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Diese 22-jährige hat das erste Musikvideo von Drakes Papa gedreht

Drakes Vater bringt einen Song raus. Die Schwedin Nikeisha Andersson hat sein erstes Musikvideo gedreht, also haben wir mit ihr gesprochen.

Nikeisha, Drake'Vater/Dennis Graham und Elliphant on @therealdennisg.

Anfang des Jahres tauchten Gerüchte auf, nach denen Drakes Vater in Stockholm herumhängen sollte. Die Leute waren verwirrt, sogar für einen kurzen Moment verärgert. Twitter ist in Schweden eigentlich nicht besonders groß, aber für einen kurzen Moment war es on fire. Was zu Hölle sollte Drakes Papa in Schweden machen? Und warum? Und dann auch noch bei den schwedischen Grammys. Ohne seinen Sohn. OMG.

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Wie sich herausstellte, war Drakes Papa wegen einer 22-jährigen Stockholmerin mit Wurzeln auf Barbados da: Nikeisha Andersson. Die bereits mit 16—einem Alter, in dem die meisten Kids ihren ersten Joint rauchen oder von zu viel billigem Wodka kotzen—angefangen hat, professionelle Videos zu produzieren.

In den letzten sieben Jahren ist sie zu einer der jüngsten und begehrtesten Regisseure Schwedens geworden, wenn es um Musikvideos geht. Nicht nur dass sie Video für Künstler wie Elliphant, Sabina Ddumba, Zara Larsson, OIAM und Tove Styrke gemacht hat—sie hat auch für große und wichtige Kunden wie die UEFA Champions League und die schwedische Version von American Idol gearbeitet. Sie ist verantwortlich für das Video-Konzept hinter den neuen Schnaps-Marken von Absolut und Malibu. Und aufgrund irgendeines weirden, zufälligen Wurmlochs im Kosmos wird sie auch das erste und vielleicht einzige Musikvideo von Dennis Graham, dem Papa von Drake, drehen.

Ich hab mich mit Nikeisha getroffen und mit ihr über Mr Graham, ihren Traumjob und ihr Business geredet. Und darüber, wie es sich anfühlt, von Drake in seine Villa eingeladen zu werden.

NOISEY: Hallo Nikeisha! Ich weiß bereits, dass du Videos machst, seitdem du neun Jahre alt bist. Aber wie hat das alles angefangen?
Nikeisha Andersson: Meine Tante, die auf mich aufgepasst hat, während meine Mutter gearbeitet hat, wurde von ihrem Karate-Trainer ermordet. Daraufhin habe ich mich, naja, wie Scheiße gefühlt. Ich habe mehr oder weniger alle Hoffnung ins Leben verloren und habe mir eine Menge Serien wie Charmed und eben Musik Videos auf ZTV angeschaut. Es hat sich irgendwie komisch angefühlt, dass jemand, dem es so schlecht ging wie mir, über etwas lachen konnte, was er auf einem alten TV-Gerät sah. Da kam mir eine Erkenntnis: Verdammt, wenn dieses Ding—also der Fernseher—und die Leute dahinter dafür sorgen können, dass sogar ich mich gut fühle, dann kann ich das vielleicht auch für andere tun. Daraufhin habe ich versucht zu verstehen, was ein Video wirklich ist. Und habe dann auch angefangen, meinen Computer richtig zu benutzen.

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Ich weiß gerade gar nicht was ich sagen soll. Deine Tante wurde ermordet?
Ja, das ist scheiße, ich weiß. Es war eine ziemlich große Sache in allen Medien, weshalb es für mich noch schwieriger war, aus der Sache rauszukommen.

War die Arbeit an den Videos eine Art Therapie für dich?
Exakt. Ich hatte etwas gefunden, auf das ich mich fokussieren konnte, anstatt einfach nur nicht zu Schule gehen und sterben zu wollen. Ich weiß nicht, ob es der gute alte Zufall war, dass Charmed zu der Zeit im TV lief. Aber ich bin dankbar, dass ich damals etwas zu tun gefunden habe.

Wenn Charmed damals ein großes Ding für dich war und ZTV ein kleines bisschen, wie kam es dann dazu, dass du heute vor allem in der Produktion von Musikvideos tätig bist?
Wir hatten nicht viele TV-Sender, und ZTV war ziemlich groß zu der Zeit. Also hab ich mir die ganze Zeit Musikvideos angeschaut. Ich kann mich noch gut erinnern, wie begeistert ich von „She’s a Freak” von Infinite Mass und Shakiras „Wherever Whenever“ war. Dieser Vibe!

