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Bushido macht Stress ohne Kunst

Löcher im Vollbart und weitere Unsinnigkeiten in Bushidos „Stress Ohne Grund“-Zeile.

Der gute alte Bushido wollte mal wieder so richtig schön provozieren, also kurz die Ghostwriter auf ein paar Reizthemen (Politiker, Homosexualität, Todesdrohungen) angesetzt und schon ist er deutschlandweit auf eins in allen Schlagzeilen—Bild, BZ, BamS, Spiegel Online, ach und alle anderen Online-Medien natürlich auch. Die Empörung ist groß, Wowereit will Bushido verklagen und selbst Heino verlangt ein wenig Trittbrett-Aufmerksamkeit und wettert in der Bild: „Bushido muss gestoppt werden!"

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Gut, zuerst einmal sollte Heino gestoppt werden, dieser Irre. Dann können wir ja mal darüber nachdenken, ob wir Bushido auch stoppen sollten. Führen wir uns also die kritischen Stellen in seinem und Shindys Song „Stress ohne Grund" doch mal in aller Ruhe vor Augen.

Songtitel: „Stress ohne Grund"

Wir haben doch alle schon mal erlebt, wenn Leute ohne Grund rumstressen. Da ist es eine Provokation, wenn du jemanden anguckst, da ist es eine Provokation, wenn du jemanden nicht anguckst, egal, wie du dich verhältst, die Jungs suchen Stress und wenn es keinen Grund gibt, finden sie einen. Im Fall dieses Songs ist es natürlich ziemlich sinnlos und ziemlich billig. Im Video dazu das typische Rumgeprolle im fetten Benz und Männer, die natürlich vollkommen ohne Grund andere Männer verprügeln, in den Kofferraum sperren, filmen und nachher anzünden. Also nicht das U-Bahn-Szenario, das mir bei Stress ohne Grund zuerst in den Sinn kommt. Egal. Shindy beginnt mit seinem Rap-Part und es ist fast schade, dass alle jetzt nur noch wegen dem späteren Bushido-Part rumkotzen, denn da realisieren sie ja gar nicht, dass dieser Shindy hier ziemlich guten Scheiß zeigt.

„Ich komm auf die Party und mach Stress ohne Grund, ich bring den Sound, zu dem auch deine Mutter bounct, das ist ganz normal, Männer lutschen keine Schwänze"

Die Konzepte Reim und Rhythmus können wir im Chorus getrost vergessen. Der letzte Halbsatz kommt noch dazu mitten aus dem Nichts und macht wirklich auf keiner Ebene Sinn. Er hat nichts damit zu tun, dass irgendjemand auf eine Party kommt und ohne Grund Stress macht, er hat ebenfalls nichts damit zu tun, dass deine Mudder zu dem Sound bounct (was ja zumindest noch einen Bezug zu dieser ominösen Party hat) und er reimt sich nicht. Was soll das? Noch dazu ist gelogen oder zumindest weltfremd, denn es gibt durchaus Männer, die Schwänze lutschen. Wahrscheinlich mehr als Mütter, die zu diesem Sound bouncen.

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„Halt die Fresse, fick die Presse, Kay du bist jetzt vogelfrei."

So kündigt sich dann Bushido an und wirft gleich mal mächtig Beef Richtung Presse (zu Recht, wenn man sich die durchschnittliche Bushido-Gossip-Berichterstattung ansieht) und Ex-Kumpel Kay One, der ja beim Bushido-Label ersguterjunge nun von Shindy abgelöst wurde. Das ist nicht weiter ernstzunehmen, denn so ein Kay-One-Diss rutscht Bushido wahrscheinlich einfach ab und zu mal raus, dafür braucht er noch nicht mal Ghostwriter.

„Du wirst in Berlin in den Arsch gefickt wie Wowereit"

Bezieht er sich noch immer auf Kay One? Oder disst er Berlins Regierenden Bürgermeister? Beide? Und wenn ja, warum? Ach ja, er braucht ja keinen Grund. Trotzdem, ich frage mich, warum Bushido nicht über seinen Intregrationsbambi rappt. Er muss ihm ja selbst vollkommen bewusst sein, wie lächerlich die Entscheidung war, ihm diesen Bambi zu verleihen. Eigentlich gibt es doch nur eine Art darauf zu reagieren—sich darüber in einem Song lustig zu machen. Stattdessen arbeitet er sich an Wowi und Kay ab, warum? Ach ja, er braucht ja keinen Grund.

„Du versteckst dich, doch ich finde dich wie Google Maps"

Google Maps?!? Ich hoffe, Bushido hat niemanden für diese Zeile bezahlt. Jeder Cent wäre hier verschenkt.

„Ich verkloppe blonde Opfer, so wie Olli Pocher"

Haha, stimmt. Da war doch was. 1:0 für Bushido. Bei Wikipedia ist unter „Blondes Opfer" übrigens ein Foto von Olli Pocher abgebildet.

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„Ich mach Schlagzeilen, fick deine Partei, yeah, und ich will, dass Serkan Tören jetzt ins Gras beißt, yeah, yeah"

Schlagzeilen, Schlagzeilen, was reimt sich nur auf Schlagzeilen? Aaah, Partei. Was habe ich nochmal im Bundestag gelernt? Aah, fick deine Partei. Apropos Partei, da gibt es doch diesen türkischen FDP-Politiker. Erschießen sollte man den. Peng, peng.

„Was für Vollmacht, du wirst gefoltert, ich schieß auf Claudia Roth und sie kriegt Löcher wie ein Golfplatz"

Nun, nachdem ein SPD-Politiker, ein FDP-Politiker und eine Grünen-Politikerin in einer Strophe angegriffen wurden, dürfte nun klar sein, wen Bushido wählt. Und das mit dem Golfplatz—habt ihr einen besseren Reim auf Vollmacht und Folter? Wohl kaum. Obwohl doch: Vollbart. Da geht doch was! Löcher wie ein Vollbart, Bushido? Das Loch im Vollbart ist jedenfalls das, wo die ganze Scheiße bei dir rauskommt.

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