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Wir haben für euch die Tracklist von Dr. Dre's ‚Compton‘ analysiert

16 Songs, 16 Features. Wir sagen euch, was ihr von den Gastkünstlern auf dem neuen Dr. Dre-Album erwarten könnt.

Kollektives Aufatmen: Der Treppenwitz namens Detox ist endlich tot. Am Wochenende tat Dr. Dre das einzig Richtige: Er spritzte dem Patienten Morphium, schaltete die Maschinen ab und ließ ihn sanft in das Totenreich entschwinden. Viel zu lange redete man von diesem Album, das dem Lebenswerk einer der HipHop-Ikonen wahrscheinlich eine unschöne Delle verpasst hätte. Schauen wir der Wahrheit ins Auge: Die Enttäuschung wäre vorprogrammiert gewesen. Die 2010 respektive 2011 veröffentlichten Quasi-Singles „Kush“ und „I Need a Doctor“? Beides sterbenslangweilige Nummern, die selbst auf den Alben von Mittelklasse-Rappern höchstens als Füllmaterial zwischen den eigentlichen Hits getaugt hätten.

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„Es war einfach nicht gut. […] Ich hab mir den Arsch abgearbeitet, aber ich glaube, meine Arbeit dafür war einfach nicht gut genug und das hätte ich meinen Fans und mir selbst nicht antun können“, so Dre selbst am vergangenen Wochenende. Etwas Erwachseneres hat man selten von einem Musiker gehört. Das hier könnte jetzt ein trauriger Abgesang auf alternde Idole werden, denen irgendwann die Inspiration abhanden kam, aber soweit ist Andre Young dann doch noch nicht.

Quasi im selben Atemzug verkündete er nämlich, dass er stattdessen etwas anderes aufgenommen habe: Compton: A Soundtrack by Dr. Dre. Dazu inspiriert habe ihn die Rohfassung des N.W.A.-Biopics „Straight Outta Compton“, das im August in den Kinos startet. Die Platte ist dennoch ein Dr. Dre-Album, vergleichbar mit der LP, die Jay Z als Hommage an „American Gangster“ aufnahm. Das Soundtrack im Titel bezieht sich also auf jene kalifornische Kleinstadt (im Großraum Los Angeles), aus der von Dre selbst bishin zu Kendrick Lamar unzählige Rapper stammen, die seit Beginn der Neunziger Musik-Geschichte geschrieben haben.

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Tatsächlich legen der Albumtitel und das ad acta-Legen von Detox die Vermutung nahe, dass das, was da bereits am kommenden Freitag über uns hereinbrechen wird, kein 2001 in der 2015er-Variante wird. Auch Songtitel wie „Genocide“ und „All in a Day's Work“ deuten eher darauf hin, dass Dr. Dre mit diesem Album neues Terrain betreten will. Vielleicht macht er ja etwas, mit dem bisher kaum jemand gerechnet hätte und veröffentlicht Musik, die (ähnlich wie Kendrick Lamars To Pimp a Butterfly) anhand seiner Heimatstadt etwas über die zuletzt häufig herbeizitierte „Black Experience“ erzählt. Selbstverständlich ist das nur eine Möglichkeit, basierend auf bisher nur spärlich vorhandenen Indizien. Mit Ausnahme einer Tracklist gibt es nämlich bisher kaum Informationen über Compton. Die wiederum hat es allerdings in sich: 16 andere Künstler hat Dr. Dre für Compton: A Soundtrack ins Studio geladen (die noch nicht bekannten Co-Produzenten sind hier natürlich noch nicht mit eingerechnet). Ein klassisches Solo-Album ist natürlich etwas anderes, aber die Taktik, möglichst viele Gäste dabeizuhaben, um die eigenen, eher durchschnittlichen Skills am Mikrofon zu kaschieren, hat Dre ja für 2001 zur Perfektion getrieben. Vielleicht kommen wir dem Sound des Albums näher, in dem wir uns diese Gästeliste etwas genauer anschauen..

