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„Bored To Death“—Blink-182 sind mit Taylor-Swift-Melodien zurück

Wir lieben Blink 182 und Alkaline Trio und finden Angels and Airwaves langweilig. Also warum zur Hölle vermissen wir beim Hören von „Bored To Death“ doch wieder Tom Delonge?

Wir geben es offen zu, bei Blink 182 können wir nicht objektiv bleiben. Erwartet ja auch keiner, oder? Zu sehr hat uns diese Band in der Pubertät begleitet, zu manisch haben wir uns ihre Musikvideos auf VIVA und MTV angeguckt, zu oft liefen sie beim Skaten im Player. Wir sind nunmal verklärende Nostalgiker, deswegen können wir Blink 182 niemals hassen. Selbst dann nicht, wenn sie sich wieder mal zerstreiten und Tom Delonge jetzt auf Solopfaden in Büchern über Außerirdische fantasiert.

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Dann hieß es, dass Matt Skiba von Alkaline Trio jetzt Tom bei Blink 182 ersetzen sollte. Könnte gut klappen, wir lieben seine Stimme und er hat oft genug bewiesen, dass er mitreißende Pop-Punk-Nummern schreiben kann. Das neue Blink-182-Album kann also nur ein Meisterwerk werden, oder?

Jetzt ist der erste Song da, „Bored To Death“ heißt er und er ist … erschreckend nichtssagend. Die großen Gefühle des akustischen Wiedersehens bleiben aus. Dabei fängt der Song sehr änlich wie „Feeling This“ im Jahr 2003 mit einem verphaserten Drumintro an, aber anstatt wie damals direkt in den Arsch zu treten, werden Seiten gezupft und Mark Hoppus singt verträumt sinnlose Texte: „Rescuing a nightmare from a dream / The voices in my head are always screaming / But none of this means anything to me.“ Ja, Mark, solche beliebigen Emopunk-Zeilen bedeuten uns leider auch nichts mehr. Fühlen wird nicht, obwohl wir auch mal 17 Jahre alt waren und damit auf dem traurigen Höhepunkt des Emo-Daseins.

Der Refrain setzt mit einem Knall ein: kraftvolle Gitarren, Taylor-Swift-Gesangsmelodien—aber wieder alles nur in Midtempo und routiniert arrangierter Moll-Melancholie. Danach geht es sofort in die zweite Strophe, in der jetzt Matt Skiba den Gesang übernimmt. Geständnis: Das haben wir beim ersten Hören überhört. Kann daran liegen, dass wir zu sehr damit beschäftigt waren, auf Travis Barkers verdammt gutes Drumming zu hören. Der liefert wieder ab wie ein pflichtbewusster DHL-Bote.

Skibas Stimme ähnelt der von Hoppus eben viel eher, als es das immer liebenswürdig schiefe Quäken eines Tom Delonge getan hat. Und gerade dieser Widerspruch zu Hoppus' warmen Gesang machte die Spannung dieser Band aus und wird ihre Songs für immer von anderen Pop-Punk-Bands abheben. Das fehlt jetzt. Beim zweiten Durchlauf achten wir bewusst auf Skibas Stimme und wundern uns, wie wir das überhören konnten. Denn Skiba legt sich gekonnt emotional in die schmerzerfüllten Zeilen. Aber, wollen wir das denn beim einem Blink-Song?

Es folgen viele „Oh’s“, weitere Nonsenssätze und sogar Geigen, die einen letzter epochaler Refrain ankündigen. Dann ein letztes Ge-„Oh“-e und das war es. Wir bleiben enttäuscht zurück. Vielleicht haben wir einfach zu viel erwartet. Weil wir eben hängengeblieben sind. In einer Zeit, in der Blink noch nackt durch die Stadt rannten und auch an ihren Instrumenten eine schnellere Gangart an den Tag legten. Als sie sich noch nicht wie selbstbemitleidende Familienväter, sondern wie sexgeile Spätpubertierende anhörten. Der Zahn der Zeit zerkaut eben auch Dur-Tonleitern und verwandelt Pop-Punker in professionelle Dad-Rocker.

Oder wir überinterpretieren das alles und der Song ist die Ausnahme auf einem sonst vor Energie strotzendem Album. Das wird am 01. Juni erscheinen und California heißen. Falls das alles doch nichts wird: Hey Sum 41, ihr seid am Zug.