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13 Gründe warum Black Sabbath die wichtigste Band aller Zeiten sind

Anlässlich der laufenden Abschiedstournee wollten wir noch mal alle daran erinnern, dass Sabbath die Besten sind.

Black Sabbath befinden sich gerade inmitten ihrer letzten Tour überhaupt, der man dann auch gleich den passenden Namen The End gegeben hat. Nachdem Ozzy 1979 Solo-Pfade einschlug, wäre man eigentlich im Leben nicht darauf gekommen, dass die Jungs jemals wieder zusammen auf einer Bühne stehen würden. Das 1985er Live-Aid-Konzert und Ozzys Zugabe beim 1992er Cosa-Mesa-Konzert befeuerten jedoch die Hoffnungen der Fans auf eine Reunion, zu der es dann aber noch bis 1997 dauern sollte. Jetzt, nach der 2013er-Veröffentlichung ihres Nummer-eins-Albums 13, holen die Sab Four zu ihrem finalen Schlag aus.

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Ihr großartiges neues und letztes Album, wie auch die Abschiedstournee waren für uns Anlass genug, um euch ein paar Gründe zu liefern, warum Sabbath die beste Band der Welt sind.

1. Black Sabbath haben Heavy Metal erfunden

Klar, es gab schon harte Bands vor Sabbath. Immerhin war es ein gewisser Sir Paul, aus dessen Feder „Helter Skelter“ stammt. Cream, Hendrix, Zeppelin, Vanilla Fudge und The Who waren alle schon gut im Geschäft, bevor Earth 1969 ihren Namen in Black Sabbath änderten. Keine dieser Bands verfügte jedoch über den gleichen Ansatz und die Entschlossenheit der Jungs aus Birmingham. Martin Popoffs 2015 erschienenes Buch Who Invented Heavy Metal zeichnet die Entwicklung des Genres von den Trompeten bei der Schlacht von Jericho, 1250 v. Chr., bis Ende 1971 nach. „Etwas scherzhaft“ erklärt Popoff zwar Johnny Burnettes 1957er-Version von „Train kept A-Rollin“ zum ersten Heavy-Metal-Song der Welt, am Ende des Buchs werden allerdings Sabbath als wahre Erfinder genannt.

2. Alle vier Gründungsmitglieder leben noch

Es gibt nicht viele Acts aus den 60ern, bei denen nicht mindestens eins der Gründungsmitglieder mittlerweile unter der Erde liegt. The Who werden in manchen Kreisen nur noch The Two genannt. Brian Jones von den Rolling Stones hat es noch nicht einmal bis zum 4. Juli 69 geschafft. Von den Beatles gibt es auch nur noch zwei. Diversen Facebook-Posts nach zu urteilen spielt John Bonham gerade zusammen mit Lemmy, Cliff Burton, Randy Rhoads und Dio in der Heavy-Metal-Hölle. Von Black Sabbath hätte man wohl mit am wenigstens gedacht, dass sie es bis 2016 schaffen. Das wirft dann schon gewisse Fragen auf, ob sie nicht doch irgendwann mal einen gewissen Pakt eingegangen sind…

3. Black Sabbath haben sich wirklich überall—von Blues über Jazz über Rock bis hin zu Klassik—bedient

Der Bombast des Metal hat seine Ursprünge bei den Komponisten der Klassik: Mahler und Wagner verliehen Musik ungeahnte Größe. Das war auch Geezer Butler nicht entgangen, der stark von Gustav Holsts unheilvollem „Mars Bringer of War“ aus The Planets-Suite beeinflusst wurde. Tony Iommi kombinierte den Teufelsintervall (alias diabolus in musica) mit tiefergestimmten Power Chords zu einer bluesigen Grundstimmung. Bill Wards an den Jazz angelehntes Schlagzeugspiel vervollständigte dieses satanische Soufflé schließlich und eine komplett neue Musikform war entstanden. Altbekanntes wurde vermischt und zu etwas Ungekanntem und Angsteinflößendem geformt.

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4. Und überhaupt: Scheiß auf Flower Power!

