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Diese Musikvideo-Klischees müssen bitte noch vor 2014 sterben

... oder zumindest für ein Weile auf Eis gelegt werden. Bitte. Danke.
Ryan Bassil
London, GB

Ich werde dir nicht erzählen, was ich am liebsten mache. Ich kenne dich nicht, wir haben uns noch nie getroffen und lass mich dich wenigstens zuerst auf einen Drink einladen und dir belanglose Anekdoten aus meinem Leben erzählen. Was ich dir jetzt schon erzählen kann, ist, dass ich Musikvideos liebe. Sie gehören ähnlich wie Mittagsmenus und frische Socken in die Kategorie von Dingen, die gerne mal übersehen werden, und das, obwohl sie einen sehr glücklich machen—tief aus dem Inneren.

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Das einzige Problem ist, dass die Mehrzahl der Musikvideos langweilige Klischees bedient. Mir ist klar, dass nicht jedes Video, das herauskommt, so revolutionär wie „Drop“ von The Pharcydes oder „Da Funk“ von Daft Punk sein kann. Oder so atemberaubend wie „Born Free“ von M.I.A und „Stress“ von Justice. Die Wahrscheinlichkeit, dass Romain Gavras, Spike Jonze oder Hype Williams zusammen einen Fünfteiler aus meiner Lieblings-EP machen, ist so nicht-existent wie die Möglichkeit, dass eine der Girls-Darstellerinnen meine Tweets findet und beschließt, dass ich echt cool bin. Wir betrinken uns und putzen bis an das Ende unserer Tage gemeinsam die Zähne. Es wird einfach nicht passieren. Das heißt aber noch lange nicht, dass jede Anfangsszene jeder anderen Anfangsszene gleichen muss.

Hier sind ein paar Musikvideo-Klischees, die sterben müssen, bevor das neue Jahr anfängt.

Vintage-Filmmaterial

Deine Platte wurde nicht n den 60ern aufgenommen. Trotzdem benutzt du eine Handkamera, um deinen nostalgischen Indie-Pop vor deinem Publikum zu rechtfertigen, das Coolness in direkte Verbindung zu einer niedrigen Farbsättigung setzt. In wenigen Fällen funktioniert das Retro-Video wirklich, wirklich gut. Frank Oceans „Lost“, das im April dieses Jahres herauskam, ist ein perfektes Beispiel dafür, wie man eine Tour in eine Ansammlung faszinierender Schnappschüsse zusammenschneiden kann. Falls du allerdings nur mit ein paar Freunden am Strand abhängst, während eine Sommer-Romanze läuft, die von einer Fender Telecaster komponiert wurde, dann wirst du wahrscheinlich sowieso nur eine einzige Bandcamp-EP veröffentlichen, bevor alle Bandmitglieder zum Studieren wegziehen.

Kaleidoskop-Effekt und andere Adobe-After-Effekte

Genau das gleiche Gefühl macht sich breit, wenn es um Postproduktionsbearbeitungen geht. Mit ihren beiden Alben haben Tame Impala etwas leicht zu kopierendes entworfen, und jeden in den Arsch gefickt, der es gewagt hat, Gitarrenmusik für tot zu erklären. Sie machen es gut, und ich bin stolz auf sie. Aber leider hat sich seither eine Unzahl an Bands am Kaleidoskop-Effekt bedient. Warum? Weil 'psychedelisch' und 'australisch' Schlagwörter für mäßigen Erfolg sind. Es sind nicht nur die Visuals gemeint, die so aussehen, als würde man sie aus der Sicht eines Spielzeugs sehen, sondern alles, was so aussieht, als hätte es ein Oberstufler auf Ritalin mit Adobe After zusammen gecopy-pastet.

Lyric-Videos

Vor kurzem habe ich ein Lyric-Video gefunden, dass eine Freundin als Teenager für ihren damaligen Freund gemacht hat. Es war wirklich peinlich und direkt nachdem ich fertig war, habe ich es in meinem Favoriten-Ordner abgelegt und bin lachend zusammengebrochen. Die Lyric-Videos, die von ‚Künstlern’ herausgebracht werden, sind ungefähr genau so, abgesehen davon, dass die Ideen von ausgewachsenen Menschen kommen, weswegen sie auch 20 Jahre länger peinlich sind. Die besten Videos hinterlassen eine immerwährende Brandmarkung: Wie Christopher Walken, der für immer in meinem Kopf als Lothario umherwandeln wird, wenn „Weapon of Choice“ läuft. Oder Britney Spears, die von einem Astronauten einen Ring zugestellt bekommt, mitten im Weltall—und das nur, weil sie in den 90er von Raumstationen besessen waren und hohe Budgets normal waren*! Doch alles, an was mich Lyric-Videos erinnern, ist, dass ich lesen kann. * Ähnlich – N*Syncs “I Want You Back”

