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Die zehn besten Songs über… Ketamin

Nur für euch: Der Soundtrack für taube Gliedmaßen, mangelndes Gleichgewichtsgefühl, dissoziative Erfahrungen und das stundenlange Festhängen auf schäbigen Clubtoiletten.

Du scheißt dir den Magen durch den Mund aus. Deine Blase wird früher oder später zu einem undichten Sammelbecken für leuchtenden Urin. Du stirbst. Trotz dieser Gegenargumente sind Menschen auch im Jahr 2015 noch immer ziemlich heiß darauf, sich ein bisschen Pferdebetäubungsmittel aka Ketamin durch die Nase zu ziehen. Das ist jetzt auch nicht per se problematisch. Wenn dich taube Gliedmaßen, ein schlechter Gleichgewichtssinn, dissoziative Erfahrungen und stundenlanges Festhängen auf einer schäbigen Clubtoilette „durch das Schlüsselloch der Unendlichkeit schauen lässt“, wie 70er-Jahre K-Hole-Pionier John C. Lilly es mal ausgedrückt hat, dann mach ruhig weiter damit. Was du deinem Körper antust, ist deine Entscheidung. Also, schnapp dir die Zügel und reite los.

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Wie bei jeder anderen erdenklichen Droge auch—Gras, Kokain, Liebe, sich seiner schlechten Laune hingeben—gibt es eine Menge Songs, die sich mit dem Freud und Leid auseinandersetzen, das das Eintauchen in die kosmische Welt des „Regretamines“ mit sich bringt. Der Unterschied ist allerdings der, dass es im Gegensatz zum reichhaltigen Fundus an Liebesbekundungen zu Ecstasy in der elektronischen Musik oder dem weitläufigen Spektrum an Psychedelischem noch keine eigene musikalische Schublade für Keta-Songs gibt.

Foto von Chris Bethell

Also habe ich mich an die unglaublich wichtige und historisch unverzichtbare Aufgabe gemacht, ein paar Songs zusammenzusuchen, die ausdrücklich den Effekten des Pony-Party-Pulvers auf uns Menschen gewidmet sind. Sollte es diese Liste nicht auf die goldene Voyager-Schallplatte der Zukunft schaffen, um die vielen Facetten unseres menschlichen Daseins zu reflektieren, bin ich nachvollziehbarerweise schwer enttäuscht.

The Chemical Brothers—„Lost In the K-Hole“

Fangen wir mit einem Klassiker der Titanen britischer Elektronika an. 1997 war ich zwar noch lange nicht alt genug, um irgendetwas davon zu verstehen, aber Dig Your Own Hole ist ein legendäres Album auf dem sich auch diese wunderschön funkige Nummer hier findet. Klar, hätte „Lost in the K-Hole“ ernsthaft dieses Gefühl darstellen wollen, dass man definitiv und hundertprozentig tot ist und von nun an sein jenseitiges Dasein in der ständigen Wiederholung der letzten 60 Sekunden seines Lebens fristet, dann würde das schon etwas anders klingen, aber es gibt ja schließlich auch so etwas wie künstlerische Freiheiten. Von daher…

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Blur—„Brothers & Sisters“

Rein technisch gesehen, geht es in diesem Song um alle Drogen, aber Ketamin bekommt schon eindeutig den Primetime-Slot zugeteilt. Außerdem ist der Song von 2003—also Jahre bevor alle anfingen, wie bescheuert auf das Zeug abzufahren und jede Hausparty in eine Pferdeklinik zu verwandeln. Das macht Blur dann auch irgendwie zu Wegbereitern für den Siegeszug von Narkosemitteln in der Popkultur. Du kannst über die schnöseligeren Oasis sagen, was du willst, aber mit Drogen kannten sie sich aus—wahrscheinlich auch deswegen, weil Alex James mit ziemlicher Sicherheit der einzige Mensch auf Erden ist, der leichter zu ertragen ist, wenn er drauf ist.