Vor Sabbath trällerten die meisten Bands von der Liebe. Selbst wenn es eigentlich um ganz andere Themen ging, lautete die Antwort eigentlich immer Liebe. Die Doors versahen ihre düsteren Leinwände zwar hier und da mit ein paar Schattierungen aus Sex und Tod, aber es blieb bei ihnen immer ein rein poetischer Ansatz. Der 6. Dezember 1969 gilt gemeinhin als das Datum, an dem die Hippiebewegung in Altamont ihre Unschuld verlor. Sabbath hatten ihr erstes Album voll unheilvollem Dooms* schon knapp zwei Monate zuvor am 16. Oktober aufgenommen. Im September 1970 erschien dann auch schon ihr zweites Album. Die darauf behandelten Themen von Paranoia, Krieg und Drogenmissbrauch machten jegliche Hoffnungen zunichte, dass sich Frieden und Lieben jemals in der neuen Welt durchsetzen würden.

*Als ich Iommi 2013 in einem Interview fragte, wann sie das erste Mal den Begriff „Doom“ verwendeten, um ihre Musik zu beschreiben, lautete seine Antwort: „Doom? … eigentlich vom ersten Tag an.“

5. Sie ließen sich nicht von Behinderungen einschränken

Bei einem Arbeitsunfall verlor Tony Iommi Teile von zwei Fingerkuppen—und das genau an dem Tag, an dem er eigentlich vorgehabt hatte, seinen anstrengenden Fabrikjob zu kündigen. Sein Chef fühlte sich deswegen furchtbar und spielte dem deprimierten Junggitarristen ein Django Reinhardt-Album vor. Tony war von Reinhardts übermenschlichen Flamenco-Jazz-Skills überaus inspiriert, die aufgrund der schweren Handverletzungen, die der französische Gitarrenvirtuose bei einem Brand erlitten hatte, noch mal beeindruckender waren. Anstatt also einfach alles hinzuschmeißen, bastelte sich Iommi provisorische Prothesen, baute sich seinen eigenen, dünnen Saitensatz zusammen und stimmte sein Gitarre tiefer auf C#. Was den Rest der Band angeht, lässt sich wohl sagen, dass Ozzy über mehrere Jahrzehnte hinweg nicht gerade als funktionstüchtiger Mensch galt—mal ganz abgesehen von seinen wissenschaftlich untersuchten genetischen Mutationen.

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6. Statistisch gesehen sind Black Sabbath noch immer die härteste Band aller Zeiten

Du wirst wahrscheinlich eine Menge junger und dummer Menschen finden, die behaupten, dass Black Sabbath altmodisch klingen; dass andere Metalbands in der Zwischenzeit schon viel schneller, langsamer, lauter gespielt haben. Aber Mayhems Demo hat niemandem Albträume beschert und es auch nicht auf die PMRC-Liste der Filthy Fifteen geschafft. Mayhem inspirierten vielleicht Leute dazu, Kirchen anzuzünden, Black Sabbath-Alben hingegen wurden von der Kirche verbrannt. Als das selbstbetitelte Album am Freitag dem 13. Februar 1970 erschien, war es ernsthaft angsteinflößend. Menschen verließen den Raum, wenn sie den Regen, die Kirchenglocken und das darauf folgende ultimative Riff hörten. Ganz egal, was seitdem passiert ist, nie wieder war etwas derartig Schweres und Düsteres auf eine Menschheit losgelassen worden, die so unglaublich unvorbereitet darauf war.

7. Christen, die von Christen gefürchtet und von Okkultisten verehrt werden

Der Sabbath-Texteschreiber Geezer Butler wurde katholisch erzogen. Der allererste Song, den die Band schrieb, handelte von der Angst vor dem Teufel und „After Forever“ von Master of Reality wird als der erste echte christliche Rocksong bezeichnet. Nichtsdestotrotz wurde die Band, vor allem dank der Idee von Vertigo Records, ein umgedrehtes Kreuz in dem Gatefold des Debütalbums unterzubringen (und anderen Marketingspielereien), sofort von Eltern und Kirchen angeprangert. Laut der unautorisierten „View from the Crew“-Biographie How Black Was Our Sabbath tauchten zu den ersten Konzerten regelmäßig selbsternannte ‚Evil Women’ und Ouija-Begeisterte auf. Als die Gruppe die Einladung einer satanischen Organisation ausschlug, ein Konzert in Stonehenge zu spielen, wurde sie angeblich mit einem Fluch belegt. Seitdem tragen alle Bandmitglieder ständig Kreuze bei sich, um das Böse abzuwehren. Nehmt das, Mama und Papa!

