dass sie ihn mal ganz kräftig am Arsch lecken kann und dass er nicht der beschissene Justin Bieber ist.

Lieber Billie, das Label, Management oder wer auch immer hat auf eine sehr lehrerhafte Art reagiert, indem sie dich in die Rehab schickten. Vielleicht hast du ein paar Probleme. Meine Fresse, Jay-Z hat 99 von den kleinen Scheißern. Aber ich bin mir sicher, er hätte 100, wenn irgendein Arschloch versuchen würde, ihn nach der Hälfte seines Sets von der Bühne zu schmeißen.

Wenn Carly Rae Jepsen oder sonst irgendein Scheißer ihre Gitarre auf der Bühne kaputtmachen würde (kannst du dir das vorstellen?), würde ich das Spektakel komplett genießen, darüber lachen und ihr dann sagen, dass sie sich verpissen soll, um ein weiteres „Call Me Maybe“ zu schreiben. ABER es war nicht Carly Rea Jepsen. Dies hier ist Billie Joe Fucking Armstrong, und er ist seit fucking 19-fucking-88 dabei!

Also Billie, ich schreibe dir, um dir zu sagen, dass ich voll und ganz hinter dir stehe. Du hast verdammt noch mal Recht. Du hast dir mehr als eine bekackte Minute verdient. Du verdienst eintausend Minuten und du verdienst es, eintausend Mal gefickt zu werden. Und wenn du Bock hast ein Konzert zu geben und du möchtest Dookie einmal komplett durchspielen, ich habe Platz. (Allerdings kann ich deinen Tourrider nicht erfüllen, weil ich komplett pleite bin, aber was ich dir nicht in Alkohol und Käsesandwiches geben kann, gebe ich dir Eimerweise in Minuten!) Bis dahin hab ich hier eine kleine Erinnerung an die verrückteste Sache, die im ganzen Jahr 2005 passierte.

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Ergebenst,

dein Ryan.

P.S.: Ich habe sogar eine Gitarre, die du benutzen könntest, nachdem du deine ja auf der Bühne kaputtgemacht hast.

@ryanbassil