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Interviews

„Wären die Menschen ein bisschen mehr wie ich, gäbe es weniger Probleme auf der Welt“—Bushido im Interview, Teil 2

Bushido erzählt uns im zweiten Teil, wie sein und Shindys letztes Album eigentlich heißen sollten und warum er so eine gute Verbindung zu Gott hat.

Den ersten Teil des Interviews lest ihr hier.

**Noisey: Wie haben sich deine Feindbilder seit Carlo Cokxxx Nutten **1 verändert?
Bushido: CCN 1 hat stark davon gelebt, dass man nicht wusste, wo die Reise hingeht, dass man in seinem Leben noch nicht viel erreicht hat. Ich hatte gerade meine zwangsmäßige Ausbildung absolviert, in der ich 180 Euro im Monat verdient habe, die nach zwei Tagen wieder weg waren und ich mir wieder Geld bei meiner Mutter pumpen musste. Alles war natürlich scheiße, jeder war dein direkter Konkurrent. Jeder, der Rap gemacht hat, war dein Konkurrent, du hast extrem Futterneid gehabt. Das war sehr charakteristisch für den ersten Teil dieser Geschichte. Mittlerweile sind 13 Jahre vergangen und ich bin nicht nur älter geworden, sondern auch um einiges sicherer, was mein Leben betrifft. Meine wirtschaftlichen Verhältnisse sind geordnet. Das heißt, dieses Album hat nicht von seiner eigenen Angst gelebt. Das erste Album war so asozial, roh und beleidigend, weil man Angst um alles hatte. Angst, dass Leute dir was wegnehmen können, nicht die Ausländer deinen Arbeitsplatz, aber andere Rapper, die auf dem Juice-Cover sind.

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Der zweite Teil, das Projekt mit Saad und das Projekt mit Fler, hat davon gelebt, dass man versucht hat, mit einer Marke nochmal Geld zu verdienen. Ohne dass ich das jetzt schlecht reden möchte, ich war ja selber dabei, aber beide Projekte waren wirtschaftlicher Natur. Das jetzige, also das dritte offizielle, ist für mich persönlich einfach eine riesige Gaudi. Ich habe natürlich immer das Interesse Geld zu verdienen, egal was ich mache. Aber abseits davon ging es einfach nur um ins Studio gehen, Musik machen, rumpöbeln, Unverständnis hervorrufen. Leute sollen sich das anhören, mit dem Kopf schütteln und denken „Was ist denn mit dem falsch gelaufen?“. Das war der Spaß und dieses Lausbuben-mäßige wie damals die Max und Moritz Geschichten.

Fler hat in einem Interview gesagt, dass du CCN 3 nur machst, um ihn zu ärgern, so wie du BMW nur gemacht hast, um Hengzt zu ärgern.
Ich habe das Interview nicht gesehen, aber ich kann mir gut vorstellen, dass er das gesagt hat. Ich finde, er macht sich in dem Augenblick ein bisschen zu wichtig. Wenn ich wirklich etwas mache, nur um jemanden zu ärgern oder ihm zu schaden, dann bedeutet das auch, dass diese Person einen extrem wichtigen Teil in meiner Aufmerksamkeit einnimmt. Ich nehme Fler genauso sehr und wenig wahr, wie ich andere Rapper wahrnehme. Deswegen ist diese Aussage auf jeden Fall komplett falsch. Ich mache dieses Album ohne ihn, weil ich ihn nicht als richtigen Partner dafür ansehe. Ich bin ein sehr analytischer Typ, ich mache ganz selten Bauchentscheidungen. Das habe ich ihm auch persönlich am Telefon gesagt. Auf keinen Fall mache ich das, um ihn zu ärgern. Das ist ja Blödsinn. Wenn ich ihn ärgern wollen würde, würde ich ihm vielleicht vor die Haustür kacken. Oder eine Bananenschale vor seine Tür legen.

