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Interviews

Eiffel 65 haben euren Style erfunden, auch wenn ihr Idioten das nicht zugeben wollt

Kanye West, Daft Punk, Pharrell Williams und du haben etwas gemeinsam: Ihr wurdet alle schwer von Eiffel 65 beeinflusst.

Wenn wir an One-Hit-Wonder denken, denken wir an die peinlichsten Menschen auf Erden. Der ausgebrannte Möchtegern-Rocker, der verblendete Pop-Sänger, Shifty Shellshock und Crazy Town, der Typ, der diesen einen Novelty-Hit hatte, der immer noch im Supermarkt gespielt wird. Diese Leute sind leichte Ziele und, nun ja, Idioten halt.

Was ich voller Überzeugung sagen kann, ist, dass Eiffel 65, das italienische Trio bekannt für ihren 1999-Roboter-Hit „Blue (Da Ba Dee)“, sich diesem Vorurteil entzieht. Ich weiß das, weil ich mit E65-Frontmann Jeffrey Jey gesprochen habe, der super cool drauf ist. Dazu spricht er auch noch mehrere Sprachen und kann singen, zwei Fähigkeiten, die ich nicht beherrsche.

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Das sie cooler sind als ihr Ruf, ist nicht das Einzige, was Eiffel 65 mir beigebracht haben. Ich habe gelernt, dass die Band gar kein One-Hit-Wonder, sondern ein Two-Hit-Wonder ist, da die zweite Single „Move Your Body“ es auf Platz zwei der UK-Charts geschafft hat. Jeffrey hat mir auch erzählt, wie er Bon Jovi kennengelernt und „Blue“ für den Iron Man 3-Soundtrack auf Mandarin aufgenommen hat und, was noch viel wichtiger ist, dass einen Hit zu haben tausend Mal besser ist als kein Hit.

Noisey: Ist Musik im Moment dein Vollzeitjob?
Jeffrey Jey: Immer. Es ist das Einzige, was ich in den letzten 23 Jahren gemacht habe.

Du warst Teil einer ersten Welle von Mainstream-Acts, die seit der Funk-Ära wieder Auto-Tune benutzt haben. Wie kam es dazu?
Alles hat mit dem Vocoder angefangen. Wir nahmen gerade „Blue“ auf und entschieden, dass wir uns im Studio keine Grenzen setzen wollten, was Instrumente angeht. Wir wollten diesen Teil auch für die Stimme erweitern, also haben wir angefangen, Vocoder und Auto-Tune zu benutzen.

Glaubst du, damit so jemanden wie Kanye West beeinflusst zu haben?
Ich weiß nicht genau, ob ich das behaupten kann. Was ich aber weiß, ist, dass wir bereits Teil eines laufenden Prozesses waren. Cher benutzte zu der Zeit bereits Auto-Tune und Daft Punk einen Vocoder im Großteil ihrer Produktionen. Es war etwas, das aus der 70er-Szene kam, wir haben uns einfach geschnappt, was sich um uns herum bereits bemerkbar machte. Wir haben es irgendwie ein bisschen gepusht, aber es war etwas, das es bereits gab.

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Hast du das Daft Punk-Interview gesehen, in dem sie darüber sprechen, wie sehr sie „Blue“ lieben?
Ich habe ein paar meiner Twitter- und Facebook-Posts gelesen, in denen es darum ging, aber das Interview habe ich nie gesehen. Das wäre wirklich schön gewesen, denn das ist für uns eine große Ehre. Ich finde, dass Daft Punk wirklich, wirklich großartig sind. Sie haben definitiv ein wichtiges Kapitel in der Geschichte der elektronischen Musik aufgeschlagen.

Wie kam der Name Eiffel 65?
Damals haben wir enorm viel produziert und uns fiel auf, dass wir sehr viel Zeit damit verschwendeten, neue Namen für Projekte zu suchen, also haben wir uns in einer Woche so viele Namen wie möglich ausgedacht und eine Excel-Tabelle erstellt, die wir immer wieder aktualisiert haben und aus der wir uns immer dann bedienen konnten, wenn wir einen Namen brauchten. Als „Blue“ rauskam, haben wir uns blind einen Namen aus der Liste gefischt, Eiffel, und schon hatten wir den ersten Teil unseres Namens. Was danach passierte, war, dass wir eine Label-Kopie von „Blue“ auf dem Schreibtisch unseres Produzenten liegen hatten, auf der er eine Telefonnummer notierte. Die zwei letzten Ziffern der Nummer endeten allerdings nicht auf dem Papier, sondern auf dem Cover. Diese Ziffern waren sechs und fünf. Daraufhin dachte der Grafiker, wir hätten die Ziffern im Nachhinein hinter unseren Namen geschrieben. Das war schon sehr kurios.

