FYI.

This story is over 5 years old.

Features

Aus der Asche von The Mars Volta erheben sich eine großartige Band und eine beschissene Band

Scheißsongs bleiben scheiße, egal in welcher Reihenfolge, egal bei welcher Temperatur und egal wie gut die Akustik des Raumes ist.

An einem Wochenende, das voraussichtlich als das heißeste ever in die Geschichte der USA eingehen wird, spielte Zavalaz vor einem fast ausverkauften Publikum in Santa Ana, Kalifornien. Die große Anziehungskraft, die jeder Flyer und Facebook-Post entwickelte, ging einzig auf die Beteiligung von Cedric Bixler-Zavala zurück. Der schreiende Typ mit dem voluminösen Haar, der das letzte Jahrzehnt damit verbrachte, Alben mit unaussprechlichen Titeln für The Mars Volta zu produzieren. Das Jahrzehnt davor verbrachte er ähnlich, nur nicht mit the Mars Volta sondern mit At The Drive-In—und die Albumtitel waren etwas unkomplizierter.

Anzeige

„Macht die Klimaanlage an!", schrie eine Frau aus dem Publikum nach dem ersten Song, aber alle auf der Bühne waren auf den wichtigsten Künstler konzentriert. Nach der Performance des ersten Songs, der eher in eine Bar gehörte, da er uninspiriert, mittelschnell und definitiv nicht tiefgehend war und sich im Ganzen anhörte wie Rob Halford. Aber das störte die junge Frau nicht und sie beschwerte sich weiter.

„Es ist verdammt heiß!", schrie sie.

„Sorry Jungs", kam von Zavala und das waren die ersten Worte, die er überhaupt zum Publikum sprach. „Du kommst zu einem Veranstaltungsort und machst einen Soundcheck und wenn dann das Publikum in der Halle ist, hört sich sowieso alles anders an. Dazu diese rieseigen Vorhänge, die sollten definitiv abgehangen werden, wenn Bands auftreten. Es sieht aus, als wäre beim designen des Saals definitiv an der Liebe zum Detail gespart worden."

Um 22 Uhr abends wurde gemunkelt, dass es in der Halle 46 Grad warm war. Es scherte sich niemand mehr um die Vorhänge, die Menschen ertrugen die Hitze, aber auch nur, weil sie die alten Bands von Zavala so sehr liebten. Ehrlich gesagt, Zavala hätte in der Carnegie Hall spielen können und es hätte nicht geholfen. Scheiß Songs bleiben scheiße, egal in welcher Reihenfolge, egal bei welcher Temperatur und egal wie gut die Akustik des Raumes ist.

Zwei Tage zuvor spielte der andere kreative Kopf von At the Drive-In und The Mars Voltas, Omar Rodriguez-Lopez, mit seiner Band Bosnian Rainbows als Headliner in derselben Halle. Nun, technisch gesehen in derselben Halle, allerdings beherbergt Santa Anas The Observatory zwei getrennte Bühnen, einen 350 Menschen Club, der The Constellation Room heißt, wo Zavala gespielt hatte und die viel größere Hauptbühne in der Platz für 1000 Menschen ist. Hier traten Bosnian Rainbows auf. Zavala füllte gerade mal knapp die kleine Halle, bei Bosnian Rainbows sah die Halle dann so aus:

Anzeige

Das Konzert der Bosnian Rainbows war nicht annähernd ausverkauft, sie schafften es gerade mal ein Drittel der Karten zu verkaufen, die für den Raum vorgesehen waren. Unabhängig von dem tatsächlichen Ticketverkauf, hatten Bosnian Rainbows definitiv höhere Erwartungen an sich selbst gestellt. Sie hatten zuvor darauf geachtet, dass sie in den Medien präsent waren und außerdem hatten sie gerade in Debütalbum auf den Markt gebracht. Der Untergang von The Mars Volta macht allerdings klar, dass es egal war wie unsympathisch Omar Rodriguez-Lopez sich in den letzten Jahren verhalten hat, denn aus seiner Karriere konnte er eins mitnehmen: Talent ist nicht davon abhängig wie viele Leute dich mögen.

