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20 Jahre Chaos: Corey Taylors persönliche Rangliste der Slipknot-Alben

Wenn Musiker ihre eigenen Alben bewerten, sind sie oft gnadenloser als die meisten ihrer Kritiker.

Schon bei ihrem selbstbetitelten Majorlabel-Debütalbum von 1999 war klar, dass Slipknot anders sind. Das hier war nicht einfach nur eine Band aus ein paar Kumpels, die auf der Bühne abgehen, nein, es war eine Gang aus neun Individuen, die unterschiedlichste Arten von Sounds und Lärm kreierten. Die Typen waren einfach komplett anders als alles, was du je zuvor gehört hattest. Slipknot sind nicht bloß eine Band, Slipknot sind eine Einheit, die Millionen von Fans auf der ganzen Welt inspiriert und unter dem Banner des charakteristischen „S" vereinte.

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In den letzten 20 Jahren haben Slipknot einige Platten veröffentlicht, die von ihren Fans beinahe kultisch verehrt wurden. Wir haben mit Sänger Corey Taylor über die Diskografie der Band und ihren Einfluss auf ihn selbst und die Welt gesprochen.

5. All Hope Is Gone (2008)

Noisey: Die Platte ist fast sieben Jahre alt, wie hörst du sie heute im Gegensatz zu damals, als sie rauskam?
Corey Taylor: Allein wegen dem ganzen Drumherum damals—mit der meisten Musik darauf hat es eigentlich nichts zu tun—muss ich sagen, dass mir All Hope is Gone am allerwenigsten gefällt. Das ist schon merkwürdig, denn als das Album endlich fertig war, habe ich viel von der Musik darauf wirklich geliebt. Es hatte schon eine Menge starker Songs, aber jetzt, sechs oder sieben Jahre später, höre ich es mir an und merke, dass es das damit auch irgendwie gewesen ist. Es klingt mehr wie eine lose Aneinanderreihung von Songs und nicht wie ein Album—und Letzteres haben wir in unserer Karriere eigentlich immer angestrebt. Wenn du außerdem das ganze Chaos dazu nimmst, das damals bei uns herrschte, dann war die ganze Angelegenheit am Ende auch ein ziemlicher Spagat. Die eine Hälfte der Band wollte die eine Sache machen, die andere Hälfte die andere—und ich war irgendwo dazwischen und fragte: „Sollte das hier nicht der Teil sein, der uns Spaß macht?“ (lacht) Es war also wirklich schwierig, überhaupt ein Album zu machen, und es war schwierig, sich untereinander für die Tour zusammenzurappeln. Es waren zwei miserable Jahre. Der einzige Grund, warum ich mich doch ganz gerne an die Zeit erinnere, ist, weil ich viel Zeit mit Paulie verbringen konnte. Abgesehen davon war es hauptsächlich viel harte Arbeit und viele Kämpfe. Es fällt mir schwer, das Album zu hören, ohne dass schlechte Erinnerungen an die ganzen Ereignisse hochkommen. Von allen Alben mag ich dieses also am allerwenigsten.

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4. Vol. 3: The Subliminal Verses (2004)

Also, Vol. 3
Das wird wahrscheinlich viele Leute überraschen, aber ich muss wirklich sagen, dass Vol. 3 an zweitletzter Stelle kommt.

Komischerweise habe ich mir das schon fast gedacht.
Weißt du, es geht auch hier wieder nicht um die Songs an sich. Ich liebe die Story, die sie erzählen, die ganze Produktion und die Risiken, die wir eingegangen sind—es war einfach genau das, was wir machen wollten. Wir wollten unsere Bandbreite erweitern, damit wir nicht jedes Mal das gleiche Album machen. Vol. 3 war ein großer Schritt für uns und es hat uns ermöglicht, zu sehen, was wir alles machen und was wir gut machen können. Das größte Problem, das ich damit habe, hat mit meinem Gesang zu tun. Ich hatte mit meiner Stimme etwas anderes ausprobiert, bin dann aber später wieder zu Sinnen gekommen und war danach wirklich unzufrieden mit dem, was ich dort gemacht hatte—zumindest, was die harte Seite angeht. Ich hatte eine andere Schreitechnik ausprobiert und sie funktionierte einfach nicht.

