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Darf man Taylor Swift hassen? Das Protokoll eines Streitgesprächs

Eine bestimmte Sängerin stört akut die redaktionelle Harmonie und treibt einen Keil zwischen die sonst so lieben Schreiber bei Noisey: Taylor Swift.

Bei den meisten Musikern ist sich die Noisey-Redaktion einig, was man von ihnen zu halten hat. Aber eine bestimmte Sängerin stört die redaktionelle Harmonie und treibt einen Keil zwischen die sonst so lieben Schreiber hier: Taylor Swift.

Americas Sweetheart sorgt regelmäßig dafür, dass sich das Büro von einer friedlichen Ponyweide in ein chaotisches Affengehege verwandelt, wo dann munter mit Kacke um sich geworfen wird. Auslöser für den jüngsten Tumult waren die neuen Apple-Music-Werbespots, in denen Taylor Swift die Hauptrolle spielt. Ein Streitgespräch:

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Nina: Ich finde, ihr erster Satz drückt schon alles aus, was ich an Taylor Swift verabscheue. „God, I hate Cardio". Klar, Taylor Swift ist gar nicht der unnahbare Megastar. Sie ist genau wie ihr. Während sie perfekt geschminkt und frisiert in ihrem Home-Gym das Laufband betritt, ist sie eigentlich genau wie ihr. Das ist wie Shampoo-Werbung. Habe ich auch immer gehasst, dass die einem weismachen wollen, dass von einem Waschgang mit Schauma die Haare aussehen wie, nun ja, die von Taylor Swift. Wollt ihr mich für dumm verkaufen?

Claus: Der erste Satz drückt aus, was ich verabscheue: Cardio! Und wenn ich ein Laufband hätte, würde ich mich da auch nicht komplett ranzig draufstellen. Wenn ich schon unsportlich bin, dann will ich dabei wenigstens gut aussehen. Ich weiß gar nicht, was du hast, Nina. Das ist schon ziemlich real von Taylor.

Nina: Das Wort „real" in Zusammenhang mit einem Werbespot zu nennen, finde ich höchst streitbar. In einem Apple-Werbespot steckt ungefähr so viel Realness, wie Genies an der Genius Bar arbeiten.

Claus: Mir fällt dazu kein Konter ein, aber ich finde, Taylor hat Recht und du nicht. Aber lass uns ruhig weiterreden …

Nina: Ah ja, klar hört Taylor Swift Drake. Gefälliger geht es halt auch nicht bei dem gefälligsten Popstar der Welt. Jetzt möchte man natürlich, dass wir denken „Wow, Taylor ist so cool! Sie macht zwar anspruchslose Popmusik (wobei ich ihre Lieder feier, mir geht es hier rein um die Vermarktung), aber eigentlich hört sie coole Musik wie Drake. Und mitrappen kann sie auch noch. Hach ja, Taylor Swift ist so sympathisch."

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Claus: Entschuldigung, aber wir hatten zu diesem Spot schon einen Artikel und da haben wir sie zu Recht gefeiert. Hol hier jetzt nicht die alten Sachen wieder aus der Kiste! Ich dachte, wir reden über den neuen Clip.

Nina: Den hast bestimmt auch du geschrieben, oder? Ich finde, wir müssen alle Beweise berücksichtigen, um zu einer rechtmäßigen Entscheidung kommen zu können, was wir von Taylor halten.

Claus: CSI-Nina deckt auf … Ja, den habe ich geschrieben. Glaube ich. Weiß ich nicht mehr.

Nina: Und natürlich fällt sie hin: „So cool ist sie halt doch nicht, aber das macht sie ja umso sympathischer." Nein! Macht es nicht. Weil diese ganze nerdige Pseudo-Coolness ja nur gestellt ist. Das hier ist immer noch ein Werbespot. Wer denkt, dass Taylor Swift so ist und nicht hundert Mal von irgendwelchen Labelfutzis und Apple-Hanseln gesagt bekommen hat: „Jetzt mach das doch nochmal genau so, aber diesmal mit ein bisschen mehr Gangzeichen, oder was HipHopper so machen. Irgendwas flippiges!" Wenn Kanye sie von dem Laufband runtergetreten und angefangen hätte, „Facts" zu rappen—das wäre witzig und ironisch gewesen! Aber so ist das halt einfach nur gefällig. Aber der neue Spot ist fast noch schlimmer.

Nina: Warum muss die alles immer so affig machen? Taylor Swifts Welt besteht nur aus Spaß und Freude und tollpatschiger Trotteligkeit. Da bekomme ich Hass bei so viel guter Laune. Ich mag einfach diese amerikanische Alles-Super-hihihi-Weltsicht nicht. Das hat so gar keine Ecken und Kanten.

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Claus: Sie ist ein Tollpatsch. Ist mir halt sympathisch. Aus Gründen … OK, aber Beyoncé hätte den Spot gerockt, oder was? Du bist eben Beyoncé-Fan. Aber lass uns mal über den neuen Clip reden. Ich glaube Taylor Swift nämlich nicht, dass sie wirklich Jimmy-Eat-Word-Fan ist oder war. Da haut es bei mir nicht hin.

Nina: Ja, das ist genau das, was ich mit Gefälligkeit meine. Das ist so anbiedernd. Jeder Teenager hat das gepumpt, also Taylor natürlich auch, weil sie ja so ist, wie ihr alle auch. Aber auch cool und dann doch wieder zu nerdig, um zu cool zu sein, sonst könnten sich die Teenys nicht mehr mit ihr identifizieren. Das ist halt fake. Alles fake. Und fürs Protokoll: Das hat nichts mit Beyoncé zu tun!

Claus: Wollen wir uns einfach drauf einigen, dass Taylor und ich noch Spaß am Leben haben und dass du uns den Spaß nicht gönnst?

Nina: Habt ihr doch euren Spaß auf eurer rosa Zuckerwattewolke. Aber das ist künstlich ohne Ende. Ich geh jetzt wieder Tua hören.

Claus: OK, verkopft euch mal schön zusammen weiter, du und der Tua. Alles schön grau und so …