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Die Antwoord haben in der C-Halle gespielt und du warst nicht da

Du warst dir, da Die Antwoord schon 2010 angesagt war, nicht sicher, ob es noch cool ist, sie cool zu finden. Bis jetzt.

Bevor ich mich der, ehm, musikalischen Raffinesse unserer aller heißverehrten dauergehypten Lieblingssüdafrikaner widme, als erstes ein herzliches Fuck You an:

a) all jene, die ihre Tickets (im Originalpreis 27,50) für 90 Euro und mehr weitervertickt haben.

b) die noch größeren Arschlöcher, die über Kleinanzeigen gefälschte Tickets verkauft haben.

In den paar Minuten, die ich am Pressestand warten musste, hab ich mindestens 10 Leute gesehen, denen ein gefälschtes Ticket angedreht worden war, und die mit aus den Gesichtern radierter Vorfreude nach einer Stunde Anstehen wieder nach Hause mussten. Dafür können die Veranstalter nichts, dafür können aber sehr wohl die Wichser was, die gefälschte Tickets in Umlauf bringen. Eure Mütter würden sich für euch schämen.

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Da Konzertberichte mit die langweiligste journalistische Gattung überhaupt sind, halte ich mich kurz. Stell dir vor:

Es ist ein kalter Januarabend. Du stehst in einer Schlange am Columbiadamm. Es ist zu kalt, um auf dein Handy zu schauen. Es ist zu langweilig, nicht auf dein Handy zu schauen. Eine amöbige Fanmasse wälzt sich langsam Richtung Eingang.

Nach langem Warten und dem Belauschen der Gespräche um dich herum („Ja, die Musik ist echt nicht gut, aber die Alte ist halt geil.“) bist du irgendwann ganz vorn im Pit. Der ausverkaufte Saal und Die Antwoord sind durch einen dunklen Vorhang getrennt. Ab und an kreischt wer, obwohl noch absolut nichts passiert. Die Bühnenwache verteilt Wasserflaschen an die jetzt schon hyperventilierenden Mädchen in der ersten Reihe. Kirchen/Operngesang tönt aus den Boxen und verdeutlicht: Kinder, das hier wird kein Konzert, das wird eine Messe.

Der Vorhang öffnet sich. Das Set beginnt mit „DJ Hi-Tek Rulez“. (Ich werde die Texte in der gefühlten Lautstärke wiedergeben.) Dj Hi-Tek dröhnt „FUCK YOU TIL YOU LOVE ME FUCK YOU TIL YOU LOVE ME“, Ninja und Yolandi tauchen auf der Bühne auf. Yolandi zieht zwei, dreimal ihr Oberteil so hoch, das man ihren BH sehen kann: das Wasser in den Wasserflaschen verdampft. Die Menge tobt jetzt schon (wir sind bei Song 2, da haben andere Bands noch nicht mal ihre Gitarren gestimmt).

Dir fällt an dieser Stelle auf, dass du das neue Album noch gar nicht gehört hast. Du warst dir, da Die Antwoord schon 2010 angesagt war, nicht sicher, ob es noch cool ist, sie cool zu finden, oder nicht. Bis jetzt. Dir fällt an dieser Stelle auch auf, dass du die ganze Zeit dachtest, in „Fuck Julie Naiiers“ ginge es um eine Person namens Julie, die gefickt werden soll. Ist aber nicht so. Besonders viel Raum zum Nachdenken bleibt dir Gott sei Dank in der nächsten Stunde nicht. Zwischen Strobolicht, dem komplett implodierenden Saal und dem Ravegewummer verlierst du kurz das Bewusstsein und kommst erst wieder zu dir, als die Backgroundtänzerinnen Ninja die Hose runterziehen und er eine halbe Ewigkeit mit seiner Hose um die Knöchel auf der Bühne steht. Du fragst dich, warum du jemandem zujubelst, der mit runtergelassener Hose auf der Bühne steht, aber gleichzeitig ist es so geil, dass du weiterjubelst und alle anderen jubeln auch und DJ Hi-Tek macht BUMBUMBUMBUM. Yolandi hat wechselnd viel an und klingt permanent so als würde sie gleich kommen. In unregelmäßigen Abständen wirft irgendwer BHs / Tshirts / Unterwäsche in Richtung Bühne. Ninja crowdsurft und man ist jedes Mal erleichtert, wenn er in einem Stück wieder auftaucht.

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Während $copie erklärt Y den in goldene Leggins gepackten Arsch einer Backgroundtänzerin zum heiligen Gral südafrikanischer Kultur, indem sie in unregelmäßigen Abständen darauf schlägt, während selbige twerkt. (So ähnlich auch schon beim Konzert in Chicago passiert.)

Du bist STROBO froh RAVE dass du STROBO jetzt mehr ARSCH über südafrikanische Kultur STROBO RAVE STROBO TITTEN STROBO weißt, oh und es gibt einen aufblasbaren Evil Boy mit einem gewaltigen Penis, der dir bezeichnenderweise erst in diesem Moment auffällt. Yo fuckin with the best.

Fazit? Die Antwoord sind Profis. Wer auf Zef steht, ist mehr als auf seine Kosten gekommen, wer damit nichts anfangen kann, hat das Konzert vermutlich schwer traumatisiert verlassen. Doch wie es schon in der Bibelkunde heißt „Aber wir müssen an der Verheißung festhalten; denn die Antwort wird kommen, und wir werden den Segen empfangen, den wir am meisten brauchen.“ Amen.

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