Welcher Song sticht für dich in dieser Hinsicht besonders heraus?
Wahrscheinlich „Welcome“. Es fällt mir schwer, mir den Song anzuhören, weil ihm die Aggression fehlt, die ich bei einigen Stücken gerne gehabt hätte. Es ist jetzt aber auch nicht so, dass es darauf keine großartigen Songs geben würde. „Duality“ wird von vielen als unser persönliches „Whole Lotta Love“ oder „Stairway to Heaven“ gesehen. Eigentlich ist er auch schon total totgespielt (lacht). Aber dieser Song, Alter, wenn wir ihn live spielen, dann drehen die Leute immer noch komplett durch. „Before I Forget“, auch ein großartiger Song. Und ein paar der melodischeren Sachen wie „Vermillion“ Teil 1 und Teil 2 und die Risiken, die wir mit Sachen wie „The Nameless“ eingegangen sind. Es gibt so viele großartige Songs auf dem Album, sodass es mir wirklich schwer fällt, es nicht zu mögen. Aber wegen dem, was ich gesanglich ausprobiert habe, und wegen viel von dem Scheiß, den ich damals selber durchgemacht habe—es war die Zeit, in der ich trocken wurde, in der ich wirklich versuchte, den Kopf aus meinen Arsch zu ziehen. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, wer ich eigentlich bin und ich denke, das hat meinem Gesang viel Selbstvertrauen genommen. Es war schon alles ziemlich merkwürdig. Ich bin stolz auf das Album, aber nicht so stolz auf das, was ich auf dem Album angestellt habe. Ich denke, alle anderen waren darauf fantastisch und wir waren in der Lage, eine Menge cooler Dinge damit zu machen. Wenn es aber nur um mich geht, dann war das gesanglich mein schwächste Leistung.

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Rick Rubin spielte bei den Aufnahmen auch eine eher zweifelhafte Rolle, wie ich gehört habe.
Naja, er war einfach nie da. Er hat sich 45 Minuten pro Woche blicken lassen, immer am selben Tag—ich glaube mittwochs. Er setzte sich hin, hörte mal rein und sagte, „Ihr müsst das, das und das machen“, dann haute er wieder ab. Greg Fidelman ist eigentlich der wahre Held des Albums. Wenn er und wir nicht gewesen wären, dann hätte das Album nicht so geklungen, wie es das jetzt tut. Rick Rubin hat mir ja gesagt, dass ich den Refrain von „Before I Forget“ ändern muss, weil er der Meinung war, dass er nicht stark genug sei. Darauf habe ich ihm nur gesagt, dass das nicht passieren wird. In einigen Fällen war ich definitiv seiner Meinung, aber als es um diesen Song ging, wusste ich einfach, dass der Refrain stark genug war, um ihn tragen. Am Ende haben wir dann einen Grammy dafür gewonnen. Du weißt also Bescheid. Es war schon eine sehr, sehr merkwürdige Geschichte. Außerdem sind damals mit unserem Management noch eine Menge Sachen hinter den Kulissen abgelaufen, von denen die Leute gar nichts wissen. Es herrschte so viel Unordnung, es ist unglaublich, dass das Album überhaupt innerhalb von sieben Monaten erschienen ist.

