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Interviews

Big Freedia bounct dich in den siebten Twerking-Himmel

Vergesst Miley Cyrus: Der Gender-bending HipHop-Künstler hält den Weltrekord im Twerken und erklärt uns, was Bounce ist.

Vergesst Miley Cyrus: Keiner wackelt mit dem Arsch so gut wie Big Freedia, die Queen of Bounce. Der gender-bending Hip-Hop-Künstler aus New Orleans ist in den USA die Nummer eins, wenn es um Bounce geht. Schließlich hat er schon von klein auf angefangen und das Genre entscheidend mitgeprägt. Die brachialen Beats seiner Songs sind wie Schläge in die Magengrube, sie zwingen dich in die Knie—und das ist genau, wo Freedia dich haben will. Live beobachten konnte man das am letzten Samstag bei seinem einzigen Deutschlandkonzert in der Berghain Kantine in Berlin. In der ausverkauften Location twerkte das Publikum bis sechs Uhr morgens zu Songs wie Mo Azz und Y'all Get Back Now. Wir haben Freedia zum Interview in Berlin getroffen. Außer seinen Tourmanagern brachte er gleich ein ganzes Kamerateam mit, denn die Bounce-Legende wird rund um die Uhr für ihre eigene Reality-Show gefilmt. Wir sprachen mit ihm über seinen Guiness-Buch-Rekord, Ärsche und seine kommende Autobiografie.

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Noisey: Bounce-Musik ist gerade ziemlich angesagt. Du bist schon lange im Business. Wie hat das alles angefangen?
Big Freedia: Ich habe Musik gemacht, da war ich noch ein Kind. Meine Mama hat mich nach der Sonntagsschule immer zum Gospelsingen gebracht. Mit dem Bounce fing das dann Ende der 90er bei mir an, als meine Freundin Katey Red nach Background-Tänzern und -Sängern suchte. Sie war damals die erste Transgender-Performerin, die Bounce gemacht hat. Zwei Jahre später habe ich dann erste Solo-Projekte gestartet.

Bounce ist in Europa definitiv noch in den Kinderschuhen. Wie würdest du deinen Stil für Leute beschreiben, die damit gar nichts anfangen können?
Schnell, fetter Bass, Call-and-Response. Nimm zum Beispiel eine meiner Lines: I got that gin in my system. Die Crowd würde dann zurückrufen: Somebody's gonna be my victim! Und natürlich hat das Ganze viel mit Arschwackeln zu tun.

Und spätestens seit Miley Cyrus' VMA-Performance 2013 wissen alle, was Twerking ist. YouTube ist voll von wackelnden Ärschen. Du bist nicht so ganz glücklich damit, wie der Tanzstil bekannt geworden ist.
Na ja, ich find's schon gut, dass das so viele Leute erreicht hat. Aber es muss dahin zurückkommen, wo es angefangen hat. Das ist nun mal New Orleans-Kultur und das sollte man auch so labeln. Wir haben hier schon die ganze Zeit getwerkt.

Du hältst sogar den Guinness-Buch-Rekord im Twerken.
Zwei sogar. Einmal in New York und einmal in New Orleans. New Orleans war noch größer, über 400 Leute haben gleichzeitig mit dem Hintern geshaked. Das war ein Record Breaking Booty Shaking!

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Als du gerade mit der Musik angefangen hast, war an Rekorde noch nicht zudenken. Wie akzeptiert war Bounce damals, Ende der 90er?
Wir reden hier von einer Musik, die fast 20 Jahre lang underground war. Mittlerweile hören das ja auch andere Leute als früher. Aber die waren schon erstmal schockiert, dass ein großer schwuler Mann auf die Bühne kommt und Bounce-Musik macht.

Du hast vorhin erwähnt, dass du als Kind im Gospel-Chor gesungen hast. Das hatte anscheinend großen Einfluss auf deine Musik: Call-and-Response, wiederkehrende Rhythmen … Was zählst du noch zu den Einflüssen, die dich geprägt haben?
Es ist schon prägend, als Kind mit einer Mutter aufzuwachsen, die dich an die ganzen Klassiker heranführt. Wenn wir samstags zusammen aufgeräumt haben, lief immer Aretha Franklin, Patti LaBelle, Michael Jackson, James Brown…

Vor fast einem Jahr ist deine Mutter gestorben. Sie hat viel Einfluss auf dich und deine Musik gehabt.
Das letzte Album Just Be Free war ihr gewidmet, die Tour auch. Ihre letzten Tage waren echt nicht einfach, auch für mich nicht. Und als sie dann erlöst wurde, war ich irgendwie erleichtert. Ich möchte meiner Mama mit meiner Musik ein Denkmal setzen.

In Europa wissen das erst wenige, aber du hast eine eigene Reality-Show bei Fuse TV: Big Freedia: Queen of Bounce. Deswegen auch die ganzen Kameras hier. Ich habe mir die ersten zwei Staffeln angeschaut und—wow. Leute hier sollten echt anfangen, das zu anzuschauen.
Es ist schon genial, so eine Plattform zu haben. Du erreichst damit echt viele Leute. Und es macht verdammt viel Spaß, auch wenn es manchmal hart am Limit ist. Ich meine, da ist nichts gestellt. Es gibt viel Drama und viele Emotionen, jeder um mich herum nimmt daran teil, meine Familie, mein Boyfriend. Es ist eine echte Gefühlsachterbahn. Und ob du es glaubst oder nicht, ich vergesse die Kameras nach einer Weile. Wie jetzt gerade, ich merke gar nicht, dass die hier sind. Wir filmen gerade für die dritte Staffel, die am 1. April beginnt.

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Außerdem schreibst du auch gerade ein Buch, das dieses Jahr erscheint.
Nicht nur ein Buch, sondern meine Memoiren: Big Freedia: God Save the Queen Diva. Das kommt bei Gallery Books raus. Oh mein Gott, das ist voll von juicy details. Also wenn du meine Geschichte vom kleinen schwulen Baptisten-Jungen bis zur Queen of Bounce lesen willst—hol dir das Buch. (lacht)

Also ein Buch, eine neue Fernsehstaffel, dazu machst du auch noch einen Track zusammen mit Diplo. Klingt, als wärst du ziemlich beschäftigt. Was hören wir 2015 noch von der Queen Diva?
Es wird auf jeden Fall ein neues Album geben und neue Videos. Macht euch bereit für eine ganz neue Freedia! Du kannst echt gespannt sein. Das hast du noch nicht gehört.

Hast du eine Message an deine deutschsprachigen Fans?
Habt Spaß, macht euch locker und lasst eure Ärsche wackeln!

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