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Interviews

Die südafrikanische HipHop-Crew Dookoom muss gegen weiße Bürgerrechtsgruppen kämpfen

Südafrika ist teilweise immer noch ein gespaltenes Land. Dookooms Video zu „Larney Jou Poes“ hat das Land in Aufruhr versetzt.

Die „farbige“ Bevölkerung Südafrikas ist eine der vielfältigsten Gruppierungen der Welt: eine facettenreiche Gesellschaft aus verschiedenen Ethnien, die sowohl von Sklaven abstammt, die von den Niederländern aus Westafrika, Indonesien und Asien gekauft wurden, als auch von den versklavten indigenen Völkern Khoikhoi und San (oder Khoisan), deren Sprache—Afrikaans—eine Kreolisierung verschiedener Sprachen ist. Anders als im Westen ist der Begriff „farbig“ („coloured“) hier keine antiquierte rassistische Verunglimpfung, sondern wurde von der National Party in der Zeit der Apartheid eingeführt. Damit wurde eine Gruppe klassifiziert, die irgendwo zwischen den Ethnien lag: nicht weiß, nicht schwarz—und genauso wurde sie im Schichtsystem der Apartheid auch behandelt. Sie sind immer noch Diskriminierung und beschränkten wirtschaftlichen Möglichkeiten ausgesetzt. Viele farbige und schwarze Arbeiter arbeiten noch immer für weniger als fünf Dollar am Tag.

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In diesem Wirtschaftssystem leben weiße Bauern weiterhin reich und abgeschottet von den schwarzen und farbigen Arbeitern des Landes und schwarze Politiker sind wohlhabend geworden, haben den Kontakt zu ihren Wählern verloren und gestehen großen Gruppen nur wenig Regresszahlungen zu. 1994 hat Südafrikas Friedensbotschafter Erzbischof Desmond Tutu den Begriff „Rainbow Nation“ geprägt, um die multikulturelle Zukunft von Liebe, ethnischer Harmonie und Demokratie zu beschreiben, die sich alle nach hunderten Jahren Sklaverei und fast einem Jahrhundert faschistischem und rassistischem Totalitarismus erhofft hatten. Diese Art von Realität hat sich jedoch noch nicht wirklich eingestellt.

Teil der anhaltenden Probleme ist die Frage des Landeigentums: Es wurde angenommen—und einige würden sagen, vom African National Congress versprochen—dass die weiße Bevölkerung nach dem Ende der „White Minority“-Regel ihr Land wieder abgeben muss. Viele glauben, dass die Rückgabe von Land der Schlüssel zu Südafrikas Zukunft ist. Die Vereinnahmung von Land durch Siedler begann im 17. Jahrhundert, als sie in das Innere des Landes vorgedrungen sind. Zunächst haben Niederländer und Franzosen Land der Nomadenvölker Khoikhoi und San eingenommen, dann haben die „hybriden“ Afrikaaner (und die Engländer) ab dem späten 18. Jahrhundert Land der Xhosa, der Zulu und weiteren Stämmen und kulturellen Gruppen eingenommen. Der Natives Land Act von 1913 hat die Enteignung der „Nicht-Weißen“ in Südafrika manifestiert, indem er ihnen in über 90% des Landes das Recht verwehrt hat, Gebiete zu besitzen. Auch wenn er 1991 aufgehoben wurde, hat sich in der Praxis relativ wenig geändert.

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DOOKOOM, fotografiert von Mads Norgaard

Hier kommen DOOKOOM ins Spiel, eine Unruhe stiftende südafrikanische Electro-HipHop-Gruppe, auf deren gerade veröffentlichtes Video zu „Larney Jou Poes“ die Pro-Weiße Bürgerrechtsbewegung AfriForum mit einem Verbotsaufruf reagiert hat. Der Song, dessen Titel sich grob als „Hey Boss, du Arsch, fick dich“ übersetzen lässt, ist gewollt provokativ und soll mit den lange existierenden ethnischen Spannungen des Landes spielen. In dem Video sieht man einen Aufstand von „farbigen“ Landarbeitern mit Mistgabeln, Traktoren und brennenden Reifen, die anscheinend gewillt sind, die Farm ihres Chefs niederzubrennen. Die Darstellung von schwarzer und farbiger Befreiung ist für die weißen Leute so beängstigend, dass das AfriForum—dessen angebliche Mission es ist, die Rechte von Minderheiten zu schützen, die in der Praxis aber im Interesse der weißen südafrikanischen Afrikaaner handeln und sich davon bedroht fühlen, dass das Land nicht weiter von der weißen Minderheit dominiert wird—sich dazu berufen fühlte, das Video als Volksverhetzung zu bezeichnen und kurzerhand Beschwerde bei der South African Human Rights Commission einzureichen. Die größte Sorge des AfriForums ist die Sicherheit weißer Farmer, die isoliert auf ihrem Land leben und die Gewalt und Mord von Arbeitslosen, Armen und einfachen Kriminellen ausgesetzt sind, da die ökonomische Lage im Land immer unausgeglichener wird.

