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Ein offener Brief an alle Eltern da draußen: Bitte verschenkt NIEMALS CDs

Liebe Eltern, ich weiß, dass Weihnachten für euch die Hölle ist. Aber müsst ihr mir das Fest deshalb auch versauen?

Liebe Eltern,

ich weiß, Weihnachten ist für Euch die absolute Hölle. Unmengen an Geld gebt ihr für überteuerte Nordmanntannen, Bienenwachskerzen und Festtagsdeko aus. Um dem Ganzen die Krone aufzusetzen, stehen dann auch noch Oma und Opa vor der Tür und erwarten, dass eure unmusikalischen Kinder auf der geschenkten Blockflöte vom letzten Jahr mittlerweile irgendetwas Festliches pfeifen können. Die Sache, die den verzogenen Bälgern am Wichtigsten ist, führt dann endgültig zu veritablen Nervenzusammenbrüchen: Weihnachtsgeschenke. Ja, ich bin mir sicher, das ist alles sehr hart und jedes Jahr fragt ihr Euch auf’s neue, ob der spektakuläre Dammriss wirklich das Schlimmste war, was einem der Nachwuchs überhaupt antun kann. Ich habe wirklich jedes Verständnis der Welt für euer Leid, aber eine Sache muss ich dann doch von euch verlangen: Hört verdammt nochmal auf, uns CDs zu Weihnachten zu schenken.

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Es gab eine Zeit, damals vor dem Krieg, in der es noch kein Youtube und permanent verfügbare Musik gab. Wenn man ein Lied hören wollte, musste man sich die CD kaufen. Technisch versierte Cracks wie ich, die den heimischen Videorekorder bedienen konnten, haben ab und an sogar Videos bei VIVA und MTV (und ich sage euch, damals lief tatsächlich noch Musik) mitgeschnitten – das war quasi so der nächstgrößere Schritt zu „Ich hänge mit der Hand auf dem Kassettenrekorder-Record-Knopf vorm Radio rum“. Wenn man ähnlich wenig Taschengeld bekommen hat wie ich, hat man sich also immer deshalb auf Weihnachten gefreut, weil man schon ein halbes Jahr vorher seine Eltern instruiert hatte, welche Alben man sich wünscht. Anfangs war das Blümchen oder Tic Tac Toe, später dann Eminem. Sollten eure Kinder Euch also ganz explizit einen Künstler samt Albentitel nennen, dürft ihr zum Elektronikfachhandel Eures Vertrauens gehen und GENAU DAS besorgen. Ist das nicht der Fall: Lasst es. Wirklich. Ihr wollt nicht, dass die sowieso schon anstrengende Weihnachtssituation eskaliert.

Mit zunehmendem Alter des Heranwachsenden wird sein Musikgeschmack nämlich immer komplexer und für Euch als Nicht-Eingeweihte weniger durchsichtig. Vor drei Monaten ist Kevin-Ronny noch richtig auf Pitbull ausgerastet? Keine Garantie dafür, dass er ihn jetzt nicht hasst wie die Pest, weil er unreal geworden ist und der alte Scheiß mit J.Lo wahnsinnig viel besser und deeper war. Ich möchte euch ein Beispiel geben:

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Vor einigen Jahren, meine Oldschool-Rap-Phase befand sich damals kurz vor ihrem absoluten Höhepunkt und ich habe mich für das krasseste HipHop-Girl der Welt gehalten, weil ich Wu-Tang gehört habe, trug es sich zu, dass meine Mutter mir eine Freude machen wollte. Mit strahlenden Augen, aus denen die absolute Gewissheit sprach, dass ich vor Glück gleich in Tränen ausbrechen würde, beobachtete sie mich, wie ich mein Geschenk auspackte. Wenige Sekunden später starrte ich fassungslos auf ein Album von Dru Hill. Woher hätte meine Mutter auch wissen sollen, dass ich R’n’B hasse und nicht alles höre, auf dessen Cover mehrere schwarze Männer abgebildet sind?

Denkt einfach ein paar Jahre zurück, liebe Eltern, und erinnert euch daran, wie schwer Ihr euch in Eurer Jugend getan habt, wenn es darum ging, euren Erzeugern eure Lieblingsalben näherzubringen. Jemand der früher auf Kool Savas ausgerastet ist, wird sich nicht zwingend über das neue Xavas-Album freuen – auch wenn der Bundesvision Song Contest Euch dieses Machwerk als den ganz neuen, heißen Scheiß verkaufen will. Schenkt Euren Kindern Geld, Liebe, Gutscheine, Alkohol, aber bitte, bitte, bitte zwingt uns nicht dazu Euch vorspielen zu müssen, wie sehr wir uns über Songs, die wir nicht mal todesbesoffen in Clubs gut finden, freuen.

Eure Lisa

P.S.: Ich kenne allerdings genug Leute, die sich nach wie vor über Tic Tac Toe oder Blümchen-Platten freuen würden. Und Falco geht auch immer.

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Lisa bei Twitter: @Antialleslisa und Lisas Blog.

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