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Oder ihn auf CCN 3 dissen.
Ja, das habe ich natürlich auch gemacht. Aber ich habe auch BMW nicht gemacht, um Hengzt zu ärgern. Das ist die Fler-Logik. Dass Hengzt natürlich vielleicht abgefuckt ist, wenn ich es nicht mit ihm mache, okay, aber das war nicht der Punkt, warum ich es gemacht habe. Mir war natürlich klar, dass Fler sterben wird, wenn ich das nicht mit ihm mache. Aber das war nur ein Nebeneffekt. Ist ja Quatsch, was zu machen und dann zu tun, als wäre es nicht so. Also bei dem Paris-Pullover hat man das vielleicht noch verstanden, aber bei der Sache hätte ich keine Angst zu sagen, wenn es so wäre.

Witzigerweise hat er kurze Zeit später gesagt, dass deine größte Schwäche wäre, zu denken, du bist der Mittelpunkt der Welt. Ist das eine Schwäche von dir?
(lacht) Komischerweise würde ich, wenn ich mich selber erklären müsste, vieles sagen, aber ich würde auf keinen Fall sagen, dass ich der Mittelpunkt der Welt bin. Ich bin für meine Tochter der Mittelpunkt der Welt. Das würde sogar meine Frau sagen, wahrscheinlich ist das noch untertrieben. Für alles andere in meinem Leben und für alle anderen Menschen auf der Erde würde ich niemals behaupten, dass ich der Mittelpunkt bin. Ich bin relevant für einige Leute, für gewisse Medien, für Leute, die meine Musik hören, das sind viele, und ich bin auch als Geschäftsmann relevant. Ich wüsste auch gar nicht, was ich gesagt haben könnte, dass das jemand denkt. Ich wüsste spontan auch niemanden, von dem ich behaupten würde, er denkt, er sei der Mittelpunkt der Erde.

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Fler vielleicht.
… Ja, ein Stück weit vielleicht. Aber selbst diese Äußerung müsste auf irgendetwas fundiert sein, man müsste erklären, warum. Vielleicht war er auch sauer. Wir haben ja telefoniert und ich habe gesagt: Fler, es ist egal, was du sagst, weil ich kann machen, was ich will. Genauso kannst du ja auch machen, was du willst. Die Frage ist nur, ob du dich auch traust, das zu machen, denn es hat meistens auch Konsequenzen. Ich habe aber immer gemacht, was ich wollte, auch wenn sich Leute darüber aufgeregt haben. Ich glaube, das ist das eigentliche Problem, das er hat, und nicht, dass ich der Mittelpunkt der Erde bin.

Der islamische Glaube sagt dir, wie man ehrenvoll leben soll. Im Interview mit Staiger sagtest du aber, dass das nicht mit deiner Musik zusammengeht. Nach welchem Kodex lebst du denn?
Ich habe mein Leben lang immer nach meinem eigenen Kodex gelebt. Ich bin islamisch aufgewachsen, meine Mama ist mit 18 zum Islam konvertiert, aus Liebe zu meinem Vater und natürlich aus Glaubensgründen, und hat bis zu ihrem Tod dem Islam angehört. Ich habe also einiges, was den Glauben betrifft in meiner Erziehung mitbekommen. Ich habe aber natürlich immer wieder Sachen gemacht, die religiös nicht okay sind. Ich habe Drogen genommen, ich habe geraucht, ich habe mich tätowieren lassen, ich habe außerehelichen Sex gehabt. Das sind alles Dinge, die auch religiös nicht zu vereinbaren wären. Dennoch habe ich immer daran geglaubt, dass der liebe Gott schon weiß, ob man ein guter Mensch ist oder nicht. Das war immer mein Motto.

