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Angel Haze räumt auf: 30 Tage, 30 Freestyles

HipHop promotet man am besten mit HipHop. Was da auf Angels Soundcloud passiert, ist wahrscheinlich der endgültige Beweis, dass sie jeden in die Tasche stecken kann, wenn sie will.

30 Tage, 30 Freestyles—so lautet der Schlachtplan zu Angel Hazes Thirty Gold Series, in deren Rahmen sie seit zwei Wochen immer wieder neue Freestyles über alte Beats hochlädt. Wer hier nur eine Werbekampagne von einer Rapperin, die sich im Licht anderer badet, sieht, ist taub und/oder spricht kein Wort Englisch. Rap promotet man am besten mit Rap und nicht mit Handys oder einem Kurzfilm. Angel Haze weiß das.

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Was da auf Soundcloud passiert, ist wahrscheinlich der endgültige Beweis dafür, dass Angel Haze jeden in die Tasche stecken kann, wenn sie will. Mal im Ernst, die Frau flowt hier über alle großen Beats des Jahres und macht fast immer eine bessere Figur als deren Eigentümer selbst—und das liegt nicht an ihrem Body. Angel ist eine Musikerin mit Skills, Talent und Geschichte und auf ihren neuen Freestyles spielt sie das alles aus.

Rückblick: Angel Haze räumt ihren Kleiderschrank auf

Vor einigen Monaten droppte sie schon einen Remix, der große Wellen warf. Über Eminems „Cleaning Up My Closet"-Beat freestylte sie ihr eigenes Drama: 4:35 Minuten, die den jahrelangen sexuellen Missbrauch durch ihren Vater en detail (ja, oral, anal und mit seinen Freunden) erzählen—keine leichte Kost. Der Song ist in seiner Deutlichkeit schockierend, aber vor allem ist er schockierend gut. Genau wie all die anderen Freestyles, die seit den letzten zwei Wochen auf Angel Hazes Soundcloud auftauchen.

Vielleicht fragt man sich, warum eine so talentierte Rapperin mit so privaten Issues hausieren geht. Die Antwort gab Angel in einem Interview mit dem Factmag selbst: „And I kind of gave out all of my personal life anyway, so now it's just about the music." Lady Haze macht in ihrem Kleiderschrank Platz für Musik, dafür muss sie alten Kram erst mal ausräumen, für sich selbst und auch für die Öffentlichkeit. Angel Haze spielt mit offenen Karten und es sieht so aus, als würde sie gewinnen.

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30 Gold Series

Angel Haze X Macklemore- „Same Love"

'Everybody has exactly the same sexual needs. People are just -sexual, the prefix is immaterial.' Das sind Morrisseys Worte aus dem Jahr 1984. The Queen Is Dead von den Smiths wurde diese Woche vom NME zum einflussreichsten Album der Geschichte gewählt. Angel hat vergangene Woche einen Freestyle veröffentlicht, der die Message des Smiths-Frontmann aufgreift.

Nach der Abrechnung mit ihrem Vater bekommt jetzt auch die Mutter ihre Quittung. Im „Same Love"-Freestyle über Macklemores Beat bezieht sie nicht nur Stellung zu ihrer eigenen Sexualität, worauf sich die meisten Medien gestürzt haben, sondern rechnet mit ihrer Mutter ab, die die sexuellen Vorlieben ihrer Tochter unterdrückte und ihr zwei Jahre Hausarrest verpasste, nachdem sie Angel mit einem Mädchen erwischt hatte. (At age 13 my mother knew I wasn't straight/ She didn't understand but she had so much to say/ She sat me on the couch looked me straight in my face/ And said you'll burn in hell or probably die of AIDS)

Angel stiehlt Macklemore jeglichen Nährboden. Nein falsch, dieser Song hatte nie eine Grundlage, Macklemore ist nicht homosexuell und grenzt sich, anders als Angel, als „Heterosexueller" (da wären wir wieder: People are just -sexual, the prefix is immaterial) noch in seinem Song für die Homorechte mehrfach deutlich davon ab. Wenn man erst einmal Angels Interpretation gehört hat, erscheint einem Mackis Text wie eine Satire: Der Arme dachte tatsächlich für einen kleinen Moment er wäre schwul, beginnt zu weinen und seine Mutti kommt und tröstet ihn. Das ist kein Rap, Macklemore, das hört sich an wie eine schlechte Szene aus „Eine himmlische Familie".

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Nun gut, die Nummer eins Aussage des Textes ist eine klare Absage an Homophobie, Vorurteile und Schubladendenken an sich. Angels persönliche Geschichte, kombiniert mit den geborgten Zeilen der gender-queeren Poetin Andrea Gibson (No, I am not gay/ No, I am not straight/ And I'm sure as hell not bisexual, damn it/ I am whoever I am when I am it/ Loving whoever you are when the stars shine/ And being whoever you be when the sun rises.) ergeben eine zehnmal authentischere und überzeugendere Performance, als Macklemores Geplänkel über homophobe Youtube-Kommentare.

Angel Haze X Miley Cyrus

Angel covert hier Miley Cyrus' „Wrecking Ball" in einer Akustikversion und zeigt, dass sie auch Gitarre spielen und singen kann.

Aber warum gerade Miley? Vielleicht weil die Hater es eh hassen werden und Angel aus Prinzip auf Hater scheißt, vielleicht aber auch weil Angel sich schon vor einigen Wochen solidarisch mit Miley gezeigt hat und das auch weiterhin tun wird. Ein abstruser Artikel, den Richard Cohen in der Washington Post veröffentlicht hat, setzt Mileys berüchtigten Auftritt bei den VMAs mit der Steubenville-Vergewaltigung in Verbindung. Angel twitterte daraufhin: „A female dancing doesn't mean she's 'asking to be raped.' Quite frankly, if she is not doing it on you, it is not for you." und „Die, you are what's wrong with the world, it's 2013."

Angel X Kendrick, Drake, Jay-Z, ASAP Ferg & Kanye

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Angel Haze sagt, dass sie all die Künstler, deren Beats sie sich für ihre Thirty Gold Series geliehen hat, bewundert. Im Interview mit dem Factmag erzählt sie, dass sie es kaum fassen kann, dass sie seit ihrem Deal mit Universal in den gleichen Locations wie ihre Ikonen auftritt. Noch borgt sie sich die exzellenten Beats von Kanye, Jay Z und Co, aber man kann sich sicher sein, dass ihre Produzenten, die auch schon Frank Ocean, Kanye West, Wiley und Rudimental mitproduziert haben, ihr ein paar schöne Beats zusammenschustern und sie im kommenden Jahr mit ihrem Album so richtig durchstartet

Bekommt die Zeile „I'd rather be a dick than swallower" eine tiefere Bedeutung, wenn er aus dem Mund eines Vergewaltigungsopfer kommt? Ja. Hat man es überhaupt mit einem Opfer zu tun, wenn dieser Satz fällt? Nein. Angel Haze hat sich emanzipiert. Wenn du jetzt endlich verstanden hast, weshalb Angel über all den Scheiß in ihrer Kindheit und Jugend gerappt hat, dann kannst du dich ja jetzt endlich auf ihre exzellenten Skills konzentrieren. Hier sind die andere sechs Freestyles, die sie bisher veröffentlicht hat. Ladylike, aggressiv, selbstbewusst und perfekt im Flow—einfach Angel Haze.

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