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Rocko Schamoni, Dendemann und Jan Böhmermann singen der deutschen Kanzlerin ein Ständchen

Bei Jan Böhmermann werden mal wieder die richtigen Fragen gestellt.

„Dein Busen ist ein Friedhof für Orden, und unter dir hörst du das Räderwerk dröhnen“

Humor ist selbstverständlich Geschmacksache, aber eines muss man Jan Böhmermann lassen: Er produziert mit Neo Magazin Royale fast schon im Wochentakt Videomaterial, über das wir alle reden. Gestern Abend war es die Einladung Rocko Schamonis in seine Sendung, die für einen jener seltenen klugen deutschen Fernsehmomente sorgte. Schamoni ist natürlich mit allen gegenkulturellen Wassern gewaschen: Er spielte in Punk-Bands, machte in Filmen mit und natürlich ist er auch der eine von den dreien von Studio Braun. Will heißen: Es wäre natürlich verwunderlich gewesen, wenn bei seiner Performance nur halblustiger Blödsinn rausgekommen wäre.

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Mit „Angela“ hätte man trotzdem nicht gerechnet. Über Angela Merkel wurde Vieles geschrieben in den letzten Monaten, allerdings drehten sich die journalistischen Kommentare und Think Pieces über das Handeln der Bundeskanzlerin häufig im Kreis. Dass Angela mit Vorsicht durch den Porzelanladen der Weltpolitik tippelt, anstatt forsch loszutrampeln—das weiß man bereit. Über die nüchterne Emotionslosigkeit, mit der die Kanzlerin Deutschland lenkt, wurde hingegen bisher vergleichsweise wenig wirklich Pointiertes geschrieben. Genau das gelang gestern Schamoni—mit wenigen Worten.

Wenn er singt „Dann siehst du ein Mädchen voller Sehnsucht und Träume, ein Land so voller Grenzen und Zäune —das scheint so lang her“, dann weckt er damit zunächst mal unsere Sympathie für die in der Öffentlichkeit so wenig greifbare Kanzlerin, bevor er fragt: „Angela, was hat die Macht aus dir gemacht?“ „Angela“ ist nämlich größer als Frau Merkel. Im Kern verhandelt der Song die Frage, ob die Macht Politiker vielleicht zwangsläufig „so leblos macht“. Und wenn Dendemann zum Abschluss rappt: „Kleine Angie, pass auf, was die Macht mit dir macht,“ dann stellt man sich zwangsläufig vor, wie Angela Merkel mitten in der Nacht in ihrem großen, finsteren Büro sitzt und eine Träne verdrückt, ob der Wahrheit, die in diesem Lied steckt. Das einzig Traurige an der Geschichte: Vermutlich hat sie nicht mal die Zeit, sich diesen Song anzuhören—sie muss ja regieren.

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