FYI.

This story is over 5 years old.

Medien

Dorfer schreibt eine Glosse über das ORF-Angebot für Menschen mit Leseschwäche – und greift damit ins Klo

"Sprache ist schwierig. Immer. Besonders diese Haupt-Wörter. Oder diese Beistriche, die immer die Sätze so lästig unterbrechen tun."
Foto von: Peter Rigaud

Menschen mit Leseschwäche sind schon was Lustiges. Zumindest scheint es, als würde das Alfred Dorfer so sehen, wie der neueste Beitrag seiner Kolumne in der Zeit nahelegt. In dem Text macht sich der Kabarettist und Schauspieler über das Angebot des ORF lustig, das Menschen mit Leseschwäche jetzt auch Nachrichten in einfacher Sprache anbietet.

So etwas steht dann dort:

"Der ORF sieht dies als Beitrag zur sogenannten Barrierefreiheit. In alter, schmutzig-unkorrekter Sprache könnte man auch von einer Dienstleistung für intellektuell Behinderte sprechen. Das ist positiv, also gut. Denn das hilft. Sehr. Ja, tut es. Aber total, also völlig. Weil Sprache ist schwierig. Immer. Besonders diese Haupt-Wörter. Oder diese Beistriche, die immer die Sätze so lästig unterbrechen tun."

Anzeige

Dass sich von diesen Zeilen Betroffene und Engagierte gleichermaßen angegriffen fühlen, sollte eigentlich niemanden verwundern.

Martin Ladstätter, Mitglied des Monitoringausschuss zur Umsetzung der UN-Konvention über die Rechte von Menschen mit Behinderungen, greift die Kolumne auf seinem Blog Bizeps auf und erklärt auf Anfrage von VICE, dass leichte Sprache zielgruppen- und situationsgerecht und respektvolle Information für ein selbstbestimmtes Leben unerlässlich sei.

Klaus Candussi, Geschäftsführer von atempo ist wesentlich an der Entwicklung des neuen Angebots des ORF beteiligt. Er veröffentlichte auf Ladstätters Blog ein langes Statement zur Kolumne und erklärt darin, dass es verdammt schwierig sei, leicht verständliche Nachrichten gut zu formulieren. Sie seien aber trotzdem wichtig für Menschen mit geringem Sprachverständnis, nicht deutscher Muttersprache oder mit Lernschwierigkeiten:

Bei genauerem Hinsehen könne man erkennen, "dass es bei dieser Form der Nachrichten genau darum geht, die oben genannten Gruppen eben nicht der oft nicht bloß sprachlich vereinfachten Information von bestimmten Boulevard-Medien zu überlassen."

Alfred Dorfer ist von den starken Reaktionen auf seine Kolumne vorsichtig gesagt überrascht. All dies tue ihm sehr leid; die Verhöhnung von Menschen mit Leseschwäche sei natürlich nie seine Absicht gewesen. In einer Entgegnung Dienstagnachmittag erklärt er, es sei ihm vielmehr darum gegangen, "den Verfall der Sprache in manchen Medien und bei manchen Politikern anzuprangern. Das dürfte aber leider danebengegangen und missverstanden worden sein."