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In Südkorea wird ein Baseball-Team von Robotern angefeuert

Um auf rückläufige Zuschauerzahlen zu reagieren, setzen die Hanwha Eagles jetzt auf Roboter. Hoffentlich haben die auch einen guten Akku.
Photo via the Hanwha Eagles

Es steht außer Frage, dass Roboter in der Zukunft mehr und mehr Aufgaben übernehmen werden, die heute noch von Menschenhand ausgeführt werden. Das gilt auch für den Sportbereich. Beispiel dafür sind die Ballmaschinen für Tennis- und Tischtennisspieler. Und auch im Baseball kommt eine ähnliche Maschine, die sogenannte Pitching Machine, zum Einsatz. Stichwort Baseball: Im Target Field der Minnesota Twins gibt es mittlerweile auch schon einen Bierautomaten, wenns im Spiel mal wieder länger dauert. Doch den neuesten Schrei, was Robotertechnologie im Sport betrifft, finden wir in Südkorea, genauer gesagt bei den Baseballern der Hanwha Eagles. Denn dort feuern schon heute Roboter-„Fans" ihre Mannschaft an.

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Die Eagles sind die Houston Astros der koreanischen Baseball-Liga, indem sie in den letzten sechs Jahren fünfmal auf dem letzten Platz gelandet sind. Das Team ist so schlecht, dass es von gegnerischen Fans nur Hanwha Chickens genannt wird. Dabei lief es nicht immer so miserabel. 1999 wurde man sogar Meister.

Doch zurück zu dem, wodurch sich der Verein wirklich von der Konkurrenz abhebt: seine Roboter-Anhänger. Dem Verein zufolge gehe es bei den Tech-Tifosi aber nicht darum, das Daejeon-Stadion mit drei zusätzlichen Reihen voller wirken zu lassen (auch wenn das durchaus angebracht wäre, siehe unten). Stattdessen wolle man mit der Aktion vor allem Fans, die es nicht zu den Spielen schaffen, die Möglichkeit geben, ihre geliebten Spieler mit SMS-Parolen anzufeuern. Möglich wird dies über LED-Anzeigen, die von den Robotern hochgehalten werden. Auf diesen Anzeigen können Fans sogar ihre Gesichter—Generation Selfies sei dank—abbilden lassen. Und sogar eingeschränkt steuern lassen sich die Roboter.

„Mir gefällt die Tatsache, dass ich mein Team unterstützen kann, auch wenn ich nicht selber im Stadion bin oder vor dem Fernseher sitze", so Eagles-Fan Kim Seung-bi im Interview mit Korea Biz Wire. „Ich bin nämlich stolz darauf, ein Eagles-Fan zu sein, nicht zuletzt wegen dieser technologischen Innovationen."

Wenn die Roboter nicht gerade die Nachrichten und Gesichter ferngebliebener Fans anzeigen, leuchten ihre LEDs mit traditionellen Anfeuerungen à la „Los Eagles!" und „Wir lieben euch, Eagles!" auf.

Die Roboter sitzen Richtung Outfield und die Spieler—zumindest der Spieler aus dem Werbevideo—scheinen die Idee gut zu finden. „Die Roboter sind eine tolle Sache", meint der 28-jährige Eagles-Pitcher Andrew Albers in dem Video. „Ich denke, dass sie mit ihren Botschaften die Fans im Stadion mitreißen können."

Es ist nicht das erste Mal, dass ein Verein seine Tribünen mit Fake-Fans ausstattet. Der italienische Fußballklub Triestina hat sich 2010 an ein ähnliches Gimmick gewagt. Da die Fans in Italien den Stadien fernbleiben, kam man in Triest auf die Idee, überdimensionale Tücher mit Fotos von jubelnden Fans zu bedrucken und mit diesen ingesamt 10.000 Plätze im Stadion abzudecken. Da die TV-Kameras regelmäßig auf die Tribünen gerichtet wurden, hat man einige Stellen auch für Werbung freigelassen, um die klammen Kassen etwas aufzufüllen. Leider hatte man dabei nicht bedacht, dass die Fans auf den Fotos allesamt Schals und dicke Winterjacken tragen, das Spiel aber an einem warmen Septembernachmittag angesetzt war. Das Ganze hört sich doch ziemlich albern an—oder eher traurig, wenn man bedenkt, dass der Verein zu der Zeit in der 2. Liga spielte. Unvorstellbar, dass hier zulande auch nur ein Drittligist zu ähnlichen Mitteln greifen müsste, um so etwas wie ein volles Stadion vorzugaukeln (sogar in unseren Regionalligen geht so richtig die Post ab, wie du hier nachlesen kannst).

Bei den Roboter-Fans in Südkorea geht es hingegen nicht um ökonomische Gedankenspiele, der Verein ist finanziell gut aufgestellt. Der Grundgedanke hinter der Aktion ist wohl eigentlich, Spiele der Eagles wieder interessanter zu machen, um so mehr (lebende) Fans ins Stadion zu locken. Denn seitdem ihr großer Star Hyun-Jin Ryu (der 2006—in seinem Rookie-Jahr—als MVP der koreanischen Baseball-Liga ausgezeichnet wurde) 2012 zu den Los Angeles Dodgers in die MLB gewechselt ist, sind die Zuschauerzahlen stetig rückläufig. Bleibt nur die Frage, ob die Roboter daran etwas ändern können. Wir bleiben für euch auf jeden Fall am Ball.