Mit eurem selbstbetitelten Album hattet ihr in der Szene ziemlich schnell, ziemlich großen Erfolg. Es war dann aber dieses Album, dass Slipknots Ruf, als größte verdammte Metalband auf Erden zementierte.
Vielen Dank dafür. Es zeigte einfach, wie ernst es uns war. Die Leute fingen an, uns mit anderen Augen zu sehen und nicht als—ich hasse diesen Begriff—Nu-Metal-Band—denn das waren wir nie. Sie haben uns endlich als legitime Nachfolger der größeren Bands dieser Zeit gesehen. Es war uns mit unserer Musik auch sehr ernst, es ging nicht alles immer nur um „Kill, Kill, Kill“. Die Musik konnte viele der verschiedenen Emotionen reflektieren, die wir auf den vorherigen Alben schon versucht hatten auszudrücken, was uns aber immer wieder aus den Händen geglitten ist. Dieses Album festigte dann endlich die Tatsache, dass wir uns selbst sehr ernst nehmen und im Gegenzug auch ernst genommen werden sollten.

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3. Iowa (2001)

An dritter Stelle kommt also Iowa?
Mein Leben war so durcheinander von all dem Scheiß, der über uns hereingebrochen war. Auf einmal waren wir richtig groß, hatten Zugang zu all diesem Zeug und die Zeit für einen Nachfolger war gekommen. Wir wussten, dass wir etwas Verrücktes machen würden. Das hielt uns aber nicht davon ab, beinahe unseren verdammten Verstand zu verlieren. Wir waren damals die meiste Zeit alles andere als nüchtern und nahmen auch einen Großteil der Platte so auf. Das Album hat aber dieses gewisse Etwas, das einem unglaublich an die Eingeweide geht. Es ist so düster, einfach unfassbar düster. Die Produktion ist unglaublich fett, so unglaublich auf die Fresse und diese Aggression ist einfach ungebremst und durchgehend präsent. Man sieht, aus welcher Ecke wir raus und welche Richtung wir eingeschlagen wollten. Ich erinnere mich noch daran, wie ein seltener Moment der Klarheit über mich kam, als das Album endlich fertig war. Wir hörten es uns an und es haute mich einfach nur um, wie heavy es geworden war. Holy Shit! Ich glaube aber ernsthaft, dass wir damit einen größeren Eindruck hinterlassen hätten, wenn es 9/11 nicht gegeben hätte—viele Menschen vergessen, dass das eine Woche nach der Veröffentlichung von Iowa geschah—einen Tag, nachdem Slayer ihr langersehntes neues Album rausgebracht hatten. Wegen all der Geschichten, die damals abliefen, wurden wir quasi geächtet. Wir hatten gerade diese unglaublich furchtbare Tragödie durchlebt und so suchten sie nach irgendetwas, das für sie als Sündenbock herhalten konnte. Wir wurden fertiggemacht, Slayer wurden fertiggemacht und Rage Against the Machine wurden fertiggemacht. Die ganzen ernsteren, härteren Künstler wurden an die Wand geklatscht und vieles von dem harmloseren Kram kam einfach durch. Linkin Park ist nichts passiert, verdammt. Diese ganzen beschissenen, harmlosen Saubermann-Bands, bei denen sich die Leute dachten, „OK, mit denen macht man nicht viel falsch, hören wir also die.“ Gleichzeitig kamen wir nicht wirklich weiter. Wir tourten dann noch anderthalb Jahre für das Album, nur um sicher zu gehen, dass es auch die gebührende Anerkennung bekam. Heute gehört es zu den großen Lieblingen unserer Fans. So düster es auch ist, darauf befinden sich so viele verdammte Hymnen, die auch immer noch in unseren Livesets gespielt werden. Ich würde es als Zeugnis dafür sehen, wie sehr wir bereit waren, für unseren Standpunkt zu kämpfen.

