In einer Zeit lange vor Medikamenten Manfred und Hustensaft Jügling, als Rapper noch Baggy Pants trugen und Handys nichts anderes konnten als runterzufallen; in dieser dunklen Zeit gab es ein Hamburger HipHop-Projekt mit dem aus heutiger Sicht leicht peinlichen Namen Fischmob. Das Projekt hat sich ziemlich schnell aufgelöst, aber eins der Crewmitglieder macht heute noch Musik und Mixe. Sogar ziemlich gute. DJ Koze hat gerade seine DJ Kicks veröffentlicht, unter anderem mit neuinterpretierten Songs der Stones Throw-Koriphäen Madlib und Homeboy Sandman. Mit deutschem HipHop hat der Labelchef von Pampa Records und House-Produzent Koze heute aber nichts mehr zu tun. Deshalb haben wir den HipHop-Aussteiger mal nach deutschem HipHop befragt.
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DJ Koze: Puh…Hast du das Gefühl, dass es da gerade etwas eintönig zugeht?
Money Boy finde ich gerade phantastisch. Ich bin tief beeindruckt. Mein Gehirn kann nicht zusammendenken, was bei dem los ist. „Es war Viertel vor Two, / Der Store hatte zu,“ Der Typ holt sich einfach eine andere Sprache dazu. Damit hat er Zugriff auf doppelt so viele Reime und schafft etwas komplett Neues. Und in welcher Geschwindigkeit der auch die Dinger rauskackt. Zum Teil mit wirklich guten Ideen. Dieses Jup- / Nope-Ding find ich auch super. Alle sind immer noch verwirrt, ob er das ernst meint oder nicht. Ich glaube, er meint es ernst. Er ist sich auch der Wirkung bewusst, macht aber immer weiter.Ein bisschen anarchisch ist das …
Total anarchisch, und irgendwie auch cool. Denn so sehr ich die Reimkunst von Sido oder Haftbefehl oder Bushido oder Fler schätze—niemand kann mich da überraschen. Selbst Sido, den ich gut finde. Es passiert mir selbst bei ihm nicht, dass ich mir nach einem Reim denke: „Was hat der gerade gesagt?! Was?! Das versteh ich nicht.“ Und das macht Moneyboy die ganze Zeit. In jedem Satz kann eine Bombe kommen, weil es entweder ein No Go ist, oder random-mäßiger Wahnsinn. Das musst du erstmal hinkriegen, dass du heute noch Leute überraschen kannst. Pizza auf Hitler reimen? What?!Und seine Fuck-Off-Haltung bohrt auch riesige Löcher in dieses nervige, stigmatisierte HipHop-Einöd. Manchmal bin ich auch beeindruckt, wie gut der rappt, und der schiefe Gesang und in einer Nacht nimmt er zehn Stücke auf. Ist erfrischend. Oh Mann, dass ich das mal sagen würde… „erfrischend“… Wie findest du den denn?
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Ich hasse ihn, aber bei diesem Tweet über Angela Merkel und den Flugzeugabsturz musste ich aus Versehen lachen.
Das ist es doch, auch sein Schwulen-Gedisse und so, das ist so random bei dem, dass es irgendwie befreiend wirkt. Letztlich ist es auch das, was Eminem gemacht hat. Du kannst da keine Maßstäbe ansetzen. Das ist alles streitbar, aber du kannst es ihm nicht mehr ernsthaft zuschreiben. Das ist alles ein riesengroßes Spiel. Und damit hält er uns natürlich auch den Spiegel vor, wenn wir The Game- und 50 Cent-Schwachsinn anhören und denken, die Typen müssten wir ernstnehmen. Es entspannt auch, dass man überhaupt nicht überlegen muss, ob der pc ist. Ich habe manchmal so Money Boy-Tage, dann feiere ich das Lederjacken-Lied oder Ähnliches. Manchmal wird mir das aber auch zu viel. Jedenfalls ist das mal ein Typ, über den man nicht sagen kann, „der klingt wie XY“. Muss man auch erstmal hinkriegen. Was ist denn dein Lieblingslied von ihm?Ich habe keins. Ich war mal auf einem Konzert von ihm und das fand ich ziemlich schlimm. Da waren nur 16-jährige Typen.
Ja, das muss alles ganz schlimm sein für ihn. Der wird doch bestimmt von Prollkindern auf der Straße verfolgt, die alle mit ihm Selfies machen wollen, von allen anderen wird er verarscht. Ich glaube, das ist richtig hart für den. Der muss eine Lederhaut haben. Aber er hat sich scheinbar irgendwann dafür entschieden, einfach weiter rauszunageln, auch so ohne Filter, dann sind wieder sechs neue Stücke auf Twitter, drei davon sind richtig Scheiße, das ist ja völlig irre und verdient irgendwo auch Respekt.Ja stimmt, vielen Dank für das Gespräch!**Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.