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Ich bin Boss—Die Bosstransformation im Selbstversuch

Es ist vollbracht. Wir präsentieren stolz unseren Boss im finalen Fotoshooting.

Alle Fotos: Aljoscha Redenius

Ich bin Boss! Bosshaft zumindest. Spoiler alert für alle, die sich selber noch zum letzten Level kämpfen wollen, aber: Kollegah ist stolz. Ich hatte mir für das letzte, am Ende der Phase drei freigeschaltete Nachricht-vom-Boss-Video vielleicht mit etwas mehr Feuerwerk vorgestellt, aber stattdessen gibt’s halt Kumpelworte von Boss zu Juniorchef und eine—können wir uns darauf einigen, dass in diesem Absatz noch ein, zwei Spoiler kommen und ihr ggf. im nächsten weiterlest?—exklusive Bossauszeichnung samt Überraschungs-T-Shirt. „Man kann sich viel kaufen auf der Welt, aber den Status der Bosshaftigkeit muss man sich erarbeiten.“ Sie sagen es, Chef.

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Und dann ist es plötzlich vorbei. Eine letzte Schultereinheit, ein letztes Schulterzucken mit der Langhantel, ein letzter Eiweißshake mit dem Körperschmieder-Chef. Und dann rein ins Feiertagsprogramm, die wirklich beeindruckenden Fortschritte der letzten Phase am Körper, ein bisschen Angst vor dem Weihnachtsessen im Herzen und die Gewissheit, dass die „Form meines Lebens“, die mir die Bosstransformation versprochen und eben auch geliefert hat, ein anspruchsvoller Begleiter sein wird, der sich ohne Fürsorge auch ratzfatz einen anderen Boss sucht. Aber halten wir kurz inne und schauen wir auf die Zahlen dieses kurzen Form-Peaks. Und ihre lächerlichen Brüder von Ende September und Anfang November.

Die harten Fakten

28. September

03. November

22. Dezember

Schulter

Brust

101107107,5

Taille

94,58886

Hüfte

94,59389,5

Oberschenkel rechts

6056,558

Oberschenkel links

60,557,559,5

Bizeps rechts

363739,5

Bizeps links

Gewicht

90,58482,3

Jaja, was lachen wir alle über’s Beintraining, aber wie deutlich da der Effekt „Fett weg, Muskeln rauf“ zu sehen ist. Und was Phase drei nochmal mit den Schultern gemacht hat. Und wie süß, dass wir von „Taille“ reden, wo wir bei 94 Zentimetern doch genau wissen, dass „Bauch“ gemeint ist.

Und in all dem Stolz meldet sich dann plötzlich die Ärztin des Vertrauens mit Laborergebnissen, Textmarker und leichtem Schrecken: Die Leberwerte sind zu hoch. Also tatsächlich deutlich drüber. Und weil sie sich das nicht erklären kann, tut sie, was sie bei ihren Patienten sonst so nervt: Sie googelt. Und findet eine Studie von 2009, derzufolge dieses Phänomen gar nicht so selten ist, häufig bei intensivem Muskeltraining auftaucht und schonmal dazu führt, dass der an sich saubere Pumper als mutmaßlicher Stoffer von Wettbewerben ausgeschlossen wird. Ich schwöre, Leute: Ich bin sauber. Sieht man, glaube ich, auch noch. Ihre Empfehlung jedenfalls: Keine Panik. Im Auge behalten.

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Ich behalte das also im Auge, mache mir ein paar Heiligabend-White-Russians, feiere Silvester und spüre, wie sich das Jojo-Band spannt, eh es zurückschnellt. Wie schnell es dann eben doch auch wieder in die andere Richtung geht: Der Körper beginnt, Gold wieder in Stroh zu verwandeln. Die wohlfeil ausdefinierte Figur verwandelt sich wieder in einen Batzen Speckstein. Schnell noch Nachher-Fotos machen, alle zur Abschlussfeier einladen und überlegen, welche guten Vorsätze für 2015 denn nicht ganz so naheliegend wären.

Der ultimative Boss-Vergleich

2 Wochen später

Und jetzt haben wir Januar, der „Taille“-Wert erhöht sich langsam, aber spürbar. Wenn man ganz leise ist, hört man auch das „pfffffffffffffffffft“, mit dem die Luft aus meinen vergrößerten Oberarmen entweicht. Und nach fast drei Wochen Pause spüre ich die ersten Kniebeugen 2015 noch drei Tage später.

Aber na klar, es geht weiter. Irgendwie. „Eine Form, die man auch ziemlich leicht halten kann“, hatte Kollegah versprochen, und ich bin entschlossen, herauszufinden, wie leicht dieses „leicht“ denn wohl ist. Die genaue Balance, die Frequenz und das Drumherum wird da noch zu finden sein, aber da werden mir die Körperschmieder und das „Es gibt auch Wichtigeres!“ der Familie, der Arbeit und der Bands schon helfen.

Jajajaja, superspannend, erzähl unbedingt mehr von deinen Kindern und dem nächsten Konzert deiner Band, du Lappen. SOLL ICH DIE BOSSTRANSFORMATION MACHEN ODER NICHT?