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8. Die Cover-Artworks

Das Foto auf dem Cover des ersten Sabbath-Albums reicht eigentlich aus, um einen mit Schaudern zu erfüllen, bevor man die Platte überhaupt aufgelegt hat. Bis heute ist die Identität der jungen Frau, die vor der Mapledurham Watermill steht, ungeklärt. Über das unscharfe Wischiwaschi auf dem Cover von Paranoid und die etwas seelenlose, violette Prägung von Masters of Reality sollte man vielleicht großzügig hinwegschauen, zu Vol. 4 hatte die Band dann aber mit Ozzys Silhouette auf dem Cover und dem großartigen Sticker auf Geezers Bass im dazugehörigen Fotobuch—eine Anspielung auf die freche Danksagen an „the great COKE-cola company“—wieder zu alter ikonographischer Größe zurückgefunden. Drew Struzans Illustration für Sabbath Bloody Sabbath wurde sogar als so dämonisch angesehen, dass sie in Spanien zensiert wurde. Zu dem Shooting für das Sabotage-Cover war Bill Ward, warum auch immer, ohne Hose aufgetaucht. Am Ende lieh er sich von seiner Frau eine rote Strumpfhose. Für Technical Ecstasy und Never Say Die engagierte die Band dann Hipgnosis—die Genies hinter fast jedem Pink Floyd Artwork.

9. Black Sabbath landeten in den USA im 21. Jahrhundert eine Nummer eins

Das letzte Mal, dass es die Stones in den Staaten mit einem Album auf die Platz eins schafften, war 1981. Rush blieb eine solcher Triumpf immer verwehrt. Judas Priest? Iron Maiden? Nein und nein. Sabbath veröffentlichten 13 im Jahr 2013—als zu einer Zeit, in der Rock größtenteils von formelhaftem 08/15-Popmüll unter den Teppich gekehrt worden war. Und auch wenn viele Online-Hater behaupten, sich die Platte nicht mehr als einmal angehört zu haben, ist es tatsächlich ein großartiges Album. Es unterstreicht ein weiteres Mal, dass die Band eine Sache verdammt gut kann, was die wenigsten aktuellen Metalbands hinbekommen: gutes Songwriting. Die Leute beschweren sich gerne, dass es „zu sehr nach Sabbath klingt“, aber warum darf sich eine Band nicht auch mal an sich selbst bedienen, wenn sich so ziemlich jede andere Band an ihr bedient hat? Ozzy singt ohne AutoTune, Iommi ist Eins mit dem Blues und Geezers Texte sind so lebhaft und tiefsinnig wie eh und je. Wenn du willst, kannst du gerne die lange Version dazu lesen. Ich habe noch 5.000 weitere Worte niedergeschrieben, warum ich 13 so sehr liebe.

10. Sie sind allesamt großartige Musiker

Es ist schon witzig. Als ich Ende der 80er auf die High School ging, hieß es immer, dass die Typen in Led Zeppelin Vollblutmusiker seien, aber Sabbath galten als Versager. Das fußte vor allem auf diversen Gerüchten und der unglücklichen Veröffentlichung von Live At Last. Tja, soll ich dir etwas verraten? Sabbath waren keine schlechten Musiker, aber sie hatten Zugang zu den besten Drogen. Hasch, Schnaps und Koks kamen ihnen im Laufe ihrer Karriere so manches Mal in die Quere. Aber hör dir nur mal an, wie sie allein auf ihrem Debüt spielen. Ihre Band kann mit jeder anderen—wenn auch vielleicht nicht King Crimson—mithalten. Geezer stellt das fehlende Verbindungsstück zwischen Paul McCartney und Steve Harris dar. Tonys Leads sind einzigartig. Ozzy klingt, als würde er warmen Honig gurgeln, und Bill Wards Drumming ist einfach unfassbar. Die Band haute damals einfach alles weg—und sie haut auch heute alles weg. Heutzutage absolvieren Bands nicht mehr diese Lehrjahre, wie das noch in den 60ern üblich war. Damals spielten Black Sabbath während ihrer Residency im Star Club in Hamburg jeden Abend ein 45 Minuten Set. Ja genau, das war der gleiche Laden, in dem sich die Beatles zuvor ihre Hörner abgestoßen hatten, bevor sie sich dann dazu aufmachten, um die Welt zu erobern. Sabbath spielten sogar mehr Gigs im Star Club als die Beatles.

