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Der VICE-Guide für Fernsehen an Weihnachten

Alles, was nicht „Kevin—Allein zu Haus" ist, und man über Weihnachten trotzdem schauen sollte. Oder eben nicht.

Seien wir mal ehrlich. Ausnahmsweise—denn während der Feiertage werden wir ohnehin die meiste Zeit damit beschäftigt sein, das jährliche Verwandten-Verhör mithilfe kleiner Lügen („Studium läuft super") möglichst kurz und möglich schmerzlos hinter uns zu bringen. Also: Nicht jeder freut sich auf Weihnachten. Aber jeder freut sich auf Gammeln.

Es sind nicht die Familientreffen, nicht die andächtigen Kirchgänge, auch nicht die krampfhaften Chorgesänge vom trauten hochheiligen Paar, die uns ansatzweise sowas wie Vorfreude auf Weihnachten bereiten. Nein, die wahre Glückseligkeit der Feiertage liegt in dem mehrtägigen Festschmaus, der uns körperinterne Nahrungs-Rücklagen für das gesamte kommende Jahr garantiert, und—vor allem—in der Unbekümmertheit von Feiertags-Fernsehen.

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Neben der jährlichen Wiederkunft von Macaulay Culkin gibt es noch weitere Schutzheilige im TV-Programm, die uns Jahr für Jahr über kiloweise Vanillekipferl hinweg begleiten: Tim Allen, Romy Schneider, Chavy Chase, Helene Fischer, Peter Rapp, die ganze Bagage.

Gebt euch jede Doku, jeden Jahresrückblick, jede Spendengala, jeden Trash-Exzess. Irgendwann erscheint so jemand wie Whoopi Goldberg oder Bill Murray auf dem Bildschirm, ihr müsst nur fest daran glauben. Weil ihr aber gewohnheitsmäßig ohnehin schon wisst, was ihr auf keinen Fall verpassen dürft, zeigen wir euch in bester Nächstenliebe-Manier einfach mal Formate, über die ihr sonst wohl unaufmerksam drüberzappen würdet (vielleicht auch aus gutem Grund).

Hitparade

24.12., 18:30 ZDFkultur

Tut eurer Mama etwas Gutes und überrascht sie an Heiligabend mit den (täglichen) Wiederholungen der Hitparade aus dem Jahre Schnee. In Nullkommanix wird sie sich fühlen wie 20 und Unmengen an Schlager-Endorphinen ausschütten. In besonderen Fällen können sogar Anzeichen einer aufkommenden Dauerwelle auftreten.

Während eure Mama also zu Wolle Petry tanzt und ihr Achselhaare wachsen, könnt ihr euch darüberhinaus wahnsinnig hip und Vintage fühlen mit diesem Retro-Fernseher-Rahmen, den ZDFkultur über seine Ausstrahlung der Hitparade legt—der Authentizität halber.

Heiligabend mit Carmen Nebel

24.12., 20:15 ZDF

Wenn der Titel einer Sendung schon so klingt wie eine Drohung, sollte man sich lieber zweimal überlegen, wo man hinschaltet. Carmen Nebel jedenfalls sieht mir persönlich immer ein bisschen zu sehr nach Präsidentengattin aus und hat diese verrückten Augen, denen man lieber nicht auf der Straße begegnen möchte. Schon gar nicht an Heiligabend.

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Auch hier scheint die Besetzung wie der feuchte Traum einer Mid-50er Hausfrau, deren Erziehungsmethode genau so inkonsequent sind wie ihr Geschmack: Andy Borg, Boney M., Kelly Family, und ganz, ganz viele andere—das Who is Who der Musikszene. Nur, dass man sich eben wirklich fragt: Who is who?

Der tapfere kleine Toaster

25.12., 3:05 ATV II

Foto: Atlas Film

Seitdem wir alle in der Phase unseres Lebens angekommen sind, in der wir Erwachsensein spielen, ist Heiligabend vor allem eins: Ein Saufgelage, um die echten Erwachsenen zu ertragen. Spätestens bis zur Bescherung hat man in der Regel schon so einen picken, dass man vor Freude anfängt zu heulen, wenn die Tante einem einen Zwanziger zusteckt.

Wenn man schlussendlich dann eh wieder hackedicht vorm Fernseher landet, ist Heiligabend ein Heimkommen wie jedes andere. Der tapfere kleine Toaster könnte den perfekten Abschluss einer durchzechten, stillen Nacht bilden—ein Kinderfilm, für den wir rückblickend betrachtet keine andere Erklärung haben als einen verdammt harten Trip. Um 3:00 Uhr morgens mit 2 Promille wird es Sinn ergeben.

Die Helene Fischer Show

25.12., 20:15 ZDF

Helene Fischer ist die Königin der Welt und jeder weiß es. In ihrer jährlichen Weihnachtsshow ist nichts heilig—wer also nicht mitbekommen möchte, wie Helene eine total willkürliche Aneinanderreihung von Songs mit noch willkürlicher ausgewählten Künstlern im Duett performt, dabei alles in ihrem triefenden Musical-Vibrato ertränkt und eine Meute wildgewordener Tänzer hinter ihr einen Zirkus aufführt, der sollte hier lieber nicht einschalten. „Shake It Off" von Taylor Swift gemeinsam mit Lena Meyer-Landrut? I shit you not. Slay, Helegend.

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Licht ins Dunkel

24.12., ORF 2

Peter Rapp hat seine traditionelle Licht ins Dunkel-Moderation dieses Jahr ja bereits auf Facebook angeteasert. Heiliger Himmelvater der Eisbären. So, wie wir ihn irgendwie schon immer gesehen haben. Die Gala läuft jedes Jahr gefühlte 24 Stunden und stellt einen Großteil meiner Erinnerung an Oma-Weihnachten dar.

Wenn ihr wissen wollt, wie es sich anfühlt, alt zu sein—seht euch die ganze Sendung an. Von Anfang bis Ende. Inklusive der unangenehmen Schaltungen zu den „Promis" am Spendentelefon und dem Auftritt der Hackbrett-Schwestern aus Bad Oaschloch. In den Pausen könnt ihr ja Enya hören. Solltet ihr euch aber doch für Kevin entscheiden—Heiligabend, Sat.1. Beide Teile. Wiederholung am zweiten Weihnachtsfeiertag. Ihr wisst, was zu tun ist.

Franz schaut fix die Helene Fischer-Show: @FranzLicht