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BLACK F∆G: Die schwule Black-Flag-Tribute-Band

Hätten sich Black Flag jemals aufgelöst, wenn sie soviel Spaß auf der Bühne gehabt hätten wie Black Fag?

Liberace Morris und seine Bandkollegen Greg Streisand, Cher Dykeowski, Robo Simmons, Bugger, Raymond Pettiboner und Joe CarGucci sind zusammen die weltbeste (und einzige?) schwule Black-Flag-Tribute-Band namens—wait for it—BLACK F∆G! Verkleidet wie schwule Ikonen, wie Dorothy aus Der Zauberer von Oz und Lloyd Lee aus Entourage, sind sie eine getreue Nachfolge für Black Flag und geben der Backlist der Band einen Fäuste-anregenden, geschmacklosen Neuanstrich, ein bisschen wie Queer Eye für Hardcore-Typen. Da es unmöglich ist, bei dem Gedanken daran nicht anzufangen wie ein Schulmädchen zu kichern, musste ich mich mit Liberace in Kontakt setzen, um mit ihm darüber zu reden, was ihn dazu gebracht hat, damit anzufangen.

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Noisey: Hey Liberace, gib mir doch eine kurze Beschreibung von BLACK F∆G. Wie hast du diese fabelhafte Idee gehabt?
Liberace: Ich war eines Nachts in einer lustigen Stimmung und sang zu einer Black-Flag-Mix-CD mit einem Lispeln und da bemerkte ich, dass nur durch das Lisplen der Lyrics der Kontext aller Songs komplett verändert wurde und das ganze Image von Black Flag auf den Kopf gestellt wurde. Alle Texte über Depression, Wut und Frustration wurden plötzlich zu zickigen Jammerliedern. Ich habe das auch mit anderen Bands versucht wie Minor Threat und den Misfits, aber seltsamerweise funktioniert das NUR bei Black Flag. Versuch es selbst, du wirst sehen!

Dann hat sich die Idee langsam weiterentwickelt, bis wir eine schwule Black-Flag-Tribute-Band zusammenstellten, die sich auch umgehend benannte, komplett mit Charakteren, Kostümen und Comedy. Aber es schien so viel Arbeit, es richtig zu machen, also existierte erstmal nur die Idee. Doch jedes Mal, wenn ich die Idee jemandem erzählte, war er begeistert, deswegen entschied ich irgendwann, es ist zu witzig, um es NICHT zu tun. Und jetzt sind wir hier.

Wow, du hast recht. Ich kann nicht glauben, dass ich vorher noch nicht darauf gekommen bin. Hat Black Fag deine Sexualität überhaupt beeinflusst?
Wie wir alle wissen, ist niemand schwul geboren; man wird einfach so, wenn man zu viel Spongebob guckt. Aber hoffentlich wird uns eines Tages Focus on the Family als genauso große Gefahr für die Menschheit sehen wir Ernie and Bert.

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Ich wusste das nie, ich bin offensichtlich von der ganzen liberalen Propaganda geblendet worden. Ist es möglich, Schwulsein wegzubeten, so wie es uns die evangelischen Christen erzählen?
Du kannst versuchen, das Schwulsein wegzubeten, aber ich werde dich eventuell in einer Klokabine am Flughafen finden.

Habt ihr auch eigenes Material oder seid ihr zufrieden damit, weiterhin Black-Flag-Cover zu lispeln?
Wir bleiben erstmal bei den Coverversionen. Wenn wir Originale spielen würden, würden ja die humorlosen Hardcore-Typen nicht mehr so viel weinen. Also wo bleibt da der Spaß an der Sache?

Da hast du Recht. Wie war die Reaktion bis jetzt von den Hardcore-Fans?
Tatsächlich lieben uns die meisten. Wenn ich ein paar Namen nennen darf, Adam von Youth Brigade und Jack von TSOL sagten sogar, dass wir die Songs besser spielen, als es Black Flag jemals tat. Es gibt ein paar Leute auf den Konzerten, die uns anspucken, beschimpfen und Bier auf uns schmeißen, aber bei Punkrock ist es manchmal schwer zu unterscheiden, ob das nun ein Zeichen von Aggression oder Zuneigung ist.

Unser Publikum ist größtenteils positiv eingestellt zu Schwulen und die paar Homophoben, die auf unserer Show landen, gehen immer angepisst. Wenn wir hören, wie ein Depp schreit „Ihr ruiniert Black Flag!", ist das die wundervollste Sensation … so wie der erste Schluck Kokosnusswasser nach einem zweistündigen Pilates-Kurs.

Wie sieht es mit Black Flag selbst aus? Hat euch schon jemand kontaktiert?

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Keith Morris hat unsere CD „ awesome/hilarious" genannt. Das war natürlich awesome/awesome zu hören. Und wir haben letztens eine Show mit The Chuck Dukowski Sextet gespielt. Chuck war also das erste Black-Flag-Mitglied, das uns je live gesehen hat, und er hatte nach der Show wirklich nette Worte für uns. Meine Lieblingsreaktion bis jetzt war jedoch die von Ron Reyes, der uns schrieb, dass wenn Black Flag jemals so viel Spaß mit den Songs gehabt hätten, wie wir es haben, er die Band nie verlassen hätte.