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Um noch einmal auf 9/11 zurückzukommen: Ich finde es immer komisch, wenn Menschen denken, dass eure Musik Gewalt hervorruft. Tatsächlich hilft sie den Menschen ja eher, ihre Wut und ihre Ängsten abzubauen—vor allem bei großen Tragödien, die niemand wirklich begreifen kann.
Es ist eine schöne Möglichkeit, um etwas Druck abzulassen. Ich weiß, dass [Marilyn] Manson für so viel Scheiß verantwortlich gemacht wurde—wir ja auch. Weil er aber quasi ein Solokünstler ist, bekommt er fast immer alles alleine ab. Wir können das immerhin auf uns neun verteilen. Es ist einfach verrückt. Immer, wenn etwas Schlimmes passiert, stehen wir wieder im Mittelpunkt. Es ist einfach nicht fair. Es missachtet alles, was wir versuchen zu tun—das heißt, den Menschen, die das sonst nicht haben, eine Art Ablassventil zu bieten; die Neigung zu Gewalt, die manche Menschen haben, in etwas Positives zu verwandeln; ihnen einfach die Möglichkeit zu geben, die ganze Scheiße mal rauszulassen. Meistens gewinnen wir ja auch. Wenn die Leute das schlechtmachen und verachten, dann macht mich das unglaublich sauer. Dann erinnere ich mich aber, „Moment, ich kann einfach meine eigene Musik hören, um mich zu beruhigen!“ (lacht) Es ist wirklich gut, so etwas zu haben.

Welchen Einfluss hatte der Ort Iowa auf dieses Album und eure Musik generell? Du meintest, dass ihr danach total groß geworden seid. Ich kann mir vorstellen, dass die erste Erfahrung mit „Ruhm“ für einen Haufen Kids aus Iowa ziemlich bizarr gewesen sein muss.
Es war schon sehr komisch. Wir haben Slipknot gegründet, weil wir einfach auf eine Band warteten, die die Musik spielt, die wir hören wollten. Das passierte aber nicht, also sagten wir uns einfach, „Scheiß drauf, dann machen wir es eben selbst.“ Es gab einfach keine Band, die die Intensität von Slayer, die kalte Brutalität von Ministry, den Groove von Korn und den abgedrehten Scheiß auf der Bühne zu bieten hatte, wie GG Allin oder die frühen Butthole Surfers. Wir wollten diese ungeschönte Feindseligkeit mit Melodien, mit Refrains, mit Hooks und mit der Möglichkeit, den ganzen Scheiß zu tun, auf den wir Bock hatten. Wir warteten und warteten. Einer der Gründe, warum wir es dann machten, war aus purer Notwendigkeit. Außerdem kommt einfach niemand hierher! (lacht) Niemand. Ab und zu gibt es hier mal ein cooles Konzert, aber dann dreht das Publikum so durch, dass die Bands sich nicht mehr trauen, zurückzukommen.

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2. 5: The Gray Chapter (2014)

Das ist also euer Neustes und schon am Titel merkt man sofort, dass es in vielerlei Hinsicht schwer ist.
Ja, es hat diesen melancholischen Beigeschmack. Paul ist nicht dabei, wir hatten uns gerade von Joey [Jordison] getrennt und standen vor dieser Frage, „Was machen wir jetzt?“ Zum Glück haben wir uns dann zusammengerafft und genau das getan, was getan werden musste. Es war so befriedigend, das Album rauszubringen und die ganzen Zweifler zum Verstummen zu bringen. Auch wenn die Erwartungen unserer Fans unglaublich hoch waren, waren die negativen Erwartungen der Menschen, die seit Jahren nur darauf warten, dass wir auf die Schnauze fliegen, fast noch größer. Wieder auf die Beine zu kommen und diesen Arschlöchern nicht nur links und rechts eine zu verpassen, sondern auch noch einen ordentlichen Tritt zwischen die Beine zu geben, das war einfach wundervoll. Vor allem in der Art, in der wir es dann gemacht haben—also mit einem Album über unseren gefallenen Bruder. Es handelt außerdem auch davon, wie wir zusammenkommen und unsere Gefühle teilen. Für ein brutales Metalalbum ist es sehr emotional. Es ist atmosphärisch, es ist einfach genau das, was es in meinen Augen werden sollte.