Hast du dir damals gedacht „Das kann ich besser!“, oder waren das deine Vorbilder?
Nein, ich war vor allem fasziniert von den Gefühlen, die diese Videos auslösten. Wie gesagt, ich hatte zu dem Zeitpunkt geplant zu sterben, und dann bin ich plötzlich in die Kombi aus Musik und Bilder hineingezogen worden. Es hat mich auch überrascht, dass ich mich dadurch besser gefühlt habe. Ich hab das absurd gefunden. Es war ja im Grunde nur eine Box, die ein bisschen Sound gemacht und geloopte Bilder ausgespuckt hat. Ich glaube, letztlich hab ich mich dann dafür zu interessieren begonnen, wie das alles genau funktioniert. Wie geht das? Das hat alles getriggert. Ein paar Jahre später habe ich dann gemerkt, dass alle Leute begonnen haben, ihren Scheiß selbst ins Internet zu laden. Also hab ich angefangen, mir Songs und Videos von Kazaa herunterzulassen und sie zu schneiden.

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Nikeisha mit ihrer OVO-Kette.

Mit 16 wurdest du dann entdeckt?
Ja. Ich habe die Schule gewechselt, hin zu einem Gymnasium mit einem technischen Schwerpunkt. Während dieses Wechsels haben ein Freund von mir und ich einen Flash Mob für Shakiras Single „Waka Waka“ geplant. Ich war ungefähr der größte Shakira-Fan der Welt, als ich jung war. Ziemlich verrückt, wenn ich heute darüber nachdenke. Also haben wir ein Intro zu diesem Flashmob gedreht und es auf YouTube hochgeladen. Plötzlich wurde das dann knapp 2000 Mal am Tag angesehen, und Sony hat sich dann gemeldet, weil sie Teil des Events sein wollten. Das wollten wir aber nicht wirklich, weil es irgendwie eine Sache der Menschen bleiben sollte, die daran teilnehmen. Es sind dann übrigens viel, viel mehr Menschen aufgetaucht, als wir uns das jemals erträumt haben. Über 600 Menschen waren am Plattan, dem zentralen Platz in Stockholm. Ich hab das dann gefilmt und geschnitten. Ich wollte das nicht an Sony senden, also hab ich das an den Schwedischen Rundfunk geschickt. Die haben das gesendet. Danach hat sich Sony wieder bei mir gemeldet. Die waren überrascht und haben mich gefragt, ob ich das wirklich allein gemacht hätte. Ich sagte Ja.

Ich hab gehört, dass du schon damals nichts tun wolltest, ohne dafür bezahlt zu werden.
Ich hab drei Gratis-Projekte gemacht. Aber dann habe ich realisiert, dass wenn jemand meine Skills benötigt, er auch dafür zahlen sollte. Also habe ich irgendwann Nein gesagt. Es hat dann einen Monat gedauert, bis sie sich wieder gemeldet haben und mir einen Lohn angeboten haben. Es gibt keinen Grund, unbezahlte Praktika zu machen, wenn dich eine Firma braucht.

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Unten weiterlesen.

Word. Wie kam es dazu, dass du von Schweden nach L.A. gegangen bist?
Ich habe Sony verlassen, bevor ich nach L.A. gegangen bin. Ich hatte mit 19 meine erste Firma gegründet und neben Sony auch Kunden wie die Idol und die UEFA angezogen. Mit 20 bin ich dann in eine eher rebellische Phase eingetreten. Ich bin mehrfach nach L.A. geflogen. Ich hatte von allem genug. Und in solchen Situationen glaubt man ja, man kann abhauen und als neuer Mensch zurückkommen. Also hab ich das gemacht. Dort hab ich dieses Mädchen kennengelernt, eine Stripperin. Von ihr hab ich meinen ersten Lap Dance ever bekommen. Im Grunde wollten ein Freund und ich ein bisschen Spaß haben. In die Staaten fliegen, Bier trinken, uns Tattoos stechen lassen und in Strip Clubs abhängen. Ich muss an dieser Stelle aber sagen, dass der Lap Dance eigentlich auf einem Missverständnis beruhte. Aber die Stripperin war ziemlich nett und hat mir angeboten, mir mit Video-Locations und anderem zu helfen. Sie ist in einer Menge Videos von Kendrick Lamar und kennt allgemein sehr viele Leute aus der Richtung.

Wie hast du dann Drakes Vater kennengelernt?
Einige Zeit später bin ich alleine nach L.A. geflogen. Die Stripperin meinte, ich sollte mich melden, wenn ich wieder in L.A. wäre. Die typische amerikanische Höflichkeit eben, „Come live with me“. Also bin ich hingeflogen und hab bei ihr gewohnt. Sie hat mich zu einer Menge Partys gebracht. Sie wollte mir L.A. zeigen. Eines Tages meinte sie, wir würden auf eine Hausparty von Drake gehen. Ich dachte, sie würde mich verarschen. Aber um drei in der Nacht meinte ihre Crew „Schweden! Rein ins Auto, wir fahren jetzt auf diese Party!“ Wir sind dann ziemlich weit rausgefahren, und ich hatte keine Zigaretten mehr. Wir haben dann an einer ziemlich massiven Tür geklingelt. Ein ziemlich massiver Van kam angefahren, und der Fahrer forderte uns auf einzusteigen. Da dachte ich nur: „Oh snap!“.