Unnötig lange Einführungen

Normalerweise schaue ich mir keine Taylor Swift-Videos an, aber wenn ich mir eins anschaue, dann will ich die zweiminütigen Tay-Tay-Monologe, die sich ihren Weg durch Oberstufenschüler bahnen, und das Bild eines Krimis mit Bad-Boy-Erotik aufbauen, auch voll und ganz verinnerlichen. War nur ein Scherz, natürlich will ich das nicht—niemals. Und so geht es auch der Mehrheit der 146,497,406 + Zuschauer, die während dieser Zeit hilfreiche Kommentare wie „Es fängt ab 2:03 an“ hinterlassen. Das hat Drake aber nicht davon abgehalten, eine komplett schwachsinnige zweieinhalb Minuten lange Einführung zu machen, so dass mein Herz in tausend Teile zerbrach. Das ist übrigens nichts, verglichen mit den deprimierenden, voyeuristischen zehn Minuten vor seinem neuen Video, die scheinbar nur aus einem Grund in die Länge gezogen werden—und der lautet: „HEY! Packt da mal eine Menge Szenen mit diffuser Schauspielerei rein, weil es dann den Eindruck einer theatralischen Veröffentlichung hinterlässt!“ Oder Alex Turner, der seine besten 'Hollyoaks…On Acid!'-Ausdrücke zum Besten gibt, bevor „Why’d You Only Call Me When You’re High“ einsetzt. Sowohl Drake als auch die Arctic Monkeys kann man teilweise noch ertragen, weil sie den Punkt erreicht haben, an dem man ihre Videos nicht mehr zählen kann, und sie SUPER berühmt und interessant sind. Wenn du Teilzeit-Klempner bist und für Moshi Moshis neuesten Act Bass spielst, ist es allerdings zu viel erwartet, dass irgendwer sich länger als zehn Sekunden deine Video-Einleitung anschaut, bevor er wieder zurück zu seinen Gif.-Lesezeichen und Subtweets zurückkehrt.

#Hashtags

BITTE #HÖRT #DAMIT #AUF

Videos, die der Handlung der Lyrics folgen

Wenn die Lyrics deines Songs ein relevantes soziales Problem schildern, dann wäre das passende Video dazu ein Dokumentationsfilm, der den Zuhörer durch die Handlung führt. TLC haben das gemacht und so die Message eines der größten Popsongs einem noch größerem Publikum zugänglich gemacht. Aber wenn du über „Dancing through the Fire“ singst, während du tatsächlich durch ein Feuer tanzt, dann tut es mir leid—lass es einfach.

Autofahren in HipHop-Videos

Jeder fährt Auto, aber niemand will so dringend, dass die ganze Welt weiß, dass man Auto fährt, wie Rapper. Das motorisierte Vierrad war schon fester Bestandteil jedes HipHop-Videos, bevor Nelly es in jedes einzelne seiner Videos aufgenommen hat (ernthaft, zählt sie!). Sie sind der Grund, weshalb ich mich jedes Mal, wenn ich Rick Ross höre, auf den Plüschsitz eines Maybachs zurückversetzt fühle, auf dem alle die Arme bewegen, als hätten sie unsichtbare Wasserpistolen in der Hand. Sie sind auch der Grund, weshalb ein Großteil von Rap-Videos immer wieder in Muster zurückverfallen, die zeitsparender sind, als eine künstlerische Vision zu verfolgen. Überlegt mal wie viel besser Rick Ross’ „No Games“ gewesen wäre, wenn er einem Nervenzusammenbruch nahe eines sonnendurchflutenden Walds oder auf einem mit Plastikgeschirr aufgedecktem Tisch in einem Pit-Stop an der Autobahn gehabt hätte. Es wäre nicht der Wahnsinn, aber es wäre immer noch besser, als schon wieder einen Rapper zu sehen, der das ein oder andere Gesetz hinterm Steuer bricht. Folgt Ryan auf Twitter @RyanBassil ** Folgt Noisey bei Facebook und Twitter.
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