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das erste date mit

Das erste Date mit… Fatoni

Auf unserem Date mit Fatoni waren wir in einem romantischen „Crash Room“, um Dinge kaputt zu schlagen. Leider nahm es ein jähes Ende.

In unserer Reihe „Das erste Date mit …“ gehen wir mit Musikern auf ein erstes Date, um ihnen möglichst unangenehme Fragen zu stellen, die man bei einem ersten Date so abfrühstückt, und ihnen eine Chance zu geben, sich möglichst von der besten Seite zu zeigen—genau wie bei einem ersten Date.

Ähnlich wie sich Pärchen niemals entscheiden können, wohin sie zum Essen gehen sollen, begann das erste Date mit Fatoni mit ähnlichen organisatorischen Herausforderungen. Nachdem uns der deutsche Rechtsstaat einen Strich durch die Rechnung machte, Segway fahren zu gehen (dafür braucht man einen Führerschein, den weder Fatoni noch ich habe), standen wir vor der Frage: Was machen wir nur? Als ich DIE romantischste Idee überhaupt vorschlug (Tandem fahren), war Fatoni jedoch weniger begeistert und schlug stattdessen das Zweitromantischste vor: in einen sogenannten „Crash Room“ gehen und Dinge kaputt schlagen. Unser Date begann also schon mit Enttäuschungen und Kompromissen, verlief dann jedoch äußerst vielversprechend (weil Dinge kaputt schlagen halt doch mehr Spaß macht), bis es jedoch mit dem größten Cockblock aller Zeiten ein jähes Ende fand.

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Ich wollte eigentlich Tandem fahren gehen…
Fatoni: Ja, das hier war eine beschissene Idee, fällt mir selbst immer mehr auf. Man sieht kacke aus, kann sich kaum unterhalten und schwitzt. Aber wenn mein Anzug mir so gut steht, wie dir deiner, dann ist alles gut.

Deiner ist aber schon dreckig. Und hinten zerrissen.
Das habe ich befürchtet.

Was das wohl über dich aussagt, dass du beim ersten Date in einen Wutraum gehen möchtest?
Entweder, dass ich sehr dumm bin, oder dass ich großen Wert auf Ehrlichkeit lege—keine Maskerade.

Normalerweise kommt der Aggressionsschub erst nach dem Date, wenn es kacke war und man enttäuscht ist. So kann man schon präventiv den Zorn herauslassen.
Wir müssen das jetzt auch wirklich rauslassen, wir dürfen jetzt nicht so cool rüberkommen wollen.

Hast du schon mal jemanden geschlagen? So in echt?
Naja, ich bin mit zwei Brüdern aufgewachsen, aber inzwischen nicht mehr so. Also eigentlich habe ich noch nie jemanden geschlagen. Aber da sind ja auch keine Menschen drin, das sind ja nur alte Plattenspieler.

[Wir betreten den Wutraum. Uns ereilt sofort ein schlechtes Gewissen, weil wir im Begriff sind, einen Raum zu zerstören, der aussieht wie das Zimmer einer niedlichen alten Dame im Seniorenheim.]

Fatoni: Du musst dir das mal überlegen. Das hier hat 60, 70 Jahre lang gehalten, irgendein süßes altes Ehepaar hat das alles überlebt, sich die Einrichtung in 50er Jahren gekauft und jetzt kommen so Hipsterarschlöcher an und hauen alles kaputt.

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Diese Generation ist zerfressen von Selbsthass.
Worüber redet man denn so beim ersten Date?

Zum Beispiel über Tiere. Hast du ein Haustier?
Nein, ich bin ja immer unterwegs.

Wenn du immer unterwegs bist, schreibst du dann wenigstens süße SMS oder wie hat man sich das als potenzielle neue Freundin vorzustellen?
Ich bin voll der liebe Typ, ich schreibe immer SMS.

Du willst doch nur ein zweites Date!
Nein wirklich. Ich rufe auch immer an, sage gute Nacht und so. Naja vielleicht nicht jeden Tag, am Anfang ist das ja peinlich, aber dann später. Und dann werde ich ein Kontrollfreak und rufe jede Stunde an. Und wenn ich auf Tour gehe, melde ich mich fünf Wochen lang nicht, komm dann besoffen zurück und muss mir Geld leihen.

Traumhaft. Und womit punktest du sonst so bei ersten Dates?
Natürlich mit Ruhm und ähm…[kramt in seiner Hosentasche]fünf Euro Vermögen. Und den Rest versuche ich mit Charmanz—wie heißt das Wort?—ah ja, Charme und Humor wegzumachen.

Und mit Grammatik, oder?
Genau. Ich habe letztens auch ein Video gedreht, da hat einer die ganze Zeit den Dativ richtig benutzt, das hat mich sehr beeindruckt. So „kannst du das mal etwas links stellen wegen des Lichts“.

Das ist Genitiv.
Siehst du, es wird immer peinlicher.

[Uns wird der scheußlichste Kaffee serviert, den Ostberlin seit Rondo je gesehen hat.]

Fatoni: Boah, ist das ekelhaft. Darf ich wenigstens dazu rauchen?

Ja, lass rauchen. Hast du Zigaretten?
Was? Du rauchst? Du siehst so gesund und vital aus.