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DOOKOOM sind eine Reaktion auf das Chaos im heutigen Südafrika, das in der Geschichte begründet liegt. Du kannst dies in den scheppernden Beats, disharmonischen Synthies und aggressiven Raps hören. Isaac Mutant, eines der fünf Mitglieder von DOOKOOM, war wahrscheinlich gerade im späten Teenageralter, als das unterdrückende Regime von Südafrika bröckelte und Nelson Mandela frei kam.

Ich sage deshalb „wahrscheinlich“, weil Mutant nicht viel von sich preisgibt. Er war Teil einer der berüchtigtsten Gangs im gefährlichen Township Mitchells Plain (am Stadtrand von Kapstadt). Er hat drei Alben herausgebracht, auf denen sich Underground-Hits finden und die erst auf Tapes, dann auf CDs und dann über Torrent-Seiten verbreitet wurden–durch keins davon hat er auch nur einen Cent verdient. Er hat mit Leuten wie der legendären örtlichen Crew Plein Madness gearbeitet und war auf dem ersten Album von Die Antwoord als Gast dabei. Vor ein paar Jahren ist er mit Public Enemy aufgetreten. Laut dem britischen Popkultur-Journalisten King Adz hat Mutant sich nach seinem Gastauftritt geweigert, das Mikro wieder rauszurücken und hat die Zeilen von Chuck D bei „911 Is A Joke“ übernommen, sodass der Chef von Public Enemy nur mit verwirrter Bewunderung vom Bühnenrand zusehen konnte.

Isaac Mutant rappt in einer Mischung aus Englisch, Afrikaans und Sabela—einer geheimen Gefängnissprache, die sich unter farbigen Gangs entwickelt hat—und hat seinen Beitrag geleistet. Er hat abseits des großen Geschäfts gearbeitet. Frustriert, müde und kurz davor aufzugeben, war der entscheidende Wendepunkt für ihn, als er den in Großbritannien geborenen Produzenten und Beatmaker Human Waste getroffen hat, einen Mann, der in einer ähnlichen Situation war. Human Waste hatte in Südafrika seit einer Weile HipHop produziert und obwohl viele der Crews, mit denen er zusammengearbeitet hat, Erfolg hatten, war er müde von dem Old-School-Boom-Sound, den sie verfolgt haben.

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Zusammen mit L i L i † H, einer ernüchterten Dream-Pop-Sängerin; Roach, Mutants Hype Man, Bodyguard und DJ und dem Künstler Spo0ky, der für die visuelle Identität zuständig ist, haben sie DOOKOOM gegründet und das Projekt auf ein Südafrika losgelassen, das—20 Jahre nach Einführung der Demokratie—von einer Mischung aus schwindender Hoffnung, Angst, Misstrauen und intensiver Energie durchzogen und gespalten ist.

DOOKOOM sind wild entschlossen zu verstören und das wird nirgends so deutlich wie bei ihren Live-Auftritten. Die Musik ist laut, grell und wütend. Sie schwingen Messer, zerbrochene Flaschen und Krüge mit Blut. Sie schreien das Publikum an und wünschen ihnen den Tod. Eine Show von DOOKOOM ist ein Ausdauertest, bis das Publikum ausbricht und die Wut annimmt—dann gibt es plötzlich einen fröhlichen Überfluss von Hass und Liebe und Angst und Energie und Geschrei. Irgendwie passt das alles zusammen. Wenn man bedenkt, dass die Musikszene Kapstadts von ein paar Filzhut-tragenden Hipstern, die Psych-Rock und kitschigen Rap machen, dominiert wird, sind DOOKOOM eine Offenbarung. So etwas hat man in Südafrika noch nicht gesehen, aber was ist es genau, was DOOKOOM versuchen zu erreichen?