Jetzt, wo beide ihre bekannten Projekte aufgegeben hatten, konnte keiner der beiden Künstler auch nur halb so viele Leute begeistern, wie das Observatory füllen würden, eine Halle die bereits von Acts wie Devendra, Banhart, Limp Bizkit und Riff Raff gefüllt wird. Ein weitere Wahrheit der sich die zwei Herren bewusst wurden, die vor einem guten Jahr noch zusammen mit Coachella aufgetreten sind. Spätestens jetzt sollten sie merken, dass sie nicht einfach zurück zu den At The Drive-Ins oder the Mars Volta Zeiten anknüpfen konnten.

Die Trennung von At The Drive-In an dem Höhepunkt ihrer Karriere, war für alle die der Band nahstanden, ein Schock. Mit der Veröffentlichung von Relationship Of Command im Jahr 2000 dachten alle, diese Band wäre die neue große Sache. „One-Armed Scissor" wurde regelmäßig auf MTV und bei Radiosendern rauf und runter gespielt und die Band tourte mit Rage Against the Machine, sodass sie als gleichgesinnte Aktivisten-Künstler gesehen wurden. Darüber hinaus war die Band für ihre „kein Moshpit"- Politik bekannt, womit sie ihre Fans zum Tanzen ermutigten und selbst mit besten Beispiel vorangingen, teilweise wurden die Tanzeinlagen von Rodriguez-Lopez und Bixler-Zavala genauso in den Himmel gelobt wie ihre Songs. Sag mir jetzt, dass hier nicht etwas spezielles und irgendwie verrücktes vor sich geht:

Anzeige

Vielleicht war das nur ein Zufall? Nein, das war die Band tagein tagaus. Der gleiche Song auf Jools Holland mit ein bisschen Kontext von Zane Lowe:

AtDI wurde nur wenige Monate später aufgelöst, der Drogenkonsum von Rodriguez-Lopez und Bixler-Zavala spielte beim Untergang der Band definitiv eine große Rolle. Aber der Hype der um sie gemacht wurde, war mitschuld an dem Debakel. Und das, obwohl YouTube noch nicht auf dem Markt war. Stellt euch vor YouTube hätte bereits existiert und das die Letterman Perfomance der beiden im Web online wäre? Die Jungs wären explodiert wie Arcade Fire oder Odd Future.

Aber das Ende von At the Drive-In schildert die Band nicht als Ganzes. Seit Jahren wuchsen sie vom Untergrund hoch zur Legende, während sie unermüdlich um die Welt tourten und von knappen Budgets lebten. Ihre Alben wurden mit weniger Geld produziert, als die Band für eine einzige Gitarre ausgab. Aber wenn man die Flammen so ausschlagen sah, machte es Sinn, noch einmal darüber nachzudenken, wie es begann. Omar Rodriguez-Lopez zu Mojo im Jahr 2005:

„Alles was ich tat, war Heroin zu nehmen. Das war alles, was ich tat. Ich verkaufte meine Gitarre. Ich verkaufte alles. Ich rief Cedric an, weinend, wollte nach Hause kommen. So kam ich zu At the Drive-In. Aber in El Paso ist es einfach sich alles was man will, sehr schnell zu besorgen. Ich dachte, ich hätte alles unter Kontrolle, aber im Nachhinein habe ich sehr viel Scheiße fabriziert, vor allem mit den Menschen die mich umgeben haben. Aber zu sehen, wie sehr es Jeremy mitnahm, änderte meine Sichtweise auf die ganze Situation."