Einer der Songs, der das für mich wirklich geschafft hat, ist „Goodbye“. Er ist so atmosphärisch und verletzlich.
Ich habe diesen Song an dem Tag geschrieben, als Paul starb. Ich saß in meinem Haus und es war das erste Mal, dass nicht die ganze Band dort gewesen war—Paul war ja nicht mehr da. Das war ein wirklich schwerer Moment für mich. Wir saßen alle bei mir im Keller und sahen uns an. Es herrschte drückende Stille. Es war so ruhig, dass man es einfach nicht ignorieren konnte. Wir fingen dann endlich damit an, uns gegenseitig dabei zu helfen, etwas loszulassen. Es wurde viel geweint, aber wir versuchten auch so viel zu lachen, wie wir nur konnten. Wir waren einfach komplett aus dem Konzept gebracht und wussten nicht, was wir jetzt tun sollten. Das ging dann für einige Tage so—vor allem auch auf der Pressekonferenz, die wir gegeben haben. Ich habe mir die Aufnahmen angesehen und, verdammt, ich begreife kaum, dass ich überhaupt da war. Und dann aus dieser Sache wieder rauszukommen, diese Erfahrung zu nehmen und etwas Positives daraus zu machen—ich bin einfach so stolz darauf, dass wir etwas Ergreifendes geschaffen haben, etwas das auch die Fans brauchten.

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1. Slipknot (1999)

Wie sah damals euer ursprünglicher Plan aus?
Wir sind da unglaublich enthusiastisch rangegangen, es gab keine großen Erwartungen. Weil wir wir waren und wegen dem, was wir als Band waren, waren die Erwartungen tatsächlich extrem gering. Niemand hätte gedacht, dass wir mal erfolgreich werden würden—am wenigsten wahrscheinlich wir selber, um ehrlich zu sein. Wir waren so jung, unbedarft und unglaublich begeistert, unser erstes richtiges Album machen zu können. Nachdem wir es dann aufgenommen hatten, fragten wir uns nur, „OK, und was jetzt?“ Wir mussten dann sechs Monate abwarten, um zu sehen, was passiert. In letzter Sekunde wurden wir dann zum Ozzfest ´99 Lineup hinzugefügt. Wir waren doch nur neun Arschlöcher aus Iowa irgendwo auf einem Hügel bei Malibu, ohne irgendeine Ahnung, was wir da überhaupt tun (lacht). Dabei war natürlich noch dieser verrückten Wissenschaftler, Ross Robinson, der uns half, dieses unglaubliche Album zu erschaffen. Es war eine Art Blankoscheck, wir hatten wirklich nichts zu verlieren. Niemand wusste, was passieren würde. Es wurde von so ziemlich jeder anderen Band bei Roadrunner erwartet, dass sie den ganz großen Durchbruch schafft, nur von uns nicht. Machine Head hatten damals gerade ein neues Album rausgebracht und Amen legten gerade im Indigo Ranch Studio die letzten Züge an ihres, bevor wir dann dort einzogen—und ich war damals fest davon überzeugt, dass Amen so viel größer werden würden als wir. Ihre ersten beiden Alben sind großartig, absolut unglaublich. Da waren dann aber wir, neun Typen, die Metal spielen, Masken und Overalls tragen und irgendwelchen bekloppten Scheiß machen—wir waren davon ausgegangen, dass wir im besten Fall eine dieser Bands werden, die 200.000 Alben verkauft. Das war damals gerade genug, um dich über Wasser zu halten.

