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Frei.Wild und die berüchtigte Grauzone

Frei.Wild spielen also in St. Pölten und der Aufschrei ließ nicht lange auf sich warten.

Foto via Wikimedia.

Frei.Wild spielen also in St. Pölten. Der Aufschrei ist wieder da, die Niederösterreichischen Nachrichten berichteten. Frei.Wild und rechte Kontroverse sind keine Unbekannten. Die Band wurde sogar schon von der Rechtsrock-Band Stahlgewitter verklagt, weil sie anscheinend einen ihrer Songs plagiarisiert haben. Wer zwei Ohren und etwas Musikverständnis besitzt, kann ohne Probleme feststellen, dass der Plagiatsvorwurf durchaus berechtigt ist. Man könnte behaupten, es wäre hiermit bewiesen, dass Frei.Wild zumindest in ihrer Frei.Zeit mal Nazi.Mukke hören. Frei.Wild wurden auch wegen rechter Vorwürfe vom Echo ausgeladen, dort stellte sich jedoch eher die Frage, warum eine Südtiroler Band einen deutschen Musikpreis gewinnen sollte.

Auf Anfrage von Noisey bei FG Event Productions—dem Veranstalter des Frei.Wild Konzerts in St. Pölten—wurde versichert, FG Event Productions würde jeden Künstler den FG bucht auf die Verbreitung rechten Gedankenguts überprüfen und bei Frei.Wild wäre diese Überprüfung mit dem Prädikat „unbedenklich“ konkludiert worden. Unter anderem, weil sich Frei.Wild auch öffentlich gegen Rassismus und Fremdenfeindlichkeit positioniert haben. Dem Sänger und primären Songwriter der Band, Philipp Burger, wird auch öfters seine Vergangenheit in einer Rechtsrock-Band zur Last gelegt.

Wo befinden wir uns hier also? In der berüchtigten Grauzone. Nicht nur in der Grauzone, in der Frei.Wild jetzt wohl positioniert sind, sondern in der Grauzone, was man jetzt von alldem halten soll. Obwohl eine Vergangenheit in einer Rechtsrockband sicher etwas Verwerfliches ist, sollte man niemandem verbieten, aus der Geschichte zu lernen und seine Einstellung zu Rassismus und Fremdenhass zu ändern. Obwohl sich Frei.Wild öffentlich gegen Rechts positioniert haben, passieren immer wieder Dinge, die diese Distanzierung in Frage stellen—wie das erwähnte Stahlgewitter-Plagiat. Frei.Wild sind offensichtlich nicht wirklich rechts, aber auch nicht wirklich nicht rechts. Der Veranstalter ist in einer—verständlichen—wirtschaftlich motivierten Position. Wenn man jedes Konzert bei den ersten Vorwürfen—egal in welche Richtung—absagt, gäbe es keine Konzerte mehr. Das Management der Location hat sich gegenüber den NÖN geäußert, dass Frei.Wild natürlich überprüft worden wäre und für unbedenklich befunden, da auch mehrere Auftritte im Wiener Gasometer kein Problem waren.

Ist es wirklich die Verantwortung von Veranstaltern jede Band nicht zu buchen, wenn sie auch nur etwas FPÖ-nähere Aussagen tätigen? Ist es nicht, man muss dann halt auch mit den Reaktionen auf das Booking leben können. Optimal wäre natürlich, wenn einfach niemand hingehen würde—primär, weil die Musik von Frei.Wild wirklich schrecklich ist. Habt ihr euch mal Rechtsrock so aus Bildungsgründen angehört? Sogar ohne die Politik wäre das alles einfach keine gute Musik. Die rechten Texte machen es nur noch unhörbarer. Ist es die Verantwortung von Veranstaltern über die politische Einstellung der Bookings zu entscheiden? Nein ist es nicht, aber man muss dann mit öffentlichen Reaktionen umgehen.

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