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Dürfen wir vorstellen: Der Punk Rock Illustrator, der mit Jay Z, Wu-Tang, den Dropkick Murphys und anderen zusammengearbeitet hat

Brian Butler hat für eine ganze Reihe von namhaften Künstlern unglaublich lebendige und detailreiche Illustrationen und Merch-Designs angefertigt.

Ich traf Brian Butler zum ersten Mal auf dem Riot Fest in Chicago. The Cure spielten gerade das Abschlusskonzert des Festivals und während ich so im Matsch vor der Absperrung stand, bemerkte ich diesen Typen links neben mir. Er hatte seine Mütze tief ins Gesicht gezogen und fertigte gerade eine Zeichnung von Robert Smith auf einem Skizzenblock an. Da ich selber Illustratorin bin, war mein Interesse sofort geweckt. Ich machte neben mir etwas Platz, damit er sich zu mir gesellen konnte. Als ich wieder einen Blick auf seinen Block warf, sah ich unter Robert Smith eine Comicversion von mir. Butler war offensichtlich gerade dabei, eine Konzertcollage zusammenzustellen. Sein Skizzenblock war voll mit Zeichnungen des ganzen Festivals. Als sich der Auftritt von The Cure dem Ende neigte, hatte er es geschafft, alles und jeden um ihn herum auf einem einzigen Blatt Papier einzufangen – wie eine Art Superfotograf.

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Auf amerikanischen Festivals ist Butler kein unbekanntes Gesicht. Man sieht ihn dort öfters mit Skizzenblock und Filzstift in der Hand. Unter dem Namen The Upper Hand Art fängt Butler – ein Kunsthochschulabsolvent aus der Region Boston, der momentan in Miami lebt – im ganzen Land Konzerte jeder Größenordnung ein. "Bei einer Veranstaltung gibt es Dinge, die mit einer Zeichnung dargestellt werden können, aber mit einem Foto nicht", sagt er mir am Telefon einige Monate nach unserer ersten Begegnung. "Wenn ich einen Haufen Künstler auf ein paar Seiten quetsche, das dann noch mit den Gesprächsfetzen, die ich um mich herum aufschnappe, und ein paar Menschen aus dem Publikum, die besonders abgehen oder durchdrehen, ausschmücke, bekommt das Ganze schon den Charakter einer Erzählung oder eines Comics."

Nicht, dass ich bei The Cure ausgerastet oder anderweitig durchgedreht wäre (OK, vielleicht sind ein paar Tränen geflossen) – Butler versucht einfach nur den Bands, die er vergöttert, und den Menschen im Publikum, die sein Gefühl teilen, gleichermaßen gerecht zu werden "Ich versuche die Energie einzufangen", fasst er seinen Ansatz zusammen.

Seit Jahren schon trägt Butler einen Skizzenblock mit sich herum. Während seines Studiums wurde dieser zu einer Art Tagebuch. Mit der Zeit fand er aber immer mehr Gefallen daran, seinen Block vor allem zu Konzerten mittzunehmen. "Ich habe das letzte Jahr wohl damit verbracht, herauszufinden, ob ich mich eher als Künstler oder als Berichterstatter sehe", sagt er. "Welchen Platz nehme ich in diesen Randbezirken genau ein? Mit den Konzertzeichnungen bin ich zwar schon in der Kunstszene beheimatet, aber eben auch in der Musikszene."

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Auch wenn The Upper Hand Art, unter dem seine verschiedenen Kunstprojekte versammelt sind, schon seit fast einer Dekade existiert (diesen Sommer feiert die Seite ihr zehnjähriges Bestehen), entstand Show Drawn (Butlers Konzertzeichnungen) erst vor etwas über einem Jahr beim SXSW. "Die Zeichnungen von den Konzerten sind auch ein Versuch, den ganzen Menschen etwas entgegenzuhalten, die bei Shows ihre Handys zücken", erklärt er. "Ich glaube, ich fände es schlimmer, jemanden neben mir die ganze Zeit sein Handy hochhalten zu sehen, als irgendeinen Spinner, der die ganze Zeit zeichnet. Wenn die Leute merken, dass ich dort zeichne, dann finden sie das in der Regel ziemlich cool."