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Er hat uns dann zu dieser Villa gefahren. Das Erste, was ich dort gesehen habe war A$AP Rocky, der Billard spielte. Das war dann fast ein bisschen zu viel für mich. Ich habe überall nach Zigaretten gefragt, aber es war glaube ich überall nur Weed. Ich kiffe nicht. Ein Typ meinte dann zu mir: „Siehst du den Typen da drüben? Der raucht.“ Es war ein älterer Mann, der aber ziemlich swaggy und cool wirkte. Ich hab mich nur gewundert, wer den mitgebracht hat. Ich fragte ihn nach einer Zigarette, und wir endeten in einem ziemlich deepen Gespräch über die Menschheit, Musik und Filme. Wir saßen drei Stunden auf der Terrasse, und ich hatte immer noch keine Ahnung, wer der Typ war.

Um knapp sieben hab ich dann mal gefragt, was er eigentlich auf der Party macht. Er lachte und meinte: „Oh, ich bin Drakes Vater.“ Ich bin dann ein bisschen panisch geworden, weil ich mein Leben vor ihm ausgebreitet habe. Ich murmelte dann nur irgendwas á la „Ich sollte gehen.“

Wie ist es dann dazu gekommen, dass du mit ihm gearbeitet hast?
Am nächsten Tag hab ich ein SMS bekommen: „Hallo Nikeisha, es war extrem cool dich zu treffen. Die Jungs und ich haben uns gefragt, ob du uns ein paar deiner Videos zeigen willst?“ So sind wir ins Gespräch gekommen. Er hatte in der Nacht davor davon gesprochen, dass er ein paar Videos machen wollte. Ich hab mich aber nicht bereit gefühlt, mich da anzubieten. Ich mein: Hallo?! Der Typ ist der Vater von Drake. Also hat er quasi Drake gegründet. Vielleicht. Ich weiß es nicht. Aber er ist auf jeden Fall schon lange im Geschäft.

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Ich hatte zu dem Zeitpunkt ja schon einiges gemacht, aber ich war wirklich fucking nervös. Ich hab dann im Taxi am Weg dorthin ein Show Reel geschnitten, das ich ihnen gezeigt habe. Und dann… naja, ich war wirklich fucking nervös.

Es dürfte aber sehr gut gelaufen sein. Seitdem seid ihr Buddys?
Ja. Es ist nicht mein Stil, Leute um Dinge zu bitten. Aber es war eine große Sache für mich, dass er mich gefragt hat. Ich wollte mich da aber nicht reinschießen und etwas abliefern, mit dem ich nicht 100% zufrieden bin. Deshalb hat sich das Ganze dann auch über 2 Jahre hinweg gezogen. Anfangs dachte ich auch nicht, dass das ernst gemeint sei. Er kann schließlich jeden haben, den er will.

Wann hast du dich dann bereit gefühlt und warum?
Im Oktober letzten Jahres habe ich dann gedacht: Scheiß drauf, ich kann ein extrem gutes Video für ihn machen, wenn ich will. Also hab ich ihn angerufen und gefragt, ob wir ein Video machen sollen. Er meinte dann, dass er eh nur auf meinen Anruf gewartet habe. Es gab dann ein wirkliches Riesen-Drama, um sicherzustellen, dass ich den Song nicht leake. Er war ziemlich paranoid, weil er mich ja nicht wirklich kannte. Wir hatten nur am Telefon gesprochen. Dann hat er mich in L.A. dem Management von Drake vorgestellt.

Nikeisha und Drakes Vater/Dennis Graham bei den Schwedischen Grammis.

„Drake’s Dad“ war rund um die schwedischen Grammys herum ein ziemlich großes Ding in den sozialen Medien. Jeder hat sich für ihn interessiert, ohne zu wissen wer er eigentlich ist.
Die Menschen dachten, er sei zum Partymachen hier, aber eigentlich haben wir in dieser Woche die erste Hälfte des Videos gedreht. Ende Mai drehen wir die zweite Hälfte. Außerdem liebt er Schweden, weswegen er vorbeikam, um mit uns abzuhängen. Er ist wirklich eine der nettesten Personen der Welt und fucking awesome.

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Nikeisha, wie sie an Drake's dad/Dennis Grahams Musikvideo arbeitet.

Kannst du uns ein bisschen über das Video erzählen?
Nur dass es Unmengen von Klasse hat, originell und großartig ist.

Ist das Video vom Song oder von Dennis als Person inspiriert?
Definitiv vom Song. Ich glaube, wir haben dem Song exakt das Video gegeben, das er verdient. Die Menschen werden denken, dass Drakes Vater versucht auf der Welle seines Sohnes mitzureiten, aber das ist nicht wahr. Wenn ich ehrlich bin, habe ich das auch eine Zeit lang geglaubt. Aber dann hab ich den Song gehört. Ich hab ihn dann angerufen und meinte: „Fuck, ich hab nicht geglaubt, dass du singen kannst!“

Haha! Danke, Nikeisha.

Auf Noisey werden wir in den nächsten Woche immer wieder mal was zu Dennis Grahams Musikvideo haben.

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