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Und wie sind die Lyrics zu „Blue“ enstanden?
Es geht um etwas, woran ich wirklich glaube. Ich denke, dass jeder seine eigene Farbe hat, weißt du? Für jeden wird das Leben durch eine Farbe gefiltert. Die Dinge die sie kaufen, Häuser , die Leute, die sie sehen wollen, die Orte an denen sie leben, die Autos die sie besitzen. All diese Dinge werden von einer Farbe reflektiert. Also habe ich das als Metapher benutzt.

„Blue“ war vor kurzem in Iron Man 3 zu hören. Warst du in den Prozess involviert?
Naja, wir wurden gebeten dabei zu helfen, das Ganze ins Rollen zu bringen. Als ich angerufen wurde hieß es: „Hör zu, „Blue“ könnte auf dem Iron Man-Soundtrack landen, wir müssen nur eine Mandarin-Version des Songs aufnehmen.“ Ich dachte, „Was? Wie soll ich bitte in Mandarin singen?“. Der Typ sagt: „Wir haben da einen Lehrer, das schaffen wir schon.“ Also befand ich mich zwei Tage später im Studio, um mit einem Mandarin-Lehrer an den Lyrics fürs das Film-Intro zu arbeiten. Wir haben das gesamte Intro in einem Nachmittag auf Mandarin aufgenommen und ich merkte, dass es sich eigentlich ganz gut anhört. Das war ein interessanter Prozess, weil ich so daran gewöhnt war, „Blue“ auf Englisch zu singen. Ich habe den Song schon tausende Male gesungen. Die größte Moment für mich war, als ich mit allen meinen Freunden ins Kino ging und sagte, „Ok Leute, ich weiß, dass der Song im Film zu hören ist, aber ich weiß nicht wann“. Und dann war es das erste, was ich hörte, als das Marvel und Paramount-Intro lief und ich dachte nur „Oh mein Gott, wir sind im Intro dieses Films“. Das war unglaublich.

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Sie mögen mittlerweile alt aussehen, aber die Grafiken im „Blue“-Video waren damals ganz schön High-Tech.
Das hatte was mit unserer Liebe für Videospiele zu tun. Wir hatten damals eine Videoabteilung, die viel mit 3D gearbeitet hat. Wir konnten uns also glücklich schätzen, viel Input in die Dinge stecken zu können, die wir wollten, die damals wunderbar geklappt haben. Die Leute, die zu der Zeit für uns da dran gearbeitet haben, sind mittlerweile bei Dreamworks oder ähnlichen Unternehmen. Wir hatten Glück, dass so viele Kinder das Video als eine Art Cartoon gesehen haben, denn das hat uns wiederum geholfen, „Blue“ Familien und somit einem größeren Publikum zu präsentieren.

Ihr habt mit einem Greenscreen gearbeitet?
Das war ziemlich witzig, denn wir hatten überhaupt keine Greenscreen-Erfahrung zu der Zeit. Sich zu bewegen und so zu tun, als wären wir in einem Film, war neu für uns. Es war etwas, das wir nie zuvor gemacht haben, wir hatten keinerlei Bezug zu dem Ganzen, also mussten wir uns vorstellen, dass da etwas war, was gar nicht da war. Ich hatte sehr viel Spaß dabei. Da waren Marsmännchen und ähnliche Dinge, du musstest beindruckt aussehen und überraschte Ausdrücke machen.

Eine meiner ersten Erinnerungen an euch ist Top of the Pops, wo ihr zwei Mal performt habt. Was war das für eine Erfahrung?
Ich muss ehrlich mit dir sein: Bis nach unserem Auftritt bei Top of the Pops war mir nicht klar, was wir vorher eigentlich gemacht haben. Zu der Zeit waren wir auf Tour und waren so viel unterwegs, dass wir keine Zeit hatten zu denken, „Oh mein Gott, wir spielen bei Top of the Pops“. Wir haben im Dodger Stadium in den USA gespielt, ich stand direkt neben Jon Bon Jovi, und dachte nur, dass das nicht wahr sein kein. Man braucht Zeit, um zu verstehen, was da gerade passiert. Als mir klar wurde, dass wir bei Top of the Pops waren, dachte ich „Wir haben es geschafft.“ Es war wie etwas, das wir erlebt haben, nur mit etwas Verspätung. Davor aßen wir noch in Autos und schliefen zwei, drei Stunden pro Nacht. Es war sehr, sehr hektisch.