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Unabhängig von den Taten?
(überlegt) Nein, natürlich abhängig von den Taten. Aber ich meine, dass kein anderer mir sagen kann, ob ich ein guter Mensch bin oder nicht, außer Gott. Ein Stück weit glaube ich auch an das Karma-Prinzip, jetzt nicht, weil ich dem Buddhismus angehöre, aber warum sollte der liebe Gott einem schöne Sachen gönnen, wenn man ein schlechter Mensch ist? Ich glaube, ich wurde mein Leben Lang reich belohnt und habe immer unglaublich schöne Sachen erlebt. Mir wurden schöne Sachen geschenkt, ich bin Musikmillionär geworden, ich bin einer der bekanntesten Menschen in Deutschland geworden. Jeden Tag, wenn ich bete, bedanke ich mich bei Gott, dass ich so schöne Kinder bekommen habe. Ich hatte eine unglaublich liebevolle Mutter, eine grandiose Frau an meiner Seite. Wenn ich so ein schlechter Mensch wäre, warum kriege ich das dann? Das habe ich mir ja nicht gekauft. Vom Schicksal belohnt und geküsst zu werden, kannst du dir nicht kaufen. Dieses Wahrhaftige erfährst du nur, wenn es von alleine kommt.

Deswegen war ich eigentlich schon immer der Meinung, dass ich, egal was ich mache, was meinem Glauben widerspricht, eigentlich eine ganz gute Verbindung zu Gott habe. Nachdem meine Mutter gestorben ist, habe ich mich intensiver mit dem Glauben befasst und bin dadurch wieder auf Dinge gestoßen, die ich mache und eigentlich dem Glauben wegen nicht machen sollte. Deswegen bin ich auch auf das Thema Musik gekommen, dass ich gesagt habe, rein theoretisch wäre es mit dem Glauben nicht vereinbar. Aber was soll man machen, Alter? Das habe ich auch Staiger gesagt, das ist eben unser menschlicher Makel. Gott hat uns so gemacht, wie wir sind und hätte uns Gott perfekt machen wollen, wären wir Engel. Aber wir sind Menschen. Und er ist allvergebend und allverzeihend. Nichtsdestotrotz ist das immer ein Thema, das ich ungern mit Menschen diskutiere. Keiner hat doch was dazu zu sagen. Wir sind alle Gott gegenüber in der Verantwortung. Wir müssen uns Gott gegenüber rechtfertigen, ich muss mich vor sonst niemandem rechtfertigen. Deswegen ist es immer schwierig, mit Menschen über göttliche Angelegenheit zu reden.

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Ich denke, Leute, die nicht gläubig sind, entziehen sich auch gerne der Verantwortung.
Ja, das stimmt auch. Wobei ich auch nicht werten würde, wenn ein anderer Mensch einer anderen Religion angehört oder Menschen, die gar nicht an Gott glauben. Es gibt natürlich nichts Schlimmeres, als nicht an Gott zu glauben. Für die Religion an sich. Das ist auch die einzige Sache, die niemals verziehen werden würde. Aber auch das ist mir persönlich vollkommen egal. Du könntest dich hier mit mir an einen Tisch setzen und sagen: Ich glaube an nichts. Ich würde mir denken: Schade für dich, aber es wäre kein Problem für mich. Ich würde weiterhin mit dir reden. Ich würde das Essen und das Trinken bezahlen, weil ich ein zuvorkommender Mensch bin, ich würde mich verabschieden, in mein Auto steigen und nach Hause fahren. Es wäre kein Problem. Wären die Menschen ein bisschen mehr wie ich, gäbe es weniger Probleme auf der Welt.

Ja?
Hört sich bisschen komisch an von so einem Typen, der so viel Stress macht, wa? Aber so grundlegende Dinge, so wie schwul sein, das ist mir völlig egal. Wenn du mir sagen würdest, dass der Fotograf schwul ist, dann sage ich, ist doch kein Problem, er kann mich trotzdem fotografieren. Es ist egal, was wir alle sind. Obwohl ich auch immer so schlimm eingeschätzt werde. Aber das hat ja nie mit meiner Musik zu tun gehabt. Und da komme ich jetzt wieder auf den Anfang unseres Gespräches, die Musik, die ich gemacht habe und aktuell mache, ist Musik, die ich mag. Und es ist kein Spiegel meines Charakters an sich. Natürlich mag ich Dinge, die ich rappe. Und ich mache auch Dinge, die ich rappe. Aber wenn sich meine Musik stark frauenfeindlich oder vielleicht auch ein bisschen homophob anhört, wenn ich sage „Hey du Schwuchtel“, mag sich das so anhören. Ich als Mensch aber habe noch nie behauptet und würde auch nie behaupten, dass ein Schwuler schlechter als eine Hetero ist, oder ein Buddhist weniger wert als ein Christ ist.

