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Das war 2014

Das Jahr 2014 in: Metal

Dieses Jahr im Metal hat gezeigt: wertkonservativ ist auch wertbeständig.

Mir kommt heute die ehrenvolle Aufgabe zu, über das zurückliegende Jahr und seine herausragenden Ereignisse im Heavy Metal-Bereich zu referieren. Ich vermute, das liegt daran, weil in meiner Noisey-Best-of-Liste der Alben des Jahres mehr Metalanteile zu verzeichnen waren als in denen der übrigen Mitwirkenden, die mit Metal bestenfalls dann etwas anfangen können, wenn es sich um „Blockplatin“ handelt.

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Aber warum habe ich dieses Jahr so viel Metal gehört? Bin da tatsächlich mal in mich gegangen und mit zwei Erklärungsversuchen zurückgekommen.

Erstens: Für jemanden, der schon eine ganze Weile durch sein drittes Lebensjahrzehnt altert, ist der Backlash in Richtung Krach der Jugend unumgänglich, um nicht gleich ganz kampflos in die Midlife Crisis abzurutschen. Klingt deprimierend, darum gefällt mir Erklärung Nummer zwei besser: die Entwicklungsverweigerung des Genres hat sich selten so deutlich von einer Schwäche in eine Tugend verkehrt wie 2014. Was hat Metal nicht alles schon an Spott einstecken müssen in den letzten Jahren. Regressives Gepolter! Höllenlärm mit Klischeesoße! Und so weiter. Auf der sicheren Seite der Weiterdenker und Zeitgeistfühler hatte man für eine der wertkonservativsten Gattungen doch lange Zeit nur ein müdes Lächeln übrig. Jetzt aber zeigt sich: wertkonservativ ist auch wertbeständig. So schnell wie heute die Hypes durch die Aggregatoren getrieben werden, so schnell, wie heute gültige Soundentwürfe einander ablösen, kann doch keiner mehr hinterher kommen. Ich weiß schon lange nicht mehr, was ich noch vor einem halben Jahr gut fand. Und vor allem: warum. Und ich glaube, das ist der Grund, warum ich dieses Jahr so viel Metal gehört habe.

Fast alle Bands, die 2014 wichtige Neuerscheinungen auf die Agenda des Genres prügelten, taten das bereits vor mindestens 15 Jahren. Godflesh haben mit A World Lit Only By Fire sogar ihr erstes Studioalbum seit 13 Jahren veröffentlicht. Napalm Death klingen auf Apex Predator – Easy Meat brutaler denn je. At The Gates haben mit At War With Reality einen undiskutablen Meilenstein in die schwarze Erde gepfählt. Und das fast zwanzig Jahre nach Slaughter Of The Soul. Steve Austin hat mit seinen Today Is The Day auf Animal Mother nochmal ganz andere psychotische Gebinde aufblühen lassen. Eyehategod, Electric Wizard, Crowbar—sie alle sind mit Platten um die Ecke gekommen, die ihre vermeintlich auserzählten Formeln noch einmal komplett durchglühen ließen.

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Neben der alten Garde gab sie die nachrückende Generation nicht weniger bissig. Den Blissfucker von Trap Them sollte man gehört haben, genau so wie Obliterations Poison Everything, das selbstbetitelte Gust-Album oder The Living Ever Mourn von Nightfell, bei denen ja Todd Burdette von Tragedy und His Hero Is Gone Blutstaub von seinen Stimmbändern regnen lässt.

Und wer dann doch nicht ohne die Genehmigung der Intelligenzpresse auskommt, der konnte ja ruhigen Gewissens zu den Gemeinschaftsprojekten von Sunn O))) und Scott Walker (Soused) oder Full Of Hell und Merzbow (s/t) oder The Body und Haxan Cloak (I Shall Die Here) greifen.

Was gab es sonst noch? Kaum Re-Unions. Das stützt die oben behauptete These der Wertbeständigkeit. Kaum jemand kommt zurück, weil sie sowieso immer da waren. Himmel, selbst die halb zu Staub erfallenen Black Sabbath können nicht aufhören.

H.R. Giger gab in diesem Jahr Zeichenstift und Löffel ab, was so manche fantastische Parallelwelten unersonnen lässt, was aber auch weniger Vitrinen-taugliche Albencover bedeutet. Eines davon strahlt in diesem Jahr aber noch über alle anderen, das zu Triptykons Melana Chasmata. Das Album des Celtic Frost-Spin Offs gehört sowieso in jeder Hinsicht zu den großen Taten dieses Jahres.

Und dann war da noch Nola, das Beste, was 2014 in Sachen Musikdokumentation zu bieten hatte. Mit Stirn runzelnden und faustgeballten Grüßen von Noisey. Stay brutal!

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