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Umfrage

Besucher des Berliner Tierparks erzählen von ihrer Trauer um den kleinen Eisbären Fritz

"Wie füllt ihr die Lücke, die Fritz in eurem Leben hinterlassen hat?" – "Das geht nur mit viel Alkohol."

Jedes Jahr sterben Tausende unschuldige Tiere in den Zoos dieser Welt: Nacktmulle, Enten, Ziegen, Schimpansen, HARAMBE. Nun ist aber Eisbärbaby Fritz von uns gegangen. Wie sollen wir das verkraften?

Es sind soeben die letzten Narben verheilt, die der kleine Knut durch seinen viel zu frühen Tod in unseren Herzen hinterlassen hat, die letzten Tränen getrocknet, da erreicht uns die nächste Schreckensnachricht: Knuts Nachfolger, das Eisbärbaby Fritz, ist tot. Dabei wäre er der Star am Firmament des Berliner Tierparks geworden, der Grund, das Date statt zu "Netflix and Chill" mal wieder auf einen Besuch in den Tierpark einzuladen. Aber die Inkarnation der Süßheit hat uns verlassen. Im Alter von gerade mal vier Monaten ging Fritz am Montagabend von uns, nachdem er zuvor an einer Leberentzündung erkrankt war.

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Sein Vorgänger Knut war ein regelrechtes Medienphänomen: Er schmückte das Cover der Vanity Fair neben Leonardo DiCaprio, sorgte für ein nicht enden wollendes Auflaufen von Fernsehteams aus aller Welt und zierte mit seinem pelzigen Antlitz sogar eine Umwelt-Briefmarke der Deutschen Post.

Das alles wird Fritz nicht mehr erleben. Keine süßen Fotos vom herumtrollenden Eisbärbaby, keine künstlich in die Höhe getriebenen Besucherzahlen des Berliner Tierparks und keine eng gequetschten Körper vor dem Zaun des Tiergeheges. Wie geht es den Trauernden nun? Wie sollen sie nur weiterleben? Warum ist Fritz für sie so wichtig? Wir haben die Besucher des Berliner Tierparks gefragt.

Christian, 36, mit Sohn John Paul, 5

VICE: Ist es schade, dass das Eisbärbaby nicht mehr lebt?
Christian: Wir waren richtig traurig. Wir wollten das Eisbärbaby heute sehen, ne, John Paul? Und dann haben wir heute in den Nachrichten gehört, dass das Baby verstorben ist.
John Paul: Ne, habe ich nicht gehört. 
Christian: Ne, du nicht, aber ich.

Vermissen Sie den Eisbären?
Na ja, letztendlich ist es doch auch nur ein Tier.

Und das hat weniger Bedeutung?
Nein, also weniger Bedeutung nicht, aber ich bin ehrlich, das persönliche Ausmaß hält sich in Grenzen.

Also trauern Sie nicht um den Eisbären?
Na ja doch, schon. Also man hat den ja jetzt auch ein paar Mal gesehen im Fernsehen. Dass der gestorben ist, ist schon traurig. Aber man hat keinen Bezug zu dem Tier aufgebaut.

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Wird Fritz denn im Eisbär-Himmel mit Knut spielen?
Natürlich. Der Knut ist jetzt zwar ein paar Jahre älter, aber Eisbären verstehen sich ja untereinander.

Stammbesucherin (möchte unerkannt bleiben), 67

VICE: Wie geht es Ihnen heute hier im Tierpark?
Stammbesucherin: Heute bin ich traurig, weil der Fritz gestorben ist. Es ist nicht mehr diese Erholung da, die ich sonst im Tierpark hatte, die Traurigkeit überwiegt.

Werden Sie den Eisbären vermissen?
Klar, wann sieht man schonmal einen kleinen tapsigen Eisbären in der Natur. Aber ich hatte Angst, weil ja so ein Rummel um den Kleinen gemacht worden ist. Ich dachte: Oh Gott, der arme Kerl, der kann ja nichts dafür, dass der plötzlich Superstar geworden ist. Er ist dafür ja auch nicht geboren. Dafür sollte hier aber alles neu gemacht werden, damit die Leute kommen und "Fritz" schreien. Es gab ja damals schon bei Knut das Problem, dass so viele da waren.

Mhmhm. Traurig.
Ja. Nun ist er tot.

Wie füllen Sie die Lücke, die Fritz hinterlassen hat?
Das kann man nicht. Hier gibt es nichts mehr zu füllen. Tiere sind hier wenig da, weil durch die Vogelgrippe auch die Enten gestorben sind. Aber es sind zwei Takine geboren, die sind für mich jetzt der Ersatz.

Wie trauern Sie?
Na ja, also der Kleine, der merkt ja nichts mehr. Aber ich kenne die Mutter, die Tonia, ich denke mal, die wird jetzt traurig sein, dass ihr Kind nicht mehr da ist. Auf den letzten Bildern sah die auch nicht mehr gut aus. Aber Bologna, der Papa, der war lustig.

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Wünschen Sie sich denn einen neuen Eisbären?
Ne, ich wünsch mir hier nichts. Auf keinen Fall.

Elisabeth, 60, mit Enkelkind

VICE: Trauern Sie denn um Fritz?
Elisabeth: Dass er krank war, hat mich geschockt. Und dass er jetzt noch gestorben ist, das ist natürlich schade. Das macht mich traurig. Man hätte ja eine Attraktion fürs Enkelkind gehabt.

Also hat es keine besondere Auswirkung auf Ihr Leben, dass Fritz nicht mehr da ist?
Ne. Aber ich freu mich, dass um ihn nicht so ein Hype gemacht worden ist wie um Knut. Das muss ich mal ehrlich sagen.

Das klingt ja fast, als denken Sie, es sei besser, dass Fritz tot ist.
Ja. Weil er krank war. Wäre er gesund, wäre es schön, wenn hier eine Attraktion gewesen wäre.

Wünschen Sie sich einen neuen Baby-Eisbären?
Nein, ich freue mich, dass Edgar lebt.

Wer ist Edgar?
Edgar ist der Babyelefant, der voriges Jahr am 31. Dezember hier geboren worden ist und jetzt im Elefantenhaus lebt.

Das ist also eine Entschädigung für Fritz.
Ja, es wäre schon schön, wenn Fritz auch da wäre, aber man kann es nicht ändern. Und es gibt ja hier noch mehr Eisbabys im Laufe des Jahres.

Meinen Sie Eisbärbabys? Oder andere Babys?
Andere Babys.

André, 22, und Jonathan, 22

VICE: Was bedeutet es euch, heute hier im Tierpark zu sein?
Jonathan: Es ist schon ein trauriger Moment.

André: Wir sind extra aus Frankfurt hierher gekommen, um das Eisbärbaby zu sehen, und jetzt ist es tot.

Auf welche Art und Weise trauert ihr um den Eisbären?
Jonathan: Wir legen einen Kranz nieder.

Wie füllt ihr die Lücke, die Fritz in eurem Leben hinterlassen hat?
Jonathan: Das geht nur mit viel Alkohol.

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