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In der Musik bist du also komplett der Künstler?
Ja. Aber natürlich nicht nur der Künstler, so schizophren bin ich nicht. Man kann natürlich nicht behaupten—so wie ich das mit dem Pullover gemacht habe—„Ich habe damit überhaupt nichts zu tun.“ und auch mit meiner Musik habe ich sehr viel zu tun. Aber meine Musik ist nicht das, was die Leute sagen. Ich bin wegen meiner Musik kein homophober oder frauenverachtender Mensch, auch kein Antisemit. Ich bin gegen Nichts. Ich bin vielleicht nicht für etwas, aber ich bin auf keinen Fall dagegen. Das war immer der Punkt, wenn ich gesagt habe, ich kann mit Schwulsein nichts anfangen, weil…

Du nicht schwul bist?
Ja, weil ich glaube, ich bin hetero. Daraus habe Leuten gemacht, er hat was gegen Schwule. Ich bin auch kein Veganer. Veganer finde ich auch so ein bisschen strange (lacht). Ich würde sogar sagen ein bisschen stranger als Schwule. Mit Schwulsein ist man länger in Kontakt als mit vegan. Für mich sind natürlich auch Vegetarier Spinner. Aber nur für mich persönlich in meinem Kopf, das würde nie zu einem Problem führen. Wenn du nicht an Gott glaubst, bist du für mich auch ein Spinner. Aber das ist ja kein Problem. Ich verstehe nicht, warum das irgendwann so geworden ist und die Leute davon ausgehen, dass ich hier sitze und zu jemandem, der nicht ist wie ich, sage, er soll sich verpissen oder dass ich ihn schlage. Ist mir doch scheißegal, Alter. Auf Wiedersehen. Tschüss.

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Apropos shizophren: Bei Carlo Cokxxx Nutten rappst du als Sonny Black, sonst veröffentlichst du als Bushido. Ziehst du da eine Trennlinie und wo ist die?
Das Lustige ist eigentlich, und ich glaube, es geht vielen meiner Kollegen so, dass man früher einfach Sachen gemacht hat, die eigentlich gar nicht wichtig waren, und heute Leute wie du hier sitzen und ganz seriös danach fragen. Das hört sich natürlich sehr schmeichelhaft an. Plötzlich hat man was, über das man redet und für das sich jemand interessiert, aber wenn die Menschen die Wahrheit kennen würden, würden die denken: Was sind das denn für Idioten? Denn das ist alles nur aus irgendeinem Quatsch heraus entstanden. Das war einfach ein cooler Name. Auch dass ich letztes Jahr mein Album Sonny Black genannt habe, ist durch einen Zufall entstanden. Das Album sollte anders heißen, ich wollte es als Sonny Black herausbringen.

Ich erinnere mich, wegen iTunes hast du den Titel geändert.
Genau, wenn du Bushido-Alben siehst, würdest du niemals das Sonny Black-Album sehen, ich hätte dann keine Zufallskäufer, die sich ein Bushido-Album kaufen wollen und dann zufälligerweise Sonny Black kaufen. Sonny Black würde nicht auftauchen. Dann habe ich gesagt, dann nennen wir eben das Album so.