Anzeige

Jeremy Ward, ihr Bandkollege bei the Mars Volta starb an einer Überdosis Heroin einen Monat bevor ihr Debüt De-Loused in dem Comatorium veröffentlicht wurde. Er war 27. Beide Cedric und Omar haben es geschafft mit den Drogen aufzuhören und versuchten niemals an diese Zeit zurückzudenken, aber dieser Teil ihres Lebens hat sie bereits einen guten Freund und alle anderen eine der besten Bands dieser Zeit gekostet.

In diesen Tagen nimmt Omar Rodriguez-Lopez die Schuld für alles auf sich, seine eigene und die von den anderen, inklusive der Auflösung seiner beiden früheren Bands. „Soweit es um die kreative Arbeit ging, war es im Ganzen bereits beendetes Business", sagte er The Skinny im Jahr 2010, „das ist es, warum ich die Band aufgelöst habe! Nun, Gott sei dank, beschissene 10 Jahre später, besitzen wir alle keinen Neid und wir sind alle cool damit."

Aber die Santa Ana Shows sprachen etwas in der Bandbeziehung zwischen den einzelnen Bandmitgliedern an. Wie nicht anders von den Namen Rodriguez-Lopez und Zavala erwartet, kommen beide Omar und Cedric aus Lateinamerika und Santa Ana verfügt über eine Bevölkerung von mehr als 324.000, davon sind 78 % Lateinamerikaner und 2/3 der Haushalte dort sprechen Spanisch zu Hause. Nicht in der Lage zu sein, an diesem Ort zu sein kann man definitiv als verpasste Gelegenheit bezeichnen, denn als eine Verbindung auf einem kulturellen Level ist es eine Belohnung die man nicht unterschätzen sollte. Frag Morrissey. Oder frag zumindest Chino Moreno, dessen neue Band Palms ebenfalls an diesem Veranstaltungsort auftrat und deren Konzert komplett ausverkauft war. Die Fans warteten hier Stunden in der Schlange um einen Platz zu bekommen, um gut sehen zu können. Sicherlich, Deftones waren größer und erfolgreicher als the Mars Volta oder At the Drive-In, aber in Loyalität zu Moreno, der sich inmitten der Lateinamerikanischen Fans gesehen hat, hätte At the Drive-In an diesem Ort viel mehr erreichen können und müssen.

Anzeige

Aber damit so was passiert, müsste es einen Grund für das Publikum geben zu kommen. Rodriguez-Lopez aber hatte andere Sorgen. „Für manche Menschen ist das Wort „zügellos" eine Kritik", sagte er dem AV Club 2008. „Aber für mich ist das ein großes Kompliment. Ich bin hier drin damit ich zügellos sein kann."

Nachdem sich At The Drive-In aufgelöst hatte, taten sich die drei schweigenden Bandmitglieder –Jim Ward, Paul Hinojos und Tony Haijar – zusammen um Sparta zu gründen und jetzt, ein bisschen mehr als ein Jahrzehnt später, sind sie eine Fußnote der Rock'n'Roll Geschichte. Denn, so egoistisch oder impulsiv wie Rodriguez-Lopez's Abbruch mit der Band auch war, er hatte recht. Die anderen hatten nicht diese Ideen oder die kreativen Visionen oder die Persönlichkeit, die nötig gewesen wären, um sich eine Fangemeinde anzueignen.

Wenn man Cedric Bixler-Zavala und seinen drei Bandkollegen zusieht, sieht Sparta plötzlich eher aus wie Nirvana. Die vertraute Stimme von Bixler-Zavala ist ihm sehr wichtig, es geht ihm nicht darum, wie gut erklingt, sondern dass seine Fans ihn wiedererkennen. Selbst wenn er einen akustischen Blues-Song zum besten gibt, der auf einem grasbewachsenen Hügel besser zum Ausdruck käme, gibt es da diesen Trost in seiner Stimme, der klingt, als hätte er nachts vergessen seinen heißen Tee zu trinken. Allerdings, nachdem er jahrelang Drogen konsumiert hatte und seinen Fans seine halb-leuchtenden Fieberträume entgegenschrie, verblasste seine Stimme.

