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Interviews

Foals wurden vom genialsten Produzentenpaar der Welt ausgetrickst

Warum genau das eine genialer Schachzug war und wie es ist mit Leuten wie Flood & Moulder oder Nabil zusammenzuarbeiten, verät uns der Frontmann Yannis Philippakis im Interview.

Auch wenn man es nicht hört, die Foals hatten anfangs Schwierigkeiten mit ihrem Album Holy Fire. Gott sei Dank hat die Band aus Oxford aber Freunde, die sie zum Aufnehmen in ein romantisches Häuschen im Outback einlädt und die vielleicht weltbesten Produzenten, die wissen, wie sie mit einer nach eigenen Aussagen paranoiden Band umgehen müssen. Mehr Klatsch und Tratsch aus ihrer seit acht (!) Monaten andauernden Tour und der Albumproduktion hat uns Sänger Yannis Philippakis uns im Interview erzählt.

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Noisey: Ihr seid ja jetzt schon länger auf Tour oder?
Yannis: Ja, seit Dezember letzten Jahres. Irgendwo zwischendrin habe ich mal den Kopf verloren, aber es macht Spaß. Wenn man so lange unterwegs ist, muss man schon auf sich achten. Wenn man viel feiert, was wir tun, wird es—wie soll ich sagen—intensiv.

Das neue Album Holy Fire kam erst im März raus. Habt ihr während der Tour noch daran gearbeitet?
Yannis: Nein, über Weihnachten haben wir noch was abgemischt, aber im Grunde war es vorher fertig. Wir haben aber einen Teil des Albums geschrieben, als wir in Sidney waren. Nachdem wir zwei Wochen getourt hatten, wollten wir einfach mal etwas in einem frühen Stadium ausprobieren. Wir hatten noch nichts geschrieben oder so. Das hat aber nicht gut funktioniert. Der Vibe im Studio war schlecht.

Was habt ihr dann gemacht?
Yannis: Freunde hatten ein Haus außerhalb, an einem Fluss. Vieles von dem, was wir zuvor in Sidney aufgenommen hatten, hörte sich in der Natur einfach nicht mehr gut an. Wir haben alles verworfen, was nur im städtischen Kontext funktionierte. Wir haben dort ein paar Sachen aufgenommen, draußen und nachts. Die Aufnahmen waren voll mit Grillen und so. So kamen wir auf die Idee mit Naturgeräuschen zu arbeiten.

Ihr habt in den letzten Jahren ein hochprofessionelles Umfeld angezogen, mit dem ihr eure Musik macht.
Yannis: Ja, das ist irgendwie verrückt. Wir sind ja keine ausgebildeten Musiker, sondern kommen aus der Punkszene. Wir waren auch nicht karrieregeil, sondern haben uns eher selbst sabotiert—am Anfang zumindest. Ich kann es selbst kaum glauben, dass wir es bis hier her durchgezogen haben und so weit gekommen sind.

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Und jetzt arbeitet ihr mit Flood & Moulder, die auch schon mit U2, The Cure und New Order zusammengearbeitet haben.
Yannis: Ich bin mit ihren Alben aufgewachsen. Als ich mit 13 Jahren blaue Haare und ein Lippenpiercing hatte und schlechtes Gras geraucht habe, habe ich deren Platten gehört. Sie haben vielleicht nicht meine Persönlichkeit geformt, aber bestimmt meine musikalischen Ansprüche.

Wie war es denn mit den beiden zu arbeiten?
Yannis: Wir haben tatsächlich mit beiden gearbeitet, was selten ist. Sie arbeiten zwar oft an den gleichen Platten, aber so gut wie nie gemeinsam. Flood produziert es und Moulder mischt es ab, oder so. Es war großartig mit beiden gleichzeitig zu arbeiten. So entstanden auch The Downroad Spiral (Nine Inch Nails) und Mellon Collie and The Infinite Sadness (Smashing Pumpkins), zwei meiner absoluten Lieblingsalben. Sie haben uns sehr geholfen.

Inwiefern?
Yannis: Wir hatten ja in Sidney diese Probleme im Studio. Wir hatten Angst, ins Studio zurückzugehen und waren echt schwierig drauf, was kontraproduktiv war. Sie wussten damit umzugehen. Sie machten zwei Dinge, die rückwirkend betrachtet einfach genial waren: Sie haben uns ausgetrickst. Sie haben uns am ersten Tag im Studio gesagt, dass wir von allen Songs Demo-Versionen aufnehmen sollen. Wir haben die einfach so runtergespielt, ohne viel nachzudenken. Ein Großteil dieser Aufnahmen kam dann auch tatsächlich aufs Album.

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Diese Aufnahmen waren also authentischer, und daher besser?
Yannis: Ja, genau. Wir haben oft gute Versionen nebenbei aufgenommen. Diese konnten wir im Studio niemals rekonstruieren, was frustrierend war. Die andere Sache, die Flood und Moulder eingeführt haben, war in verschiedenen Räumen gleichzeitig zu arbeiten. Wenn in einem etwas nicht funktioniert hat, ging man einfach in einen anderen, und machte woanders weiter. Bei anderen Aufnahmen hing man manchmal zwei Tage an einem Problem fest—das war schlecht für die Moral.

Ihr habt auch viel an euren Lyrics gearbeitet, sie sind viel simpler und zugleich persönlicher. Wie ist es, das live zu spielen?
Yannis: Manche der älteren Lyrics sind ziemlich kryptisch. So entstand keine so starke emotionale Verbindung zwischen dem Gesang, den Wörtern und dem Publikum. Jetzt ziehen wir aber alle in den gleichen Pool der Gefühle, weil allen direkt klar ist, worüber ich singe. Im Ganzen betrachtet, sind die Shows jetzt sehr viel emotionaler.

Mir kommen sie teilweise vor wie Mini-Filmszenen. Für eure Videos arbeitet ihr mit Nabil zusammen, der interpretiert eure Texte aber auf seine eigene Art und Weise und verzichtet auf direkte Referenzen.
Yannis: Ich bin ein großer Fan von ihm. Wir machen die Videos zusammen, was für mich manchmal hart ist. Die Ideen für das „Late Night“-Video haben wir sogar am Telefon besprochen. Wie du gesagt hast, ich habe meistens schon ein fixes Bild im Kopf, ein Stillleben. Dieses Bild existiert schon bevor ich den Song geschrieben habe. Ich verstehe es als meinen Job, dieses Bild mit meinen Lyrics zu beschrieben. Wenn ich dann mit einem Regisseur arbeite, will ich dieses Bild durchsetzen, obwohl das nicht unbedingt eine gute Idee ist. Es würde eine andere Perspektive verloren gehen.

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Die erweiterte Deluxe Edition von Holy Fire, sowie die Live DVD vom Konzert in der Royal Albert Hall in London, könnt ihr euch bei iTunes und Amazon bestellen.

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