Ein paar nützliche Begriffe:

„Tik“ ist eine Straßendroge, im Prinzip Crystal Meth, aber schlechter produziert.

Ein „Naai“ entspricht dem englischen „a Fuck“, aber bedeutet „Person, die ich nicht mag“.

Ein „Sangoma“ ist ein Fachmann für traditionelle pflanzliche Medizin, der auch die Ahnen befragt.

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„Broe“, Bru“, „Bruh“, „Bra“ sind alles verschiedene ironische Ebenen von „Mein Bruder“

„Kak“ bedeutet „Shit“, aber auch „sehr“. Du kannst kak wütend oder kak glücklich sein. K.A.K ist außerdem ein Akronym für Koloured Ass Krooks, ein Begriff, den Mutant für einen losen Zusammenschluss einer Reihe an Rappern und Unruhestiftern benutzt.

„Poes“ bedeutet Vagina, ist auch das Äquivalent zur Beleidigung „Cunt“, kann aber auch so wie „Kak“ benutzt werden.

„Zef“ ist ein Wort, das von Die Antwoord bekannt gemacht wurde und einen Style bezeichnet, der so schlecht ist, dass er gut ist. Es bezeichnet nach sozialem Aufstieg strebenden White Trash und das Streben nach Reichtum. Zum Beispiel: Die Filme von Harmony Korine sind verdammt zef.

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Foto von Roger Young

Was ist DOOKOOM konzeptionell und was bedeutet das Wort?
Isaac: DOOKOOM ist eine verdammte Band.
Human Waste: Es ist außerdem eine verfluchte Person. Der Begriff stammt ursprünglich vom Sangoma [ein Zulu-Begriff für einen traditionellen Heiler], in Kapstadt wurde es aber eher zu einem Begriff für eine schlimme, böse Sache.
Isaac: DOOKOOM ist im Prinzip ein Kaffer, es ist ein Mythos: es ist nicht wirklich das, was Leute denken. Ich bin im Ghetto aufgewachsen, also kenne ich dieses Mysterium, das einen DOOKOOM umgibt—mit diesem Wort oder dieser Person wird immer etwas Negatives verbunden, aber es ist nicht zwingend die Wahrheit. Meistens bezeichnet es einen Ausgestoßenen. Ich denke jeder bei DOOKOOM fühlt sich so [wie ein Ausgestoßener].

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OK, kümmern wir uns um die unvermeidbaren Vergleiche mit Die Antwoord. Wer will anfangen?
L i L i † H: DOOKOOM machen keinen HipHop. DOOKOOM machen keinen verdammten Rap. Es hat mit nichts davon zu tun.
Human Waste: Ich denke, die Sache ist auch, dass Isaac authentisch ist und Ninja ein Kunstprodukt oder so.
L i L i † H: DOOKOOM ist genauso Kunst wie Die Antwoord. Wir sagen nur unterschiedliche Dinge.
Isaac: Der einzige Vergleich zwischen DOOKOOM und Die Antwoord ist, dass sie atmen und wir atmen, Broe.

Die Leute in Südafrika hassen Ninja und schreiben immer darüber, dass Die Antwoord sich fremde Kultur aneignet.
L i L i † H: Die Schuhe von DOOKOOM sind einfach dreckiger als Die Antwoord.
Human Waste: Sieh an, eine Zitat-Maschine!

Ihr habt also keinen Beef mit Ninja?
Isaac: Nein, ich habe für ihn gearbeitet und er hat mich bezahlt. Ich war nie Teil von Die Antwoord… Ich war bei einem Track dabei. Er hat mir verdammten Jägermeister besorgt. Ich habe mit niemandem Beef, der mir Jägermeister besorgt.

Könnt ihr den Leuten, die nicht wissen, was das bedeutet, erklären, was „Larney Jou Poes“ bedeutet? Was bedeutet „Larney“?
Roach: Das Wort „Larney“ bezeichnet meinen Boss, meinen Aufseher, die Person, der ich jeden Tag Rechenschaft ablegen muss. Der zweite Teil ist relativ selbsterklärend, „Jou Poes“.
Human Waste: „Fuck You!“
L i L i † H: Aber „Jou Poes“ bedeutet nicht wirklich „Fuck You“, sondern eher…
Human Waste: Naja, direkt übersetzt, ist es…
L i L i † H: Deine Vagina.
Isaac: Es ist wie „du Fotze“ plus „Fick dich“.