CocoRosie—„K-Hole"

Besondere Aufmerksamkeit verdienen in diesem Song lyrische Ergüsse wie „my sickened pony / fucked up shoes“ oder „I dreamt one thousand basketball courts." Ein weiterer Pluspunkt ist dann auch, dass sie die dissoziative Trip-Erfahrung ziemlich genau mit dem Nagel auf den Kopf getroffen haben—die komplette Instrumentalisierung klingt in etwa so, als hätte man sich drei ordentliche Bahnen des weißen Zeugs reingezogen und könnte sich kaum noch bewegen. Dieser Song verdient Höchstnoten in der Kategorie Realismus.

Clap your Hands Say Yeah—„Ketamine & Ecstasy“

Wow, Clap Your Hands Say Yeah zeigen es hier allen Nerds so richtig. Zwei Substanzen in einem Song UND ein fehlendes Komma im Bandnamen? Hallo? Ist da die Polizei? Ja, ich möchte groben Unfug melden.

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NoFX—„Kids of the K-Hole“

Auch die allseits beliebten amerikanischen Fun- und Skatepunker haben sich mit dem weißen Pulver des Verderbens auseinandergesetzt. Besungen wird es hier als ein 18-stündiger Urlaub. Das Problem dabei? Das Ziel liegt „somewhere between some eden and north utopia“, wo es keine Jahreszeiten gibt, sondern lediglich die ermüdende Existenz des Nichts. „Mrs Kitty Ketamine“, ist aber zugegebenermaßen ein ziemlich süßer Haustiername. Klingt ein bisschen nach Pussy Galores durchgedrehter kleiner Schwester, nachdem sie sich die Ohrläppchen weiten lassen hat und Suicide Girl wurde.

The Polish Ambassador—„Space Kitten“

Probs, wenn du wusstest, dass „Space Kitten“ eins der vielen Pseudonyme für Keta ist—minus der ganzen Probs, solltest du den Ausdruck jemals in einer Unterhaltung verwendet haben.

Placebo—„Special K“

Auch wenn ich dafür während meiner Unterstufenzeit wahrscheinlich die Hand ins Feuer gelegt hätte, handelt dieser Song definitiv nicht von den Vorzügen fettarmer Cornflakes als verschrobenes Liebesgleichnis („You come on just like Special K!“). Abgesehen davon ist das zugehörige Video auch noch ein wunderschönes Beispiel für die Ästhetik der 00er Jahre: Kostüme aus dem Matrix-Fundus, ein Sci-Fi-Plot, der absolut gar nichts mit dem Inhalt des Songs zu tun hat und schön grottige CGI-Effekte—fast so beeindruckend wie das visuelle Meisterwerk „Take On Me“ von A1. Schade eigentlich, dass A1 nie eine Ode an Pferdebetäubungsmittel gesungen haben, dann hätte ihre Karriere wahrscheinlich auch nie in einem Auftritt bei The Big Reunion kulminieren müssen.

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Kissy Sell Out—„Get Ready for the K-Hole!“

Der DJ, Astrophysiker, Grafikdesigner und Vollzeit-Lebemann Kissy Sell Out hat nicht nur einen der berühmtesten Dance-Tracks aller Zeiten geremixt, er erwähnt darin auch die VICE-eigene Absteige in London, The Old Blue Last. Anscheinend hatte er einen gepflegten Abend in unserem Pub, als ihm ein Punk netterweise etwas anbot, das er für Koks hielt. Zu Kissys Unglück stellte sich die Substanz dann aber als Ketamin heraus und von da an ging es rasant bergab.

Bloc Party—„The Prayer“

Lieber Gott, wenn du mir einen neuen Bloc Party-Song gibst, dann verspreche ich dir, jeden Sonntag in die Kirche zu gehen. „The Prayer“ setzt sich mit dem falschen Selbstbild auseinander, das einem die Kombination von Keta und MDMA vermitteln kann. Schau dir nur die Jungs an, wie sie dort am Sofa festkleben, während die Menschen um sie herum tanzen und wild rummachen! Versuch mir dann glaubhaft zu vermitteln, dass sie dort nicht festhängen, weil sie das Gefühl haben, ihre Beine seien zu nichts mehr zu gebrauchen.

The Chemical Brothers—„Found in a K-Hole (Remix)"

Auch nur ein völlig von Keta verkleistertes Hirn würde auf die Idee kommen, diesen Song rückwärts abzuspielen. In diesem Sinne: Shine on you crazy diamonds. #KETforALL

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