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Lass mich kurz ausholen. Nein, wirklich! Bleib hier, ich sag’s ja gleich! Falls du es nämlich noch nicht gemerkt hast, solltest du wissen: Ich weiß nix. Ich bin in diese Sache völlig blind reingegangen. Ich hatte keine Ahnung von Krafttraining und habe es in vielen Punkten auch heute noch nicht. Eine fundierte Analyse mit Hintergrundinfos und detailliertem Fokus auf jeden einzelnen Muskel und Sinn und Unsinn des Pyramidensystems? Eine genaue Prüfung des Kalorienkorridors der unterschiedlichen Mahlzeiten? Gibt es, google selbst, ist spannend: Fitnessprofis mit wohlbegründeten Ansprüchen, die dir die Transformation im Detail auseinandernehmen. Das Netz ist voll davon.

Fazit

Ich habe „FÜR JEDEN“ gelesen. Und probiert, ob das stimmt. Und wenn du „JEDER“ bist, sage ich dir: Es ist hart, aber es geht. Und die Ergebnisse rechtfertigen den Aufwand. Zeit ist letztlich der entscheidende Faktor. „Jeden Tag eine Stunde“ sagt sich leicht, ist aber eben auch eine Stunde weniger im Proberaum, im Kinderzimmer, an der Werkbank, vorm Kamin, auf dem Fußballplatz, im Bett. An die Ernährung dagegen gewöhnt man sich und Pumpen ist in seiner schmerzhaften, brennenden Monotonie auch beruhigend und macht mit seinen „Huihui, heute probiere ich mal fünf Kilo mehr“-Momenten auch durchaus Spaß. Und ansonsten: Drei Monate Ernährungsdisziplin und fast täglich Kraftsport—was soll da nicht funktionieren?

Kritik

Gibt es Kritikpunkte? Na logo! Der Ernährungsplan kennt drei unterschiedliche Körpertypen, aber keinen individuellen Stoffwechsel. Niemand fragt, was du sonst an Alltagssport machst, wie viel du dich bewegst, was für eine Vorgeschichte du hast. Es gibt innerhalb des Bossportals kaum Feedback, wenn du Fragen hast, die dir die Videos nicht beantworten. Ein Fitness- und Kraftsport-Grundwissen wird stillschweigend vorausgesetzt. Und Chris von den Körperschmiedern etwa ist sehr kritisch: Die Ziele und Aussichten sind total unkonkret und der Bossstatus und das Muskelvolumen Kollegahs blenden manchen Anfänger, der nach drei Monaten und trotz großer Fortschritte halt so aussieht wie Kollegah am Anfang.

Seine Daseinsberechtigung hat das Programm aber auch für den Kraftsportprofi. Weil es Leute ins Studio bringt, die sonst nichts mit Krafttraining zu tun haben. Weil es zeigt, was für Fortschritte möglich sind, wenn man koordiniert und mit durchdachtem Plan an die Sache geht. Gerade im Vergleich zu dem Cardio-Gewusel, dem Gejogge und Gehampel, die nur so lange Energie verbrennen, wie man sie macht. Während die Muskeln auch Stunden nach der Hantelbank noch arbeiten.

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Ich habe drei Monate lang geflucht, gestöhnt und plötzlich wieder alte Shirts getragen. Ich habe mich von Profis belächeln und von Laien nur halb ironisch bewundern lassen und immer so ganz zufällig die Arme hinterm Kopf verschränkt, damit man den Bizeps sieht. Ich war mir oft nicht sicher, ob ich gerade ein echt sinnvolles Fitnessupdate für meinen Vati-Körper einspiele oder ob einfach nur einen ziemlich aufwändigen Witz durchziehe—beides wahrscheinlich. Und ich kann für niemanden von euch sagen, ob euch das alles den Preis wert ist, den Kollegah für das alles abruft. Ihr habt’s gelesen, ihr kennt die Zahlen, ihr seht die Bilder.

Drei Monate Spanisch machen keinen Javier Marías aus euch, drei Monate Klavier keinen Nils Frahm, drei Monate Aussitzen keine Kanzlerin und drei Monate Bankdrücken keinen Endboss. Aber unbedingt einen Anfangsboss, der sieht, was möglich ist und was da an Reserven geweckt werden kann. Ob es Kollegah sein soll, der euch nicht nur einen sauberen Plan in die Hand drückt, sondern euch auch liebevoll begleitet und schon mal den Hüttenkäse anrührt, das wisst ihr allein.

Und ein letztes Mal

Highlight:

Die Körperschmieder haben den Rammstein-Katalog auf Spotify entdeckt. Endlich. Feuer frei! #bosstransformation

— petula (@petulapetula) December 15, 2014

Lowlight: Ich erfahre in der Kommentarsektion auf Noisey, dass 150 Kilo auf der Beinpresse wohl eher… wenig ist? Dabei hab ich mich so angekommen gefühlt.

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Bossfaktor: 9/10. Ein Boss braucht noch Ziele.

Symbolvideo:

AlleTeile der Bosstransformation gibt es hier.

Folgt Sebastian auf Twitter—@petulapetula

Sebastian trainierte mit freundlichster Unterstützung bei Die Körperschmieder in Berlin.

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