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Popkultur

Warum das Posting der ,Tagesschau' zu Amal Clooney kein Witz ist

Heute ging ein Bild der ,Tagesschau' viral, das von vielen als Witz verstanden wird. Dabei ist es ein wichtiges Statement über unsere Gesellschaft.

Heute Nachmittag hat die Facebook-Page der tagesschau ein Foto auf Facebook gepostet, auf dem man auf den ersten Blick wahrscheinlich zwei Menschen sofort erkennt: Die deutsche Bundeskanzlerin Angela Merkel und den Oscarpreisträger George Clooney. Der Name von zweiterem wird im Text zum Posting jedoch ausgelassen. Es geht in diesem Fall nämlich um Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, die seit 2014 mit George verheiratet ist. Sie hat sich mit der Kanzlerin zu einem Gespräch über die Flüchtlingssituation getroffen und er war in diesem Fall lediglich ihre Begleitung.

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Inzwischen wurde das Posting über 6.000 Mal geteilt und 24.000 Mal geliket und ist viral gegangen. Manche kommentieren das Bild mit dem Hinweis, dass der Witz im Posting-Text gelungen sei. Dass es sich bei dem Posting aber um keinen Witz handelt und es eigentlich völlig normal sein sollte, dass Amal nicht „nur" als die Frau von jemandem gilt, der es als Celebrity zu einiger Bekanntheit in der westlichen Welt geschafft hat, scheinen viele noch nicht verstanden zu haben.

Einerseits könnte man zwar nach der gängigen Medienlogik argumentieren, dass das Einstreuen eines prominenten Namens wie George Clooney quasi den Wert einer Nachricht steigert und sie so eventuell interessanter für eine breite Masse wird, die George eher als Amal kennen. Trotzdem macht man es sich damit zu einfach.

Denn die Symbolik, die mitschwingt, wenn eine ambitionierte Frau wie Amal in erster Linie als Ehefrau und nicht als verdammt gute Anwältin und Powerfrau gesehen wird, ist keine, die 2016 noch etwas im Internet zu suchen haben sollte—ganz im Gegensatz zu Posting-Texten wie dem der tagesschau, wie auch der große Zuspruch auf Facebook und Twitter zeigt.

Vor drei Stunden hat die tagesschau sogar ein zweites Posting veröffentlicht, das sich auf das Bild von Amal, Merkel und George bezieht: Ein Interview mit George Clooney mit dem Hinweis „(der Mann an ihrer Seite)" nach seinem Namen.

Zwar könnte man über die Symbolik des geposteten Bildes streiten, auf dem ein diskutierender George und eine interessiert zuhörende Amal zu sehen ist und nicht umgekehrt, wie der Text zum Post eigentlich suggerieren würde, aber in diesem Fall sagt der Text einfach mehr als tausend Mansplaining-Bilder. Auch The Business Woman hatte schon vor Jahren über Amal so berichtet, als wäre der Name ihres (damals künftigen) Ehemannes der Welt völlig unbekannt. Ärgerlicherweise handelt es sich dabei aber trotzdem noch bei weitem um die Ausnahme und nicht die Regel.

Verena auf Twitter: @verenabgnr