Wie wolltest du das Sonny Black-Album eigentlich nennen?
Das habe ich noch niemandem verraten, ich habe letztens erst wieder gesagt „Ist doch egal, wie ich es nennen wollte.“ Ich wollte es Aswad nennen. Das ist arabisch und heißt „schwarz“. Hat aber nicht so richtig geklappt. Es ist trotzdem sehr dunkel geworden, aber Carlo Cokxxx Nutten ist auch sehr dunkel geworden. Das war der Ursprungsgedanke, hat dann aber aufgrund des Vetos von der Sony nicht geklappt. Die haben mir das erklärt und ich habe das auch verstanden.

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Du bist ja auch Geschäftsmann.
Ja, natürlich. Dann sind mir die paar CDs ein bisschen wichtiger als der Albumtitel, ich bin da sehr pragmatisch.

Dein Album erscheint am Freitag, den 13. Absicht?
Ja, ich habe gesehen, dass es Freitag, der 13. ist und habe die Veröffentlichung extra darauf gelegt. Ich habe mir überlegt, wann ein guter Zeitpunkt wäre und dann gab es Freitag, den 13. Im Endeffekt ist es egal, aber es ist natürlich auch ein netter Nebeneffekt, da dieser Tag immernoch sehr mystisch ist. Passt natürlich auch und nehme ich gern. Oft gucken Künstler inzwischen, welcher andere Künstler an dem Tag releast.

Klar, das ist schließlich wichtig für die 1.
Genau, die braucht man unbedingt heutzutage. Aber da bin ich zum Glück raus, ich hätte auch Freitag, den 13. genommen, wenn Metallica an dem Tag rauskommt. Okay, gegen ACDC hätte ich nicht gewonnen, die haben in der Woche 250.000 in Deutschland verkauft. Das war schon krass. Ansonsten muss ich mich da vor keinem verstecken. Ich fand’s lustig, dass im Endeffekt an dem Tag jetzt kein anderer kommt.

Na, wegen dir wahrscheinlich.
Ja, vielleicht. Das sagst du jetzt, aber wenn ich das sagen würde, würde Fler wieder sagen, ich sehe mich als Mittelpunkt der Erde. Ich glaube aber schon, dass viele Leute vom 13. weggegangen sind. Fler hatte mir am Telefon ja auch angedroht, dass er auch am 13. veröffentlichen will und wir machen den direkten Vergleich. Ich fand das super. Aber es hat ja leider nicht geklappt, er kommt ja eine Woche vor mir. Ich suche mir wirklich meine Releasdates nach meinem Empfinden und meiner Laune aus. Ich habe mir kurz überlegt, ob ich nicht einfach eine Woche früher rauskommen soll, wenn Fler kommt.

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Das hat doch Kollegah letztes Jahr gemacht.
Das ist voll geil, aber Fler ist ja dann auch wieder abgehauen. Er wollte rauskommen, hat’s verschoben, Kollegah hat seinen Termin verschoben, Fler ist abgehauen und an dem Tag kam dann Majoe raus.

Vielleicht könntet ihr ihn gemeinsam für immer davon abhalten, ein Album zu releasen.
(lacht) Ja, ich würde mich selber auch freuen, obwohl ich natürlich seine Interviews sehr amüsant finde. Ich würde die Musik nur aufgrund seiner Interviews in Kauf nehmen. Aber Fakt ist, auch wenn ich mir das kurz überlegt habe, um ihn zu ärgern, dass ich noch nie in meinem ganzen Leben ein Releasedate verschoben habe. Das finde ich ganz gut. Eko ist ja auch abgehauen, der hat mitbekommen, dass Tokio Hotel an seinem Tag releast, also hat er nach hinten verschoben. Das war ein großer Fehler von ihm, weil an dem neuen Tag Savas und Summer Cem kamen. Im Endeffekt ist es immer ein direkter Vergleich und von diesen dreien hat er den dritten Platz gemacht. Aber gegen Tokio Hotel hätte er gewonnen, in der Woche hätte er die 1 bekommen. Ich habe ihm das auch gesagt. Ich möchte damit jetzt nicht sagen, dass ich der Mittelpunkt der Erde bin, aber auch das habe ich vorher gewusst. Aber Shindy ist ein guter Junge, weil Shindy als einziger von all diesen Leuten auf mich gehört hat.

