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Der Noisey Guide to Metal-Konzertgänger

Diesen Typen bist du auf einem Metal-Konzert bestimmt schon über den Weg gelaufen.

Illustrationen & Text: Verena Hefner.

Wir haben in der Vergangenheit bereits einen ganzen Noisey Guide To Konzertgängern aufgesetzt, nicht nur um unserem Hobby der wahllosen Kategorisierung nachgehen zu können, sondern auch um der unfassbaren Bandbreite der Typen, die auf Konzerten rumlungern, gerecht zu werden.

Offensichtlich ist dieser Guide aber nicht auf alle Musikrichtungen anwendbar, zum Beispiel verdient das Genre Metal einen eigenen Guide. Menschen, die Metal hören, sind an sich meistens schon eine ganz spezielle Art. Und wenn du öfter mal auf Metal-Konzerten unterwegs warst, ist dir bestimmt schon aufgefallen, dass dir auch dort immer die gleichen Typen über den Weg laufen. Hier sind fünf prominente Vertreter, die du sicher auf jedem Metal-Konzert wiedererkennen wirst:

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Der Techniker

Der Techniker steht auf Streber-Metal. Ihm ist es scheißegal, wie eingängig oder mitreißend ein Song ist. Bei ihm geht's um Anschläge, Arpeggios und anderes langweiliges Zeug. Er ist ganz vorne mit dabei, aber nicht um abzugehen, sondern um einen besonders guten Blick auf die Finger des Lead-Gitarristen werfen zu können. Am liebsten nimmt sich der Techniker einen zweiten langweiligen Techniker mit, damit er mit ihm einen langweiligen First-Row-Circlejerk starten kann. „Oh, das war jetzt aber unsauber!", „Hmm die Bridge hätte ich anders gemacht!", „Also ein bisschen Sweeping hätte ich mir ja schon gewünscht". Findest du dich neben einem einsamen Techniker wieder, musst du dir das ganze Konzert über sein missbilligendes Murmeln geben. Nur zuzusehen, gefällt ihm eigentlich nicht, am liebsten würde er einfach auf die Bühne springen und allen zeigen, wie man das richtig macht. Zu den Konzerten von einer seiner 73 Prog-Bands kommt leider nie jemand.

Der Grantige

Einsam und steinern steht der Grantige inmitten von fliegenden Haaren und in die Höhe gestreckter Fäuste. Er hatte einmal in seinem Leben Spaß und hasste es. An diesem Punkt nahm er sich vor, das nie wieder zu tun und diese Entscheidung möglichst auch dem Rest der Welt zu signalisieren. Gleichgesinnte findet der Grantige auf Black Metal-Konzerten—je undergroundiger, desto besser. Da sind meistens auch sehr wenige Menschen, was sich super trifft, da er Menschen generell beschissen findet. Ganz wichtig für den Grantigen ist das Level an Trueness, das sein Gegenüber aufweisen kann. Wenn du nicht schon seit 1867 Metal hörst und in Stein gehauene Demos im Schrank stehen hast, bist du in seinen Augen weniger wert als die Verpackung vom Babybel Käse. So etwas wie Freude erfährt der Grantige nur noch, wenn er den gerade angespielten Song als Erster dem mit einem Fisher Price Recorder aufgenommenen Tape von 1982 richtig zuordnen kann. In solchen Fällen siehst du manchmal sogar ein Lächeln über sein Gesicht huschen.

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Der Neuling

„OHH EMM DSCHIIIH, ist das alles geil hier!", denkt sich der Neuling jede Sekunde des Konzerts. Vor einem halben Jahr hat er seine erste Metal-CD bei Saturn gekauft und ist seitdem hin und weg. Alle anderen Musikrichtungen sind von nun an unzumutbar und er ist sich sicher, dass er in seinem ganzen Leben nie wieder etwas anderes als Metal hören wird. Da er noch keine Tourshirts vorweisen kann, hat er sich bei EMP großzügig mit „lustigen" T-Shirts eingedeckt. Sein liebstes ist rosa und trägt die Aufschrift „Schwarz war leider aus". Alter, wie witzig, ich pack's nicht! Dafür kauft er sich jetzt aber am Merchandise-Stand sein erstes echtes Metal-Shirt und zieht es auch sofort an. Das Stoffbändchen, das er beim Internationalen Pfadfindertag 2013 bekommen hat, trägt er voll Stolz, vielleicht denkt ja irgendwer, es käme von einem obskuren Festival. Das Konzert an sich verfolgt er voller euphorischer Hingabe und wünscht sich lauthals immer den einzigen Song, den er kennt, egal ob dieser bereits als Opener gespielt wurde oder nicht.

Der Metal-Hipster

Der Metal-Hipster holt sich erst mal einen Gin Tonic an der Bar und verbringt dann den Großteil des Konzerts draußen beim Rauchen. Er befindet sich an einem Scheidepunkt in seinem Leben. Die Szene findet er mittlerweile eher peinlich, so ganz vom Metal loslassen, kann er aber noch nicht. In seinen Augen hat er sich weiterentwickelt und alle anderen sind stehen geblieben—er ist Raichu, alle anderen Pikachu. Outfittechnisch hat er sich, bis auf die abgerockten Bandshirts mit coolem Logo, dem Mainstream angebiedert. Die langen Haare sind einem kurzen Undercut mit Vollbart gewichen und die früher so eifrig gesammelten Festivalbändchen schon längst im Müll gelandet. Spaß auf Konzerten macht ihm nun vor allem das Urteilen über die anderen Besucher. Zum letzten Song verlässt er die Bar und wagt sich in die Menge, aber nur um seine Freunde zu fragen, ob sie noch mit in den Club kommen wollen. Dann geht er, bevor die Schlange an der Garderobe zu lang wird.

Die Veteranen

Immer im Doppelpack ist das Veteranen-Ehepaar unterwegs. Sie treiben sich schon seit 30 Jahren auf Konzerten rum und müssen niemanden mehr beeindrucken. Angereist wird mit einem VW Passat, drinnen gibt es für jeden ein Bier und danach Cola. Die Veteranen halten sich dezent im Hintergrund und schauen mit wohlwollender Miene auf die Jugend. Auf Festivals sind sie nach jahrelanger Erfahrung perfekt ausgestattet. Während du dir morgens die alten Ravioli vom Boden als Frühstück zusammensuchst, machen sie nebenan ein Full English Breakfast mit Eiern und Speck. Wenn du nett fragst, geben sie dir aber gerne was ab. Und wenn du nach dem Konzert zu besoffen bist, um nach Hause zu kommen, fahren sie dich heim, stecken dich ins Bett und geben dir auch noch einen Gute-Nacht-Kuss.

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