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Habt ihr Playback gespielt?
Teilweise. Bei Top of the Pops laufen die Instrumente immer Playback, da man aufgrund der vielen Künstler, die dabei sind, nicht für jeden einen Soundcheck organisieren kann. Danach hat man die Wahl zwischen Playback- oder Live-Gesang. Wir haben uns für letzteres enschieden, damit ich mit den Zuschauern kommunizieren kann. Ich mag kein Playback, das ist schrecklich.

Wie fühlst du dich, wenn du an diesen Zeitraum deines Lebens denkst? Ist es unwirklich?
Na ja, man lebt so was ja nicht unbedingt alle Tage. Man schläft wenig, isst an ungewöhnlichen Orten ungewöhnliches Essen und alles passiert so schnell, dass man keine Zeit hat, sich an etwas festzuhalten. Wenn ich etwas an der Zeit ändern könnte, dann, dass wir uns ab und zu mehr Zeit zum entspannen gegönnt und nicht alles so schnell durchlebt hätten sollen. Aber so war es halt, und ich bin glücklich, dass es so passiert ist, weil wir durch unglaubliche Teile der Welt reisen durften, in Fernsehshows waren, Menschen kennenlernen und uns bei den Fans dafür bedanken durften, dass sie uns die Chance gegeben haben, das zu werden, was wir heute sind.

Wie war es, Bon Jovi zu treffen?
Wir haben überhaupt nicht gecheckt, was da eigentlich gerade passierte. Ich habe bei den MTV Music Awards The Edges Hand geschüttelt und mich mit ihm eine kurze Zeit unterhalten, dabei hingen wir mit Leuten wie Robbie Williams und anderen großen Namen ab. Als wir mit den Jungs auf Tour waren, haben wir sogar Lenny Kravitz gesehen, Beyoncé war mit uns auf einer Radio-Tour. Wie ich schon sagte, das alles wurde mir erst klar, als ich wieder nach Hause kam und meinen Freunden davon erzählte, weil ihre Gesichter aussahen, als wollten sie sagen „OH MEIN GOTT, IHR WART MIT BON JOVI UNTERWEGS?!“ und wir meinten nur… „Jap.“ Darauf sagten sie „Also, überrascht euch das gar nicht, seid ihr darüber nicht glücklich?“ Und ich meinte nur…„Verdammte Scheiße, klar bin ich das.“ Wenn man aber gerade dabei ist, solche Momente zu erleben, erwischt es einen nicht so hart.

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Wie war es nach dem ununterbrochenem Touren und plötzlichem Erfolg wieder nach Hause zu kommen?
Ehrlich gesagt war es schön, weil man anfängt, seine Familie zu vermissen und man seine Freunde wiedersehen kann. Auf Tour einen nur mal ins Kino zu gehen war schon schwer genug, und die Chance zu haben, mal ein bisschen runterzukommen und zu Hause eine Verschnaufpause machen zu können, war gut, und machte die darauffolgende Tour umso besser.

Lass uns mal über den Song „My Console“ reden. Es ist wirklich einzigartig, einen kompletten Song über Videospiele zu hören. Bist du immer noch ein großer Gamer?
Machst du Witze? Ich spiele immer noch (lacht). Zu Hause habe ich eine PS4, und egal wo ich bin, versuche ich, Assassins Creed zu spielen. Ich liebe es. Wenn man ein Mal auf Videospiele steht, nimmt man das mit ins Grab—das wieder loszuwerden ist unmöglich. Wer noch immer das Kleinkind in sich stecken hat, nimmt seine Konsole mit ins Grab.

Wurdest du jemals von Playstation gesponsert?
Eigenartigerweise nein. Es hätte mir gefallen, nicht durch Geld oder so gesponsert zu werden. Ich hätte es geliebt, einen Song für ein Videospiel zu schreiben. „Blue“ und „Move Your Body“ sind auf dem Spiel „Rockband“, und das war cool, aber zu der Zeit seinen Song in einen Videospiel zu haben, das man damals hätte spielen können, wie ein Fußball-Spiel oder so, wäre super gewesen. Es wäre was Besonderes gewesen, ein Teil davon zu sein, aber damals hatten wir diese Möglichkeit nicht.

