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CONTRA: Das letzte, was Vorbands brauchen, ist dein Mitleid

Respekt ist okay. Aber dann müssen sie ihn sich erarbeiten.

Foto: Rigmarole

Ab und zu—ganz selten—sind wir hier in der Noisey-Redaktion unterschiedlicher Meinung zum selben Thema. Meistens prügeln wir uns dann, bis einer aufgibt. Manchmal führt das aber nicht zum Ziel. Dann schreiben wir zwei Artikel und lassen sie in unserer Rubrik Pro/Contra laufen. Wer am Ende mehr Likes hat, hat Recht. Oder so. Außerdem stehen wir auf Meinungsvielfalt.

Ich muss dir leider etwas mitteilen: Das Leben ist scheiße. Du hast nur zwei Aufgaben, während du dein kurzes Dasein fristest: 1. Verhalte dich verdammt nochmal so, dass du das Leben der Menschen um dich herum nicht noch beschissener machst und 2. sieh zu, dass dein eigenes Leben etwas weniger scheiße ist.

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Von dieser alles bestimmenden Wahrheit zum Thema Vorbands:

1. Wenn du dich schon ungefragt vor eine Gruppe von Menschen stellst und Musik machst, die niemand kennt, mach es wenigstens gut. Oder mach es zumindest weniger scheiße.

Ich gebe zu, es gibt gute Vorbands. Ich habe mir einmal zu 60 Prozent wegen der Vorband und zu 40 Prozent wegen des Hauptacts Konzerttickets gekauft, aber damals war Matthew Dear der Opener für Interpol und für Dear hätte ich die 40 Euro auch allein hingeblättert. Ein anderes Mal habe ich eine Vorband gesehen, von der ich vorher noch nie gehört hatte und von der ich mir nach dem Konzert das Album kaufte. (Rangleklods, falls es irgendwen interessiert). Neben diesen zwei Supportacts habe ich tausende andere erlebt, die entweder unfassbar langweilig waren, weil sie die gleiche Musik gemacht haben wie die Hauptband, nur in schlechter, oder etwas vollkommen anderes (immernoch die bessere Idee!), was in dem Kontext aber leider meist nicht funktionierte. Das einzige, was ich von einer Vorband erwarte, ist nicht scheiße zu sein. Meist ist das zu viel erwartet.

2. Wenn du dich schon dazu entscheidest, als Musiker durchs Leben zu gehen, dann sei bitte wenigstens ehrlich zu dir selbst.

Ich gebe zu, es ist schwer festzustellen, ob man als Musiker wirklich gut ist, man muss halt an sich glauben. Aber es ist gar nicht so schwer zu merken, wenn man scheiße ist. Ein deutliches Zeichen ist zum Beispiel, wenn man zum zehnten Mal in Folge als Support für die vier Deutschlandgigs von irgendeinem halb-bekannten Singer/Songwriter aus dem Mittleren Westen gebucht wird. Das ist kein Kompliment, sondern ein Status: Vorband forever.

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Wenn ihr auf diesem Weg seid, seid ihr auf einem Scheißweg in ein Scheißleben. Klar ist es schwer zu akzeptieren, dass man seinen Traum nicht erreichen wird, aber es wird durch Ignoranz kein bisschen besser. Zieht die Konsequenz und sucht euch einen Job. Ihr könnt in eurer Freizeit ja ruhig weiter Band spielen. Aber bitte tut euch einen Gefallen und macht euer Leben etwas weniger scheiße!

Eins braucht eine Band jedenfalls nicht und das ist Mitleid. Jede Band spielt anfangs im Vorprogramm und das ist vollkommen okay—sie lernt so den Touralltag kennen, sie knüpft Kontakte, kommt rum, lernt Ablehnung kennen und in den seltenen Momenten (wenn sie gut ist) den Respekt des Publikums. Wenn eine Band was kann, wird sie den Sprung von Vor- zur Hauptband eh schaffen, ganz ohne die arrogant-mitleidigen Blicken des Publikums. Wenn sie jedoch nicht gut ist, wird ihr mitleidiges Klatschen am wenigsten dabei helfen, diese bittere Wahrheit zu akzeptieren.

LEST HIER DEN PRO-ARTIKEL: Natürlich hat die Vorband dein Mitleid verdient

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