Du bist ja auch sein Boss.
Ja, aber ich war schon oft der Boss von Leuten, die im Endeffekt selber immer alles besser wussten oder meinten, es besser zu wissen. Er wollte damals auch einen ganz anderen Albumtitel haben. Er kam mit einem ganz anderen Titel und ich habe ihm davon abgeraten. Das war was Französisches, ich kann es bis heute nicht aussprechen, Bien Pensant oder so, das heißt Gutmensch. Ich habe ihm davon krass abgeraten, ich habe gesagt, auf keinen Fall, mach das nicht, mach FVCKB!TCHE$GETMONE¥, übelst geil: Bitches, Money, mehr brauchst du nicht, Alter.

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Und Fuck.
Auch noch.

Warum schreibt ihr das dann aber so komisch? Das hat richtig genervt.
Na, das war dann so ein kleiner Gag von Shindy, weil er gesehen hat, dass Lautschrift in ist. Er hat dann ein bisschen Faxen gemacht, im Endeffekt war das megakompliziert, weil kein Schwanz das schreiben konnte. Man konnte das nur copy-pasten. Auch Amazon und iTunes haben das falsch gemacht. Kopfschmerzen, ich habe dann immer nur noch FBGM geschrieben. Das waren auch Zeichen, die habe ich im Leben noch nie gesehen und die gab es auch auf meiner Tastatur gar nicht.

Es hat ja trotzdem funktioniert.
Du musst es mal so sehen, vor zwei Jahren habe ich noch mit Shindys Mama telefoniert, das war vor „Stress ohne Grund“. Seine Mutter hatte eine Ausbildungsausfallversicherung für ihn abgeschlossen. Als klar war, dass er das Studium auch nicht mehr aufnimmt und nach Berlin zu den Mafiosis kommt, war die Mama natürlich besorgt und hat mit mir geredet und gefragt, ob sie das kündigen soll. Ich habe gesagt: „Gute Dame, ich weiß es nicht. Das einzige, was ich ihnen sagen kann, ist, dass ich versuche, mich gut um ihren Sohn zu kümmern.“ Zack, zwei Jahre später hat er seiner Mutter und seinem Vater eine goldene Schallplatte geschenkt. Das sind Sachen, die machen dir dann Freude. Damit möchte ich mich jetzt nicht loben, das liegt in erster Linie natürlich daran, dass Shindy ein grandioser, begnadeter Künstler ist, großer Musiker und sehr sympathischer Kerl… aber er hört auch auf mich. Das ist ein ganz großer Punkt. Egal, wie gut er wäre, wenn er seine komischen Scheißideen, wie er sich selber sieht und so, durchsetzen würde, wäre das nicht ganz so gut geworden, obwohl er einen gewissen Grunderfolg immer aufgrund seiner Person hätte. Aber so richtig ausgereizt hat er das, weil er auf mich gehört hat. Und das hat er besser gemacht als beispielsweise Eko oder Saad oder wie sie alle hießen, die mit mir Musik gemacht haben.

Okay, eine Frage habe ich noch. Hörst du auch Metal?
Nee, eigentlich nicht. Ich habe früher viel Zeit mit Speed Metal, Death Metal und so verbracht, weil ich mir die ein oder andere Inspiration geholt habe. Ich drücke es mal lieber so aus. Es war eher ein unvermeidliches Übel, es war nicht so, dass ich Metal-Fan bin. Das ist mir wirklich zu anstrengend. Das ist mir zu laut und zu krachig.

Aber früher hast du es gehört?
Ich habe es nicht gehört, weil ich Fan war.

Du hast es tatsächlich nur gehört, um Inspiration zu holen?
Ja.

Okay, danke dir.

Folgt Viola auf Twitter—@ville_vallo

Carlo Cokxxx Nutten 3 erscheint am 13. Februar 2015 bei Ersguterjunge. Holt es euch bei Amazon, iTunes oder Spotify.

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