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Musiker werden von Leuten immer anhand ihrer Hits bewertet. Wie findest du das?
Das wird immer so bleiben und deswegen ist Musik so unglaublich, weil du das Letzte bist, das von dir übrig bleibt. Was damals so toll war, ist, dass jeder Bescheid wusste, wenn du einen Hit hattest. Wenn du einen Flop hattest, wusste niemand davon, weil das Internet noch nicht das war, was es heute ist. Es gab kein Sozialen Medien, die jedem von deinem Tagesgeschehen berichteten. Heutzutage gibt es Hits genauso wie Flops. Aber ich denke nicht, dass man sich als Musiker darauf konzentrieren sollte. Das einzige, worauf man achten muss, ist, dass man viel Spaß mit dem hat, was man tut und hofft, dass jemand anderes es auch mögen wird. Das ist wirklich die einzige Möglichkeit, in diesem Business zu überleben.

Hast du das Gefühl, bessere Songs geschrieben zu haben, von denen keiner etwas mitbekommen hat?
So sehe ich die Dinge nicht. Wir versuchen einfach, so Spaß zu haben, als ob wir zu einem Freund nach Hause gehen würden, um auf einem Computer herumzuspielen und von dem überrascht zu sein, was dabei herauskommt, anstatt sich aufs Programmieren zu konzentrieren. Dafür gibt es Leute, die für dich arbeiten und damit ihr Geld verdienen. Ich denke, dass man sich als Künstler am besten auf sein Gefühl im Studio konzentrieren und sich damit am Leben halten muss. Wenn du anfängst, nur auf den Business-Aspekt zu achten, nach dem Motto „Ich muss so und so einen Song schreiben, weil das fürs Radio am besten funktioniert, und so weiter“, dann schreibst du keine Musik mehr für dich selbst. Und wenn du als Künstler damit aufhörst, wirst du Schwierigkeiten bekommen. Wenn du Musik wirklich liebst, wirst du immer wieder etwas Neues schreiben können. Nur so kann man leben. Wenn das nicht etwas ist, was dich wachhält und dich davon abhält, zu schlafen, verändert sich etwas in dir und das Musik machen wird zur Hölle.

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Warum glaubst du, dass euer zweites Album Contact! nicht so erfolgreich war, wie das Erste?
Man kann so was wirklich nicht voraussehen, weißt du? Man kann wirklich nicht wissen, warum manche Dinge klappen und andere nicht. Vielleicht war es die Veränderung unseres Sounds, keine Ahnung. Um das herauszufinden, müsstest du alle Leute interviewen, die das Album nicht gekauft haben. Wir haben einfach ein neues Album geschrieben und versucht, mit dem fortzufahren, was wir auf dem ersten Album gemacht haben.

Wenn ich mir Musiker ansehe, die eine Zeit lang gefragt waren, scheint es in zwei Richtungen zu gehen. Entweder sie machen weiter Musik oder sie enden im Drogensumpf oder ähnliches. Warum glaubst du, ist das so?
Das ist eine schwere Frage. Ich kann sagen, dass das Musikgeschäft für einen Künstler zerstörend sein kann, wenn er sich an seinem Erfolg misst. Es könnte schwer sein, damit klarzukommen, und es stimmt, je höher die Höhen, desto tiefer die Tiefen. Richtig durchzustarten kann das Fallen manchmal sehr viel länger und intensiver machen. Das ist ein Teil des alltäglichen Lebens, weißt du? Das passiert deinen Freunden, das passiert deiner Familie, das passiert im täglichen Job, also ist das etwas, womit man lernen muss, umzugehen. Du musst lernen, in dich zu gehen und zu schauen, was du wirklich sein und was du wirklich machen willst. Manche Leute mögen es nicht, in diesem Mechanismus zu stecken und entfernen sich davon. Das ist der Grund, warum so viele Leute im Musik-Business einfach aufgeben und loslassen, weil es zu viel für sie wird. Damit muss man sich im alltäglichen Leben auseinandersetzen, du wirst heiraten und kannst dich scheiden lassen oder verlierst jemanden, der dir wirklich wichtig ist, so wie einen Freund oder so etwas in der Art, und es ist genauso schwer, damit umzugehen, wie mit den Höhen und Tiefen im Musikgeschäft. Natürlich ist es nicht genauso schwer, in der Musikbranche zu stecken, wie einen Freund zu verlieren, aber es ist etwas, womit man lernen muss umzugehen und worauf man achtgeben muss, weil so aus dir ein stärkerer Menschen wird.

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Jimmy Ness ist gerade auf Welt-Tournee mit seinem Freund Jeffrey. Folgt ihm auf Twitter—@NZJimmy

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