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Ist es okay, einem Roboter an den Arsch zu packen?

Darf man einen Roboter unsittlich anfassen? Die Forschung zwingt ihre Probanden, genau das zu tun.
Nao. Bild: Stephen Chin | Flickr | Lizenz: CC BY 2.0

Ein Roboter fordert dich auf, ihm an den Arsch zu packen. Was machst du?

Greifst du in die Vollen? Du musst dich nicht schlecht fühlen, denn Roboter haben keine Gefühle, geschweige denn einen tatsächlichen Hintern. Es ist also vollkommen in Ordnung, mal beherzt zuzugreifen. Oder?

In einem neuen Experiment der Stanford University wurden Teilnehmer von einem Roboter genau vor diese Entscheidung gestellt. Insgesamt sollten sie sogar 13 seiner Körperteile anfassen—darunter auch das Hinterteil des Roboters.

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Das von dem Wissenschaftler Jamy Li geleitete Experiment liefert verwirrende neue Ergebnisse darüber, wie wir Menschen Roboter betrachten: Sind sie nichts weiter als ein Haufen elektronischer Teile und Plastik, der uns im Alltag helfen soll, oder bedeuten sie uns etwa mehr?

„Leute, die den Staubsaugerroboter Roomba besitzen, geben ihm oft einen Namen und reden zu Hause mit ihm", so Li. „Bei einem Toaster tun sie sowas normalerweise nicht. Es besteht also scheinbar ein Zusammenhang zwischen dem Berühren des Roboters und der Entwicklung einer gewissen Vertrautheit. Der Roboter geht über den Status eines normalen Haushaltsgeräts hinaus."

Tatsächlich fühlten sich die Teilnehmer bei der Aufforderung, die Geschlechtsteile eines Roboters anzufassen, ziemlich unwohl. Als sie es dann taten, konnte ein erhöhter Hautleitwert—der entsteht wenn Strom auf der Haut aufgrund erhöhter elektrodermaler Aktivität kurzzeitig besser geleitet wird—gemessen werden, der in der Wissenschaft als Indiz für eine erhöhte physiologische Erregung betrachtet wird. Insgesamt sollten dreizehn Körperteile, die unterschiedlich schwer „zugänglich" waren, berührt werden. Beim Menschen werden beispielsweise die Hände einer anderen Person deutlich weniger unbefangen berührt als Körperstellen wie die Augen, das Hinterteil und die Geschlechtsteile.

„Die Erkenntnis, dass die taktile Wahrnehmung eines Roboters sich auf die menschliche Physiologie auswirkt, stützt die Vermutung, dass Roboter in Menschen starke soziale Reaktionen hervorrufen können, erheblich", so die Wissenschaftler. „Diese Reaktionen sind nicht gespielt—sie treten nämlich auf einer tieferliegenden physiologischen Ebene auf." Die Forschungsergebnisse sollen im Juni auf der Annual International Communication Association Conference in Japan vorgestellt werden.

Der für das Experiment genutzte Roboter war übrigens ein Modell des niedlichen kleinen Nao—die Forscher beschreiben seine Erscheinung als „einem Kind oder Spielzeug ähnlich"—was die ganze Sache noch ein bisschen verwirrender macht.

Zwar wertete das Forscherteam nicht aus, warum die Teilnehmer auf das Berühren des Intimbereichs eines Roboters ähnlich reagierten, als wenn sie einen echten Menschen berühren würden. Doch sie legten nahe, dass die Ergebnisse dazu genutzt werden könnten, bessere Roboter zu entwickeln. Ein Konversationsroboter, der dich zum Berühren seiner Schulter einlädt und dabei deine physiologische Erregung misst, könnte das erlangte Wissen nutzen, um einzuschätzen, wie „nah" du dich ihm fühlst—und dementsprechend darauf reagieren.

Statt die Roboter einfach weiterhin unsere Drecksarbeit machen zu lassen und sie zu vermöbeln, wäre es also vielleicht sinnvoller, sie mit Respekt zu behandeln—denn wer weiß, was uns sonst blüht, wenn Roboter eines Tages ein eigenes Selbstbewusstsein entwickeln?