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Thump

​Das sagen englischsprachige Touri-Guides über Berliner Clubs

Don't believe the Guide!

Wer am Wochenende nachts über die nach Pisse stinkende Oberbaumbrücke taumelt, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit schon einmal auf ein kollaterales Problem gestoßen. Dort, wo das Watergate seine Türen öffnet, stapeln sich einheimische Abgehärtete und überdrehte Touristen und blockieren den Weg zu Gute-Nacht-Döner und warmem Bett. WHYYY! Warum verschwenden Touris ihre kostbare Zeit in dieser coolen Stadt mit Schlangestehen an überhypten Clubs?! Ach so ja, natürlich. Weil ihnen irgendjemand gesagt hat, dass sie sonst das krasseste Szene-Ding unserer Zeit verpassen.

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Wir wollen verstehen, wie der zugereiste Party-Mob tickt und haben dort angefangen, wo er seine Informationen bezieht: beim praktischen Reiseführer im Handtaschenformat. Unsere Spurensuche in der Leihbibliothek ergab folgende mehr oder minder akkurate Party-Empfehlungen für englischsprachige Technofreunde.

Berghain/Panoramabar

„A must for anyone in the International-Party-with-Drugs-and-Homosexuals-for-three-Days-with-no-Sleep scene." (aus: Berlin For Young People)

„This vast, artfully scuzzy old power plant with a fantastic sound system is considered by many people tob e the best club in the world. […] The club ensures and abuses ist legendary status with a picky, indefinable door policy: avoid looking like a tourist or arriving in any kind of group." (aus: Rough Guides)

„Hyped but still happening Holy Grail of techno clubs with DJ royalty every weekend." (aus: Lonely Planet)

„Techno-electro club that now has fans from all over the world. Night-owls between 20 and 40 have fun on the two floors of this disused heating plant with 18 m high ceilings and refuel a tone oft he four bars. All this with art on the walls and a laid-back atmosphere." (aus: Marco Polo)

Ya. Der Kult-Club für flotte Nachteulen, für alle Jungen und Junggebliebenen. Wenn ich sogar im Reiseführer schon „hyped" lese, trotzt mein Mageninhalt allen physikalischen Gesetzen und sucht unmittelbar die Freiheit, zur Not auch über die Mundöffnung. Für alle, die diese „Infos" lesen, gilt sowieso: Berghain-Feeling = Anstehen und weggeschickt werden.

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Foto mit freundlicher Genehmigung von Malte Jensen

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„Despite its recently gained legal status, it remains a true highlight amidst the off-party circuit. Events (House, Techno, Dub…) are celebrated in- and outdoors and often last until the next afternoon. This place has everything besides mainstream." (aus: Berlin For Young People)

„Wild, trashy, unpredictable – with an enchanting garden for daytime chilling." (aus: Lonely Planet)

Naja … so improvisiert, wild und unberechenbar wie es uns die City Guides weismachen wollen, ist and diesem Club natürlich schon lange nichts mehr—außer vielleicht die Bewegungsabläufe der Druffis, wenn sie durch den Gang von einer Tanzfläche zur anderen wollen. Aber auch schön, irgendwie.

Watergate

„The last dancing spot before the Spree. A great view of the water and Oberbaumbrücke make this a popular place for well-heeled 25 to 40-year-olds to amuse themselves with drum-'n-bass and soul rhythms in carefully-styled modern surroundings." (aus: Marco Polo)

„Two floors, a stunning riverside setting and plenty of eye candy." (aus: Lonely Planet)

„The futuristic club with its impressive light installations sprawls over two levels with a large main floor and another with a lounge; music is varied but mostly electronic." (aus: Rough Guides)

Anscheinend ist die Aussicht hier der ultimative Selling Point. Nicht nur der Blick aufs Wasser, auch das Sehen und Gesehen werden spielt im Watergate eine entscheidende Rolle. Mach dich also bitte hübsch. Aber nicht Frankfurt-am-Main-Style, sondern Berlin-schick; weißt du Bescheid, ne?

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Prince Charles

„Bar-club combo spinning fine electro in a former swimming pool." (aus: Lonely Planet)

„The ceiling resembles a star-studded sky, the dance floor is surrounded by turquoise tiles, and the patio lures outdoors night owls." (aus: Cool Cities)

Swimming-Pool? Geil. Als Tourist würde mich das auch total abholen. Dass man davon allerdings nichts mitbekommt, wenn der Laden rappelvoll ist, steht da nicht. Nichtsdestotrotz kann man hier wirklich eine gute Zeit haben.

Tresor

International techno DJs sit at the turntables in this former heating plant. A 30 m long tunnel leads tot he dance floor in the cellar. Rough industrial atmosphere and the noise level is nothing for sensitive souls. (aus: Marco Polo)

A key player in Berlin's electronic music scene with thumping techno booming in every nook of this convoluted bunker-style club and attracting clubbers from all over Europe. The volume, intensity and light show all have to be experienced to be believed. (aus: Rough Guides)

Muss man gesehen haben? Stimmt wahrscheinlich sogar. Technisch gesehen gibt es hier kaum etwas zu meckern, den Besuchern wird ordentlicher Sound geboten. Außerdem kannst du dann endlich mitreden, wenn Jung wie Alt sich über ihre Drogen-Erfahrungen im Tresor auslassen.

Don't believe the Taschenreiseführer!

Was wir vorher schon wussten: Dieser ganze Club-Easyjet-Set nervt natürlich schlimm. Aber er zeigt auch, dass Clubkultur in unserer Gesallschaft endlich einen festen Platz gefunden hat. Die besten Partys der Stadt stehen sowieso immer noch in keinem Reiseführer der Welt. Es sind jene, die Berlin als pulsierende Underground-Metropole groß gemacht haben und sie sind schwer auszumachen. Eine spontane Feier im Volkspark Friedrichshain, ein besetztes Partyhaus am Ostkreuz oder ein DJ-Battle unter der Warschauer Brücke—aber wann und wo genau sagen wir hier nicht weiter, du weißt schon … Hype und so!