Hat es Henry Rollins in seinem Alter immer noch drauf … würdest du?
Henry ist definitiv ein traumhafter Silberfuchs in diesen Tagen. Seine durchdringenden Augen, sein würdevolles Altern und seine ausgesprochenen liberalen Ansichten—er ist wie der Alec Baldwin des Punkrocks! Wenn er zustimmen würde, auf der Bühne mit uns in einem Fummel zu singen, würden wir uns mit einer sehr langen Liste sexueller Gefallen verschulden, oder wenigstens eine sinnliche Massage und ein paar Lachshäppchen.

Wir haben Henry einmal angefragt, ob er mit uns singen würde, aber wir haben ihm nicht die körperlichen Bezahlung (oder die Häppchen) vorgeschlagen, also ist es kein Wunder, dass er abgelehnt hat. Wir versprechen aber, es weiterhin zu versuchen.

Er wäre blöd, dazu Nein zu sagen. Okay, also Hank ist noch attraktiv. Aber denkt mal zurück an die Hardcore-Blütezeit in den 80ern—wer war der absolute Traumtyp?
Es gibt so viele oberkörperfreie, glatzköpfige, verschwitzte Hardcore-Legenden, die man anhimmeln könnte, aber mein größter Schwarm war wahrscheinlich Brian, der Typ aus Another State of Mind, der erklärt hat, wie man slamt. Er hatte nicht nur diesen „Frag nicht, sag nichts"-Militärlook, er verstand auch definitiv die Magie des TANZENS!

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Guter Punkt. Ich vermute mal, du hast einen recht guten Schwulen-Radar—was meinst du, wer hat sich nicht geoutet?
Ich weiß nicht genau, ob HR zählt oder ob er einfach als komplett Verrückter gilt. Außerhalb der Punkszene würde ich sagen, dass fast jeder registrierte Republikaner verdächtig ist.

Sehr kontovers! Die originale Hardcore-Szene hat gegen Reagan gerockt, für was kämpfen Black Fag?
Zuerst einmal lässt die aktuelle Menge von Republikanern in diesem Land Ronald Reagan wie Rachel Maddow aussehen. Und ich rede nicht nur von der Frisur.

Aus irgendeinem Grund sind wir eher liebende Personen als Kämpfernaturen, aber wir sprechen uns gerne für LGBT-Gleichheit aus, wann immer wir denken, dass jemand zuhört. 10% unserer CD-Einnahmen gehen an verschiedene Schwulen-und-Lesben-bezogene Wohltätigkeiten und ab und zu lassen wir das auch auf unseren Shows oder auf unserer Facebookseite raus. Bei uns geht es mehr um Entertainment als um Politik, aber wegen unseres politisch unkorrekten Bandnamens und unseres Gebrauchs von Stereotypen, versuchen wir wenigstens klarzustellen, dass unsere Herzen am rechten Fleck sitzen.

Ja, ich kann mir vorstellen, dass euer Name eine kleine Kontroverse ausgelöst hat—wer ist also schlimmer, die Homophoben oder die witzlosen ultraliberalen Typen, die keinen Spaß verstehen?
Unser Raison d' être ist es, beide anzupissen. Die Polizei für politische Korrektheit ist aber weniger lustig, weil sie normalerweise nicht so dumm ist, aber wenn man sie in eine ernsthafte Diskussion über Humor und die Echtheit unseres Tuns verstrickt, neigen sie dazu, von einem sehr beschränkten Schwarz-Weiß-Standpunkt zu argumentieren. Ein Grund, warum wir das hier tun ist, ihre Regeln in Frage zu stellen.

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Der Stereotyp, den wir am meisten bedienen, ist unbeschwert und fröhlich, in der Art „Haha, schwule Typen stehen auf Fashion und Gossip!" Ist das wirklich so beleidigend und verletzend? Wenn wir Klischees bedienen würden, dass Schwule AIDS haben oder pädophil sind, wäre es schrecklich und verstörend. Aber ein dicker, fetter Typ in einem Dorothy-Kleid, der ein Gitarrensolo zu „Jealous Again" hinlegt? Das ist einfach in jeder Hinsicht lustig.

Denis Leary wurde in einem Interview mal über Michael Richards berühmten Gebrauch des N-Wortes gefragt und er sagte, wenn ein Comedian sich in so einem Bereich bewegt, dann ist es wie mit Kettensägen zu jonglieren. Es ist unglaublich, wenn man es gut macht, aber tragisch, wenn es falsch gemacht wird. Deswegen versuchen wir auf jeder Show unser Bestes zu geben, unsere Kettensägen zu jonglieren und unsere Glieder (und Capezios!) intakt zu halten.

Sehr schön gesagt. Danke, Liberace und viel Glück für eure Capezios!

@slandr

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