Unter den ganzen Bands, die auf Butlers Illustrationen stehen, finden sich auch Künstler wie Jay Z, Mötley Crüe, The Police, Wu-Tang Clan, Big D and the Kids Table, die Dropkick Murphys und die Mighty Mighty Bosstones – sie alle haben seine Illustrationen schon für Tour-Merch verwendet. "Als ich noch an der Kunsthochschule war, arbeitete ich auf freiberuflicher Basis für diese Merchandise-Firma", erzählt Butler. "The Police war mein Test-Shirt. Die fragten mich, ob ich nicht Bock habe, mich an einem Shirt-Design für Police zu versuchen und ich habe natürlich sofort zugesagt."

Butler entwarf ein T-Shirt für ein Police-Konzert, das abseits von einer Tour stattfand, und das kam so gut an, dass er gebeten wurde, ein T-Shirt für ein zweites Konzert zu designen. Dann trat HOV an ihn heran. "Die Firma fragte mich, ob ich ein paar Ideen für Jay Z habe, also machte ich ihnen ein paar Vorschläge und ein paar davon wurden dann für die Heart of the City Tour verwendet", erzählt er. "Am Ende habe ich dann einen Gehaltscheck von Jay Z bekommen – das war ziemlich cool."

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Über die gleiche Firma machte Butler dann auch noch T-Shirts für Mötley Crüe und den Wu-Tang Clan, mit denen er während der 8 Diagrams-Ära zusammenarbeitete. "Ich glaube, dass der Titel von The 8 Diagram Pole Fighter [Der Todesstab des Shaolin], einem Kung Fu-Film, inspiriert war", so Butler. "Also bin ich in Boston nach China Town gegangen und habe mir dort eine Schwarzmarktkopie von dem Film geholt. Ich habe dann Screenshots davon genommen und daraus abgefahrene Illustrationen und ein paar Photoshop-Collagen gemacht."

Sein erster Merchandise-Auftrag überhaupt war allerdings für Big D and the Kids Table, durch die dann Bands wie die Dropkick Murphys und die Mighty Mighty Bosstones an ihn herantraten. "Das erste T-Shirt, das ich für Big D and the Kids Table entworfen habe, haben sie mit auf ihre Europatour genommen", erinnert sich Butler. "Ich dachte mir, dass ich es jetzt richtig geschafft hatte: Mein Artwork tourte immerhin durch Europa. Rückblickend ist mir das Shirt-Design ziemlich peinlich."

Butler entwarf außerdem noch T-Shirts für Pearl Jam, Alice in Chains und Cheech and Chong, die allerdings alle nicht genommen wurde. "Ich schätze mal, dass die ihnen einfach nicht stonermäßig genug waren", sagt er lachend.

Vielleicht hat Butlers Arbeit Cheech and Chong und den Grunge-Ikonen der 90er nicht so gut gefallen, Pharrell dafür aber um so mehr. "Ein Kumpel in Miami, der mit Pharrell zusammenarbeitet, fragte mich, ob ich was für seine From One Hand to anOther Kampagne was machen könnte", erzählt er. "Ich entwarf also diesen flächendeckenden Druck für einen Jutebeutel. Pharrell verkaufte sie beim ShaggFest in Virginia Beach und die Einnahmen gingen an unterprivilegierte Kinder."

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Neben den ganzen Merchandise-Designs hat Butler auch noch Flyer für Peaches illustriert und mit Little Dragon zusammen ein Comicbuch im Auftrag von Tumblr gemacht. Das brachte ihn dann wiederum zu Outkasts #ATLast Festival in Atlanta und dem Governor's Ball in New York City. Außerdem hat er noch das Albumartwork für Coral Morphologic gezeichnet und in der Vergangenheit für Vans und Absolut Peppar gearbeitet.

Für die Zukunft hofft Butler, eines Tages Slipknot oder Mindless Self Indulgence zu zeichnen. "Ich würde auch gerne das Gathering of Juggalos illustrieren oder in eine Zeitmaschine steigen und Dinge zeichnen, die für mich einen nostalgischen Wert haben – wie die Warped Tours, die ich besucht habe. Illustrationen waren immer meine Art, einen Beitrag zur Musik zu leisten, da ich wirklich ziemlich schlecht darin bin, irgendwelche Instrumente zu spielen."

Mehr von Brian Butler gibt es bei Twitter und Instagram – @UpperHandArt

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