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Reden wir über die Rainbow Nation. Wie funktioniert das so?
Human Waste: Ziemlich gut für weiße Leute.
Isaac: Es ist nicht besonders friedlich. Nicht so Regenbogenmäßig.
L i L i † H: Ein Regenbogen kann nicht bloß schwarz und weiß sein, oder?

Aber hat Nelson Mandela dieses ganze Zeug nicht in Ordnung gebracht?
Roach: Er ist tot, ein toter Motherfucker.
Isaac: Nelson Mandela ist ein Rockstar.
L i L i † H: Er ist der Kurt Cobain Südafrikas.
Human Waste: Zitat-Maschine!
L i L i † H: Lasst Nelson Mandela in Ruhe, Mann. Er hat sein bestes gegeben, Bruh.
Human Waste: Du kannst die Tatsache nicht verleugnen, dass eine Menge wütender älterer schwarzer Leute gibt, die Nelson Mandela überhaupt nicht mögen, die ihn als Onkel Tom-Sellout sehen. Und das hörst du in den Medien nie.
L i L i † H: Alter, nicht nur wütende schwarze Leute, auch wütende weiße Leute. Ich war vor einem Monat im verdammten Benoni [einem Vorort von Johannesburg] und es gibt dort Leute, die in verdammten Zelten an der Hauptstraße wohnen. Arme, weiße Leute, die in Zelten wohnen, die Leute sind also gefickt. Es ist egal, ob sie weiß oder schwarz oder was auch immer sind. Es gibt keine Rainbow Nation. Alles ist im Arsch und wir haben es satt, zu lächeln und zu sagen: „Ja, alles ist in Ordnung, macht einfach Urlaub in unserem Land und gebt euer Geld hier aus.“ Du darfst nichts sagen, außer es ist Pro-Afrika, Pro-Südafrika. Mit der Post-Apartheid darfst du einfach nicht unzufrieden sein.
Isaac: Ansonsten ist es Volksverhetzung. Du darfst nicht wütend sein. Du darfst keinen Track machen wie „Jou Poes My Larney“. Also scheiß auf die Rainbow Nation, mein Broe; es ist eine verdammte Farce.

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Foto von Mads Norgard

Als das AfriForum gesagt hat, dass sie Strafanzeige wegen Volksverhetzung erstatten, haben sie das vielleicht ähnlich gesehen, trotzdem sehen sie farbige Afrikaans anders als weiße Afrikaans.
Human Waste: Ja, naja, die Leute werden sich immer hassen. Genauso wie sich Londoner gegenseitig hassen. Ich hasse zum Beispiel Tottenham-Fans, obwohl sie meine direkten Nachbarn sind. Die Menschheit ist eine Familie. Wenn ein Teil sich daneben benimmt, wie manche weiße Leute zum Beispiel, ist das wie bei deinem Onkel, dem du von Zeit zu Zeit eine runterhauen musst, weil er sich ein wenig gestört verhält. Du liebst ihn aber trotzdem noch—es ist dasselbe.
Isaac: Weiße Leute müssen einfach Sex mit farbigen Leuten haben, Mann, das ist, was ich denke.

Was bedeutet farbig?
Isaac: Ursprünglich bezeichnet das eine Person mit einer bestimmten Hautfarbe. Aber das passt nicht so richtig, denn auch eine weiße Person kann braun gebrannt sein oder farbig. Du kannst also keine braune Person sein, weil Schwarze auch braun sind, also was zur Hölle? Es gibt also all diese Dinge, all diese Kapitel und Schubladen bezüglich dieser ganzen verdammten Sache. Es ist eine sehr interessante Sache. Es ist ein wenig zu undurchsichtig.
L i L i † H: Soll ich euch sagen, was Farbige sind? Sie sind die Zukunft, Bra. Wirklich, in drei Jahren wird jeder farbig sein. Schließ einfach alle zusammen für eine Nacht ein und schon Mittwoch sind alle farbig.
Isaac: Lass mich das ernsthaft beantworten. Farbige Leute sind die Überbleibsel der Gesellschaft, Überbleibsel von allen anderen. Wenn du zu keiner Ethnie passt… dann werden die Überbleibsel aller anderen Ethnien als farbig bezeichnet. Also halb schwarz, halb weiß, halb indisch, halb indonesisch, halb chinesisch, halb dies, halb das, diese Leute waren angeblich farbig.