Anzeige

Irgendwo auf dieser Strecke passierte etwas und plötzlich hörte er sich an wie Heart und sah aus wie Jack Black und während es besser gewesen wäre seinen kreativen Raum zu verlassen, damit die Drogen ihn nicht töten, ist die Frage die gestellt werden muss: War es Omar Rodriguez-Lopez der die Band trugt? Und falls ja, wie lange? Und so direkt und unverblümt wie Omar in Interviews sein kann, wette ich, dass er es wegen Cedric niemals zugeben würde.

Noch besser als sein Talent für Songwriting ist Omar Rodriguez-Lopez' Fähigkeit, ein sinkendes Schiff zu erkennen und mit dem einzigen Rettungsboot zu entkommen. Vielleicht ist er auch tatsächlich der Meinung, dass es großartig ist, wie seine alten Bandmitglieder ihr eigenes Ding durchziehen. Mal abgesehen davon ist Bosnian Rainbows das totale Gegenteil von Zavala. Das Projekt ist fortschrittlich, bezaubernd und hat schafft es, erneuerte Energien und Sichtweisen hervor zu bringen. Auf der Bühne ist Rodriguez-Lopez nicht so verrückt wie zu seinen AtDI Tagen, aber er ist motivierender und animierender, als er es in den letzten Jahren jemals war.

Man könnte Mitleid bekommen, wenn man daran denkt, dass sein Langzeit-Partner und Freund dazu gezwungen wurde, seinen Weg ganz alleine zu beschreiten, und dass Rodrigue-Lopez einfach einen neuen Sänger gefunden hat, für den er jetzt Songs schreiben kann. Dazu kommt, dass die Ähnlichkeiten zwischen Teri Gender Bender und Cedric Bixler-Zavala trotz ihres unterschiedlichen Geschlechts sehr eindeutig sind. Meisten sind es die wilden Eskapaden auf der Bühne und obwohl die Show im Observatory nur einen Bruchteil der Karten verkaufte, ging es bei dem Auftritt doch vor allem darum, den Namen der Band zu verbreiten.

Anzeige

Omar Rodriguez-Lopez hatte bereits zwei Bands aufgelöst, die von vielen Menschen geliebt wurden und was bekommt er als Belohnung? Eine dritte großartige Band. Die Story wäre schöner, wenn sie ein anderes Ende gefunden hätte, aber wie wir sehen bedingen sich Kunst und Liebenswürdigkeit in keinster Weise. Während die Motive und Umstände für die Auflösung beider Bands nicht klar waren, hielt Omar Rodriguez-Lopez an seinem Glauben fest, dass es das Richtige war, was er tat. Und laut Rodriguez-Lopez gibt es gar kein Ende, „Ich bin offen für alles, so lange dabei positive Absichten verfolgt werden. Ich liebe Musik und es ist ja keine Politik oder so, wo Leben auf dem Spiel stehen. Es geht um so viel Spaß und wir sind glücklich, wenn wir unsere Leben so gestalten können. Ich bin offen für alle, die mit mir zusammen arbeiten wollen. Es macht so viel Spaß."

Folgt Philip Cosores bei Twitter - @Philip_Cosores

**

Folgt Noisey bei Twitter und Facebook für tägliche Updates über eure Lieblingsmusiker:


MEHR VON NOISEY

Bushido macht Stress ohne Kunst

Löcher im Vollbart und weitere Unsinnigkeiten in Bushidos „Stress Ohne Grund"-Zeile.

Jeder, den ich kenne, hätte gerne Sex mit Josh Homme

Und ehrlich gesagt, ich auch.

Wer ist der größere Hipster? Helge vs. Fitti

Dieser alte Mann ein Hipster? Helge war schon immer ein Revolutionär im Musikgeschäft. Kann es sein, dass er die Ziele unserer Jugendkultur bereits abgesteckt hat?