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King Mez

Mez kommt aus Raleigh, Nort Carolina. Der Rapper hat bereits mehrere Mixtapes veröffentlicht, alle eher zeitlos als in der Trap verwurzelt. Klassischer Lyricist, der musikalisch bisher aber nicht gerade durch Westcoast-Einflüsse aufgefallen ist.

Justus

Heißt eigentlich Justin Mohrle, veröffentlichte unter diesem Namen auch bereits Musik. Sehr jung. Hat offensichtlich einiges von Drake und Future gelernt. Kommt aus Dallas und lernte dort The D.O.C. kennen, der ihn wiederum Dr. Dre vorstellte. Seitdem lebt Mohrle in Kalifornien und schickt sich an, „der Neue“ an der Seite des Doktors zu werden.

Candice Pillay

Songwriterin, gebürtig aus Südafrika, ziemlich trill unterwegs. Hat ein Album namens The Mood Kill auf der Haben-Seite, das zwar vereinzelt mit interessanten HipHop-Versatzstücken spielt, ansonsten aber im Pop-Mittelmaß versumpft.

Kendrick Lamar

Der aktuelle König von Compton und vielleicht sogar ein entscheidender Wegweiser für das neue Album seines großen Idols.

Marsha Ambrosius

Klassischer Fall von Lieblingssängerin deiner Lieblingsrapper—bereits seit Jahren. Hat schon öfters mit Dre zusammengearbeitet, unter anderem für „Start from Scratch" von The Game und „Get You Some" von Busta Rhymes und Q-Tip. Sureshot.

BJ the Chicago Kid

Unter dem Radar fliegender Songwriter, der aber schon mit der gesamten Top Dawg-Klicke und vielen anderen Rappern Musik gemacht hat. Zu Recht bei Motown gesignt.

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Anderson Paak

Von allen gefeatureten Jung-Talenten auf diesem Album ist der junge Typ aus Oxnard, Kalifornien der, den man sich am besten auf Vintage-G-Funk-Stücken vorstellen kann.

Xzibit

Den braucht man wohl nicht mehr vorstellen, auch wenn die meisten sicher längst vergessen haben, dass Mr. X-to-the-Z vor seiner Rolle als der Typ von „Westcoast Customs“ auch mal wirklich gute Rap-Musik veröffentlicht hat.

COLD 187um

Das, was man einen OG nennt. Sein erstes Album erschien 1989 bei Eazy-Es Ruthless Records. Damals war er Teil der legendären Westcoast-Formation Above The Law. Vordenker des G-Funk-Sounds, mit dem Dr. Dre berühmt wurde.

Ice Cube

Bemerkenswerterweise das einzige Gründungsmitglied von N.W.A., das auf diesem als Tribut an die eigene Vergangenheit angekündigten Album gefeaturet ist. DJ Yella und MC Ren wirds nicht freuen.

Jon Connor

Wieder einer dieser vielversprechenden Dr. Dre-Proteges. Unter Vertrag bei Aftermath Entertainment. Hat bereits ein Album veröffentlicht, spannender waren aber seine Tribut-Alben, auf denen er Songs von zum Beispiel Biggie, Kanye oder Jay Z neu interpretierte.

Snoop Dogg

Selbstverständlich darf Onkel Snoop auf diesem Album nicht fehlen.

The Game

In letzter Zeit fiel The Game eher durch mediokre Alben auf, aber selbstverständlich lässt es sich nicht leugnen, dass der Doktor und er in der Vergangenheit große Songs zustande gebracht haben.

Asia Bryant

Junge, unverbrauchte Pop-Stimme aus Los Angeles. Musikalisch bisher aber leider näher dran an Miley Cyrus als an Erykah Badu.

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Jill Scott

Unerhört talentiert und unerhört unbekannt. Dabei hat die klassisch ausgebildete Soulsängerin Jill Scott bereits Songs von Lupe Fiasco, Common, Young Jeezy und Robert Glasper veredelt.

Eminem

Natürlich darf auch des Doktors ungleicher Bruder (und seine größte Entdeckung) hier nicht fehlen. Steile These: Wenn der Song mit Eminem richtig gut geworden ist, ist auch das Album ein Meisterwerk.

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