Febo und Smullers – Hollands befremdliche Automatenrestaurants

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Febo und Smullers – Hollands befremdliche Automatenrestaurants

Wenn du schon mal in Amsterdam warst, kennst du die Fastfood-Automaten an zahlreichen Straßenecken. Man findet sie ein bisschen ekelhaft, probiert sie trotzdem aus, verbrennt sich an den unverschämt heißen Kroketten die Zunge, und geht bald wieder hin.

Mal ganz ehrlich: das Prinzip „Höher, schneller, weiter" wird uns einfach zu häufig um die Ohren gehauen. Und gerade in Bezug auf die tägliche Nahrungsaufnahme sollte man sich doch fragen, ob auch hier Effizienz-Optimierung das Mittel der Wahl ist.

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Welche befremdlichen Früchte dieser Ansatz bisweilen trägt, demonstrieren uns die Holländer, die bereits seit rund 60 Jahren Fastfood auf ein neues Level zu heben versuchen. Wir sprechen von Hollands „automatiek" oder „automaat" Restaurants, bei denen man niederländische Leckereien aus einer überdimensionalen Automatenfront ziehen kann. Der Umstand, dass diese Schnellimbisse bereits seit der zweiten Hälfte des zwanzigsten Jahrhunderts die Amsterdamer Straßen zieren, macht diese aber eher zu einem vor Fritierfett-triefendem Retro-Kuriosum als zu einer innovativen Fastfoodschubse.

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Heute haben aktuell immer noch zwei Ketten das Amsterdamer Automaten-Game on lock: Einerseits das Traditionsunternehmen „Febo" (gegründet 1941 und zunächst als einfache Bäckerei unterwegs) und andererseits „Smullers", die heute mit Hilfe von Facebook-, Twitter- und Instagram-Fanscharen versuchen, nach neuen Konsumenten zu buhlen. Dabei nimmt Smullers eher Verkehrsknotenpunkte wie den Amsterdamer Hauptbahnhof in Beschlag, während das rote Febo „F" an jeder zweiten Straßenecke zu leuchten scheint.

Das Prinzip ist der Imbissbuden ist einfach: man wechselt sein Geld an einem Automaten in kleine Münzen, sucht sich ein Fach mit dem gewünschten Inhalt, wirft zwischen einem und drei Euro ein, öffnet die Klappe und greift nach dem Snack. Danach wird aus der sich dahinter befindenden Küche die Leckerei nachgeschoben und der Spaß beginnt von vorne. Gerade im akuten Rauschzustand oder zwischendurch ein gefährlich einfaches Prinzip.

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Zumal die erschwinglichen Snacks Junkfood sind, wie es im Buche steht: ob Kroketten (die hier statt mit Kartoffelbrei mit einer in Butter aufgekochten Mehlmischung samt Fleischeinlage daher kommen), Burger in diversen Variationen oder die wurstförmigen Frikandel aus Rind und Hühnerfleisch – schneller als gewünscht drohen die kleinen Snacks ständige Webbegleiter zu werden. Allem voran die Kaassoufflés, handflächengroße frittierte Käsetaler, die als eines der wenigen vegetarischen Gerichte daherkommen, abgesehen von Pommes Frites natürlich, die in jeder Filiale zusammen mit Getränken und Eiscreme am Tresen zu haben sind. Auf die Spitze treiben es die Holländer dann noch mit Bami, frittierten Hotpockets mit asiatischer Nudelfüllung, die das wohl aus Kolonialzeiten stammende Verlangen nach asiatischen Speisen, als auch die niederländische Leidenschaft nach Frittiertem auf einzigartige Weise vereinen.

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Fotos: Joeri Bleumer

Bleibt nur die Frage: Wieso das Ganze? Das Vermeiden zwischenmenschlicher Kontakte dürfte kein Argument sein, schließlich sind Holländer alles andere als scheu und abweisend. Und Kroketten und Frikadellen mampfen sich ganz offensichtlich gemeinsam vor Automatenwand immer noch am besten. Schnell und einfach ist dieses Verkaufsmodell, außerdem können Febo-Fans bei akuten Fressattacken die Kroketten-Versorgung hemmungslos nachdosieren. Das spart Personalkosten und ermöglicht selbst spätnachts noch den Fritierfetthaushalt auf Vordermann zu bringen. Natürlich nur, wenn man gängigem Fastfood nicht abgeneigt ist.