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Ach duuuu…danke.
Du siehst wie eine CSI Pathologin aus.

Ich fühle mich auch ziemlich mächtig mit einer Waffe auf dem Schoß.
Ich auch. Aber ich bin ja auch Rapper, das muss ja so sein.

Und auch Schauspieler. Kann es sein, dass ich dich auch letztens im Fernsehen gesehen habe?
Kann sein. Wenn es das Coole war, dann ja. Wenn du Terra X gesehen hast, dann nein, das war ich nicht.

Aber Dates sind doch dazu da, sich unangenehm und peinlich zu fühlen.

[Tonis Stuhl bricht unter ihm zusammen.]

Fatoni: WTF, das ist ja schon kaputt!

Du zerreißt deinen Anzug, zerbrichst deinen Stuhl und stotterst rum. Ich finde, bisher könnte dieses Date nicht besser laufen. Wollen wir offiziell anfangen, Dinge zu zerstören?
Ich bitte darum. Und dann schütte ich erst mal diesen fürchterlichen Kaffee auf den Boden.

[Er fragt den Inhaber des Ladens: „Darf man den Teppich auch kaputt machen?“
Der antwortet: „Was willst du denn damit machen? Draufpinkeln?]

Fatoni: Noch nicht. Beim ersten Date kommt das, glaube ich, nicht so cool, irgendwo drauf zu pinkeln. So gut kennen wir uns noch nicht. Gib mir noch ein paar Minuten.

(Er hebt eine Vase hoch.)

Fatoni: Schau, das ist voll traurig. Das hat sicher eine lange Geschichte. Das haben sich Menschen gekauft und waren voll glücklich. Eigentlich wollte ich es jetzt cool auf den Boden fallen lassen, aber ich traue mich nicht.

Mach es!
Nein, du fängst an, Ladys first. Aber du musst auch dabei schreien.

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[Sinnlose Verwüstung folgt. Spiegel, Plattenspieler, Tische—wir kommen über das Mobiliar wie die zehn Plagen einst über die Ägypter. Unser Zerstörungsreigen wird musikalisch von Helene Fischer untermalt, nachdem all unsere Musikwünsche nicht verfügbar waren und Toni laut eigener Aussage „nur geile Mukke“ auf seinem Handy hat und meins lediglich mit polyphonen Klingeltönen aufwarten kann.]

[Gemeinsam versuchen wir, einen Tisch zu zerlegen, ohne uns dabei gegenseitig die Hände abzuhacken. Im Hintergrund singt Helene Fischers engelsgleicher Stimme „Spür' was Liebe mit uns macht.“]

Fatoni: Das ist so romantisch. Schau mal dieses Heinz-Glas. Heinz war wahrscheinlich ein netter Typ, irgendwann in den Achtziern gestorben und jetzt kommen wir …

Oder es war ein Werbegeschenk von Heinz Ketchup.
Ja wahrscheinlich. Und das sind Kapitalisten, also töte es!

[Toni nimmt den vier Kilo schweren Vorschlaghammer in die Hand, der ihm von Anfang an am besten gefallen hat (Überkompensation?) und gerät in wilde Zerstörungswut. Ich stehe amüsiert-betreten in einer Ecke und versuche, den umherfliegenden Holzsplittern aus dem Weg zu gehen.]

Fatoni: Denk an Prinz Pi‘s Abiturenrap!

[Hackt mit einer Axt in ein Bild, das an der Wand hängt, und zerreißt es dann mit bloßen Händen.]

Fatoni: Ich hasse Kunstdruck! Wir sollten uns noch mehr Waffen holen!

[Ich kann erstaunlich gut mit der Kurz-Axt umgehen, attestiert mir Toni anerkennend. Nachdem wir nun beide unsere Stärken erkannt haben, sind wir fest gefangen in der Schraube der Gewalt, die—geben wir es doch einfach zu—geil ist. Das wusste HipHop ja schon immer. Als wir komplett durchgeschwitzt und Toni sogar an der Hand blutend unser Werk betrachten, sieht es in dem ehemaligen Seniorenzimmerchen aus wie Neukölln nach Silvester.]

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Fatoni: Das ist jetzt schon so ein kleiner Kindheitstraum gewesen. Das SZ Magazin hat mal für Kinder eine Verlosung gemacht, da durfte man sich einen Traum aussuchen. Und ich habe mich beworben für ein Haus, wo ich mit meinen Freunden alles zerstören darf. Man konnte auch mit Greenpeace Wale retten. Ich habe nicht gewonnen.

Liest du jetzt noch das SZ Magazin?
Nein nur noch SMS. Und Internet.

Was wäre denn für dich ein Dealbreaker bei einer potenziellen Freundin?
Ein Zimmerspringbrunnen. Oder ein Banksy Kunstdruck an der Wand.

[Der Inhaber kommt zu uns. „Na, wie waren wir?“, fragen wir mit schelmischen Grinsen, welches er uns augenblicklich mit dem größten Cockblock aller Zeiten aus dem Gesicht wischt, indem er antwortet: „Hey, wie ihr jetzt so nebeneinander sitzt, mit euren blauen Augen, könntet ihr glatt Geschwister sein!]

Okay, DAS ist ein Dealbreaker.

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