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Worum geht es noch in euren Songs?
Human Waste: Abhängigkeit, Sex, Wut.
Isaac: Poes.
L i L i † H: Angst, Blut.
Isaac: Ficken. Ma se poes [die Vagina deiner Mutter], Tik, noch mehr Tik. Alkohol und Tik. Kokain und Tik.
L i L i † H: Es geht nicht um Kokain. Wir sind eine Emo-Band.
Human Waste: Wir sind tatsächlich ziemlich Emo.

Bei eurem Auftritt im Assembly (einem populären Laden in Kapstadt), habt ihr „Die Slow“ zum besten gegeben und Isaac hat dem Publikum zugeschrien: „Ich will, dass ihr sterbt“, woraufhin sie zurückgeschrien haben.
Human Waste: Es ist ein schöner Song. Ein tiefgründiger Song. Es ist Energie.
L i L i † H: Es ist eine Unterhaltung.
Spooky: Wir ermutigen dich, all diese Gefühle zu erforschen, die die Gesellschaft für unglaublich falsch hält.
Human Waste: Wut ist eines der wichtigsten. Was machst du mit deiner Wut? Gehst du nach Hause und verprügelst deine Frau oder haust du gegen eine Wand oder erschießt du deine Freundin?
L i L i † H: Nein, geh lieber in einen Club und lass mit uns für 40 Minuten die Sau raus. Heul einfach verdammt noch mal und trink und tanz und schubs Leute herum und lass uns dich mit Blut beschmieren und geh dann nach Hause und fühl dich besser. Es ist eine verdammte Therapie. Bei unserem letzten Konzert haben sich Leute inmitten des ganzen Chaos angeschrien und dann gab es ein Paar mittendrin, das einfach rumgemacht hat. Das war schön.
Spooky: Wut ist auch die inspirierendste Energie. Wut ist dazu da, um die Umstände zu ändern.
L i L i † H: Es geht darum, einem Fremden in die Augen sehen zu können, während beide schwitzen und heulen und das ist die natürlichste Interaktion.

Als ihr das Video zu „Larney Jou Poes“ gemacht habt, wie habt ihr es da geschafft, dass die Farmarbeiter „Larney Jou Poes!“ sagen?
Isaac: Tja, Bruh, sie hatten tatsächlich die Möglichkeit „Jou Poes“ zu ihrem Larney zu sagen und ihr Larney hat sie trotzdem bezahlt. Das ist als würde die Apartheid noch existieren, Bra. Für sie ist das eine ganz neue Sache, das zu ihrem verdammten Larney zu sagen, ungeachtet welche Hautfarbe dieser Arsch hat. Und dann haben sich Möglichkeiten ergeben. Am nächsten Tag haben sie mir gesagt: „Scheiße, ihr Leute habt was für uns getan.“ Zum ersten Mal in ihrem Leben ist ihnen das neue Südafrika klar geworden. Du kannst diesen Kak eigentlich nicht sagen. Für uns ist das keine große Sache.
Human Waste: Der Farmer musste tatsächlich kommen und ihnen sagen: „Ihr dürft das sagen, es ist cool, ihr werdet nicht gefeuert, ihr habt meinen Segen, mir zu sagen, dass ich mich ficken soll.“

AfriForum wird euch also vor Gericht bringen?
Human Waste: Es ist witzig, das ist alles, was ich sagen kann. Ich meine, Volksverhetzung, weil eine schwarze Person ihre Wut gegen systematischen Missbrauch über Generationen hinweg zum Ausdruck bringt? Die Farmarbeiter gehen gerade in den Streik, um zu versuchen, 65 Rand am Tag zu bekommen, was ungefähr 5 Dollar am Tag sind und das für eine knochenharte Arbeit unter der afrikanischen Sonne. Daran ist nichts hasserfüllt. Das ist OK, das darfst du tun und es ist kein Problem. Aber wenn du sagst, dass diese Tatsache dich wütend macht, dann wirst du vor Gericht gezerrt, weil das Volksverhetzung ist. Das ist paradox. Es ist irgendwie witzig.
L i L i † H: Wir sind nur das Feuer für einen Haufen Scheiße, der schon die ganze Zeit stinkend in der Ecke liegt.
Isaac: Natürlich können sie die Anwälte und so nicht bezahlen. Wie denkst du sollten sie genug Geld dafür haben?

DOOKOOMs EP ‚A Gangster Called Big Times' ist gerade erschienen.

Roger Young ist Musik- und Kulturjournalist und Filmemacher und lebt in Kapstadt. Folgt ihm bei Twitter.

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