Das ist ganz schön verrückt, wenn man sich das heute vorstellt—„nur 200.000 Alben.“
Es war abgefahren! Wir spielten also das Ozzfest `99 und man spürte einfach, dass irgendwas passieren würde—irgendwas Verrücktes. Das Album war noch nicht mal veröffentlicht worden—das geschah erst, als wir schon auf Tour waren. Es war einfach niemand auf irgendetwas vorbereitet. Nachdem das Ozzfest `99 dann vorbei war, hatten wir drei Tage Pause und schon ging es weiter auf Tour mit Coal Camber, bei der wir der dritte Name im Lineup waren—direkt unter Machine Head. Ungefähr zur Hälfte der Tour tauschten Machine Head und wir dann die Plätze und wir wurden erste Supportband. Es war nämlich so—und das ist jetzt nicht gegen irgendeine der anderen Bands gerichtet—dass die Hälfte des Publikums abhaute, nachdem wir gespielt hatten. Ohne Scheiß. Da wir nach unserem Auftritt nichts mehr zu tun hatten, haben wir uns unter das Publikum gemischt und einfach mit den Leuten abgehangen, die anderen Bands angeschaut und dabei zugesehen, wie die Menschen den Laden verließen—unser Merch kauften und zum Ausgang gingen. Das ging dann so weit, dass uns niemand mehr mit auf Tour nehmen wollte, also mussten wir zwangsläufig selber den Headliner-Part übernehmen.

In der Zwischenzeit hatte das Album schon Goldstatus erreicht und wir bekamen das noch nicht mal mit. Erst am 2. Februar bekamen wir die Auszeichnung dafür. Als wir die dann erhielten, erfuhren wir auch, dass das Album innerhalb der nächsten zwei Monate sogar Platin kriegen würde. Dann gab es doppelt Platin. Man kann sich gar nicht vorstellen, wie abgefahren das alles war. Wir saßen nur da und dachten uns, „Was?“ Plötzlich waren wir die größte Band bei Roadrunner und niemand hatte uns darauf vorbereitet. Wir wussten einfach nicht, was zur Hölle da abging. Damals hatten wir ein wirklich beschissenes Management und es ging einfach alles drunter und drüber. Und das alles fing nur an, weil wir einen Hügel hoch sind und dort dann eine super Zeit hatten, ein Album einzuspielen. An dem Mix waren dann drei Leute beteiligt.

Ich weiß nicht, ob jemand diese Story jemals erzählt hat, aber Clown, Joey und Ross Robinson sind in das Studio eingebrochen, in dem sich die Mastertapes befanden—wir mochten die Mixe, die man uns zuschickte, einfach nicht. Sie sind also eingebrochen, klauten die Tapes und mischten sie dann selbst! (lacht) Ich glaube, Paul war auch dabei. Ich musste wegen meiner Arbeit wieder nach Iowa zurück und bekomme da diesen Anruf von Clown: „Übrigens, wir haben gerade schweren Diebstahl begangen und unser eigenes Album geklaut.“ Sie setzten sich dann also zusammen und mischten es ab, weil es sonst einfach niemand verstehen konnte. Wenn du der erste deiner Art bist, dann weiß niemand, wie man mit dir umgehen soll—man kann sich an nichts orientieren. Wir bekamen diese beschissenen Mixe, die entweder zu dünn oder zu basslastig waren. Die Leute verstanden einfach nicht, was dieser ganze Krach eigentlich sein sollte. Es gibt so viele verrückte Storys über unser erstes richtiges Album. Wenn ich zurückschaue, muss ich immer noch über das lächeln was uns damals und in den folgenden Jahren passiert ist. Es alles begann mit diesem Album. Von 20 Dollar die Woche zu leben, deine Instantnudeln verstecken zu müssen, damit deine beschissenen Bandkollegen sie nicht klauen, sich 30 verschiedene Instantnudel-Gerichte auszudenken, damit man nicht bekloppt wird—so haben wir damals gelebt. Es war alles komplett wahnsinnig, aber es war auch großartig, weil wir einfach voll dabei waren. Das ganze Gerede, das Geträume, das hatten wir hinter uns. Es war Zeit, mit der Arbeit anzufangen und das taten wir dann auch. Der Rest ist Geschichte.

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