11. Die Sänger von Rainbow, Deep Purple und Judas Priest haben alle schon bei Black Sabbath gesungen

Nachdem man Ozzy für eine Menge schlechtes Benehmen, allgemeiner Unstimmigkeiten und seinen furchtbar aus dem Ruder laufenden Alkoholismus 1979 endlich aus der Band geschmissen wurde, füllt Ronnie James Dio seinen Platz. Der Rainbow-Sänger war alles, was Ozzy nicht war: professionell, traf immer den Ton, war Lyriker und Amerikaner. Dio machte vier Studioalben mit Sabbath, das vierte und beste war dann The Devil You Know, das 2009 unter dem Bandnamen Heaven & Hell erschien. Als Dio sich nach Mob Rules zum ersten Mal von Sabbath trennte, trat Ian Gillan an seine Stelle, um das 1983er, Spinal Tap-esque und leicht aufgedrehte Born Again einzusingen. Und als Dio sich weigerte, für Sabbath als Opening-Act für Ozzy bei dem besagten 1992er Costa Mesa Gig zu singen, sprang Rob Halford von Judas Priest ein, um sein beeindruckendes Gesangsorgan zur Verfügung zu stellen. „Ich mache das nicht“, wird Dio in Iommis Autobiographie zitiert. „Ich unterstütze keinen Clown!“ R.I.P. RJD.

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12. Reden wir über Bill Ward

Ja, er ist THE MAN. Ward ist einer der großen Schlagzeuger-Helden in der Geschichte des Rock. Nichtsdestotrotz, meine Freunde: Auch ohne ihn sind Sabbath Sabbath. Tatsächlich gibt es so manch Sabbath-Album, auf dem kein Gründungsmitglied zu hören ist bis auf Iommi—dem einen mutigen Typen, der diese Band die ganze Zeit über am Leben gehalten hatte. Ward selber kann sich nicht daran erinnern, Heaven and Hell aufgenommen zu haben. Er schaffte es 1997 auch nicht, beim Reunion-Track „Selling Your Soul“ den Takt zu halten, weswegen dann ein Drumcomputer eingesetzt werden musste. 1998 erlitt er einen Herzinfarkt und konnte nur zwei Shows spielen. Es gab diverse Ozzfests, in denen ein Ersatzdrummer hinter einem Vorhang positioniert wurde—nur für den Fall das. Wenn du zu denjenigen gehörst, die 13 oder The End wegen Wards Abwesenheit boykottieren, dann lass mich dir mal folgende Frage stellen: Hast du dir Wards 2015er Album Accountable Beasts gekauft? Nein? Dann halt deine verdammte Fresse! Dann stehst du nicht wirklich hinter ihm, sondern laberst nur rum. Wenn du wirklich zu den 700 Menschen gehörst, die das Album gekauft und dementsprechend Wort gehalten haben, dann hast du meinen Respekt. Bill Ward hat unsere Liebe verdient—das haben Black Sabbath aber auch.

13. The End wird tatsächlich das Ende sein

Ja, wir wissen alle, dass Sharon Ozzy wieder auf Tour schicken wird, sobald sie kann, aber das hier wird die letzte richtige Tour für Sabbath sein. Vielleicht nehmen sie doch noch mal was auf. Vielleicht gibt es auch noch eine Abschiedsshow—oder drei. Vielleicht erleben wir auch noch, wie sie mit Bill Ward Frieden schließen. Aber mit den momentan laufenden Verträgen, Iommis anhaltendem Kampf gegen den Krebs und der Tatsache, dass sich alle auf die 70 zubewegen, wird diese Tour die letzte Chance sein, um alle drei Gründungsmitglieder von Black Sabbath noch einmal zusammen erleben zu können. Und falls du diese Chance sausen lässt, dann ist das dein verdammter Fehler. Wenn du es jemals bis zum Ende von „Dear Father“—dem letzten Song auf 13—gemacht hast, dann weißt du, dass die Band genau dort aufhört, wo sie angefangen hat.

Regen und Kirchenglocken.

Nate Carsons Doom Band, Witch Mountain, hat mal einen Song zu einem Black Sabbath Tribute beigesteuert. Folgt ihm bei Twitter—@nanotear

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